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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 21.1958

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Lais, Robert: Die Technik der frühmittelalterlichen Keramik eines Dorfes bei Merdingen (Ldkrs. Freiburg)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43788#0187
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Die Technik der frühmittelalterlichen Keramik eines Dorfes bei Merdingen, Ldkrs. Freiburg i.Br.

181

Unsere statistische Reihe ist also eine normale Häufigkeits-
reihe.
Dies heißt aber, daß das mit Kalk gemagerte Scherbenmaterial in Merdingen aus einer
bestimmten Ursache eine sehr einheitliche Dicke hat und die Schwankungen um den
Mittelwert nur durch kleine Zufälligkeiten hervorgerufen sind.
Dieses Ergebnis ist durchaus unerwartet und bedarf daher einer weiteren Erklärung.
Wandstärke und Größe eines Tongefäßes hängen miteinander zusammen: die Wandstärke kann
nicht unter ein gewisses Maß herabgedrückt werden, ohne daß der Aufbau aus dem noch weichen
plastischen Ton gefährdet oder unmöglich wird, und sie wird nach oben hin ein gewisses Maß
nicht überschreiten, weil es Materialverschwendung bedeuten würde, das Gefäß dicker zu
machen, als der Aufbau und die Festigkeit es fordern. Von der Wandstärke und Größe eines
Gefäßes hängt aber auch die Anzahl der Scherben ab, die es beim Zerbrechen und der unabsicht-
lichen Zertrümmerung, dem Zertretenwerden, solange es auf oder nahe der Erdoberfläche liegt,
und dem Zerfall durch Verwitterungsvorgänge im Boden, liefert. Dünnwandige Gefäße werden
zwar kleine Scherben liefern, ihre Anzahl wird aber wieder dadurch herabgemindert, daß solche
Gefäße nur geringe Größe haben. Bei den dickwandigeren großen Gefäßen tritt derselbe Aus-
gleich ein: sie zerbrechen an sich in größere Scherben; infolge der bedeutenderen Größe der
Gefäße wird deren Anzahl dennoch erheblich sein. Genauer läßt sich der Zusammenhang zwi-
schen Gefäßgröße, Wandstärke und Scherbenzahl einstweilen nicht fassen. Immerhin wird die
Annahme, ein dünnwandiges kleines Gefäß liefere ebenso viele kleine wie ein dickwandiges
großes Gefäß große Scherben, weniger falsch sein als irgendeine andere.
Stammt daher eine bestimmte Scherbenmenge von einer jeweils gleichen Anzahl kleiner, mittel-
großer und großer Gefäße, so muß die Häufigkeitskurve einen flachen Rücken mit steilem An-
und Abstieg haben.
Demgegenüber sagt die in unserem Fall ermittelte normale Häufigkeits-
kurve folgendes aus:
Unter den mit Kalkspat gemagerten Scherben von Merdingen hat eine unerwartet
große Anzahl die gleiche Dicke von 6,5 mm. Etwas weniger, doch immer noch sehr
häufig sind Scherben von 5,5 und 7,5 mm mittlerer Wandstärke. Demgegenüber ist die
Menge der ausgesprochen dünn- und dickwandigen Scherben sehr gering.
In der Merdinger Siedlung müssen also kalkgemagerte Gefäße von sehr einheitlicher
Wandstärke und daher auch Größe benutzt worden sein. Dies deutet auf reihen-
weise Herstellung in einer Töpferwerkstatt, Beschränkung
auf wenige Typen und gutes handwerkliches Können des
Töpfers hin, obwohl das Herstellungsverfahren, wie wir später sehen werden, noch
recht urtümlich anmutet.

Wer wenden uns nunmehr den mit Quarz gemagerten Scherben zu. Die Statistik
ergibt:

Durchschnittliche
Dicke x in mm
Anzahl
y
3.5
4.5
5.5
6.5
7.5
8.5
16
64
64
57
56
32
 
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