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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 21.1958

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Lais, Robert: Die Technik der frühmittelalterlichen Keramik eines Dorfes bei Merdingen (Ldkrs. Freiburg)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43788#0190
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Robert Lais f

Zahlreiche der mit Kalkspat gemagerten Scherben enthalten in ihrer Grundmasse viele
sehr feine Quarzkörnchen. Auch dies deutet auf die Verwendung von Rheinschlick hin.
Allerdings könnte es sich auch um Lößlehm handeln, der an feinem und feinstem
Quarzsand sehr reich ist. Doch müßte dann auch der im Lößlehm immer auftretende
Eisenschuß, rundliche bis zu 3 mm große Körner unreinen Brauneisensteins, vorhanden
sein. Solche habe ich in keinem Scherben gefunden.
Der größere Teil der Merdinger Scherben (329 im Gesamtgewicht von 6,5 kg) enthält
Kalkspat in Form rhomboedrischer wasserheller oder weißlich, gelb oder bräunlich
durchscheinender Spaltstücke. Ihre Größe erreicht gelegentlich 2 mm. Nie habe ich in
diesen Scherben unkristallisierten, dichten Kalk in unregelmäßig geformten Bruch-
stücken gefunden, also Kalk, der etwa aus der Zertrümmerung triadischer, jurassischer
oder tertiärer Kalksteine des Breisgaus oder anderer Gebiete gewonnen sein könnte.
Zwar gibt es hier auch sog. Spatkalke; sie sind aber immer deutlich gelb oder dunkelrot-
braun gefärbt.
Kalkspat tritt im Bereich der Vorbergzone des Breisgaus mit einer Ausnahme nur in
Form von Spalt- und Kluftausfüllungen und -auskleidungen oder von Tropfsteinen auf.
Derartige Vorkommnisse werden im allgemeinen nur beim Betrieb von Steinbrüchen
bekannt. Sie sind meist so geringfügig, daß eine technische Gewinnung auch in beschei-
denem Umfang nicht lohnt.
Es gibt aber im Breisgau ein Kalkspatvorkommen gewaltigen Ausmaßes. In der Mitte
des vulkanischen Kaiserstuhlgebirges bestehen der Badberg, der Haselschacher Buck mit
der Degenmatt und die Schelinger Matten aus einem grobkristallinen Kalk, sog. Mar-
mor3), der aus tertiären Mergelkalken durch Kontaktmetamorphose entstanden ist
(Pfannenstiel, 1933). Die zum größten Teil aus diesem Kalk aufgebauten Berge bedecken
eine Fläche von über eineinhalb Quadratkilometer. Das Gestein ist heute an zahlreichen
Stellen durch Steinbrüche aufgeschlossen, bildet aber auch auf der Südseite des Bad-
berges natürliche kleine Felsen. Er ist also leicht zu entdecken gewesen.
Was den Kaiserstühler Marmor vor allen übrigen Kalksteinen, nicht nur des ganzen
Breisgaues, sondern ganz Südwestdeutschlands, ohne weiteres unterscheidet, ist sein
Gehalt an Mineralien, die dem Kalk sonst fehlen. Es sind dies, stellenweise massenhaft
eingelagert, dunkler Glimmer (Biotit), grünlicher, rotbrauner und blaßgelber Baryt-
biotit (baryumhaltiger Glimmer), dann der metallisch blauschwarze Magnetit (Magnet-
eisenstein) und der nur chemisch von ihm unterscheidbare Magnoferrit, ferner der
überhaupt einzig aus dem Kaiserstuhl bekannte Koppit, der nur an wenigen Stellen der
Erde gefundene Dysanalyt und andere weniger kennzeichnende.
Diese Mineralien (mit Ausnahme des auf wenige Stellen im Bereich des Kaiserstühler
Marmors beschränkten Dysanalyts) konnten alle in den kalkhaltigen Scherben von
Merdingen festgestellt werden. Auf den frischen Bruchflächen zeigten sich, bald für sich,
bald mit dem Kalkspat verwachsen, die verschieden gefärbten Glimmerarten, die metal-
3) Wenn dieser Kalk als Marmor bezeichnet wird, so kann das beim Nichtpetrographen leicht
eine falsche Vorstellung wecken. Die meisten echten Marmore, die als edler Werkstoff zu
Platten und Skulpturen verarbeitet werden, sind sehr viel feinkörniger als unser grobkristal-
liner Kalk aus dem Kaiserstuhl.
 
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