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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 21.1958

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Lais, Robert: Die Technik der frühmittelalterlichen Keramik eines Dorfes bei Merdingen (Ldkrs. Freiburg)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43788#0196
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Robert Lais f

Zwischen den mit Kalkspat und den mit Quarz gemagerten Böden bestehen aber auch
bemerkenswerte Unterschiede.
Unter den mit Kalkspat gemagerten überwiegt eine Bodengröße — 13 cm — alle
anderen bei weitem. Unter den übrigen ist kein Durchmesser mit mehr als 2 Exempla-
ren vertreten. Unter den mit Quarz gemagerten ist eine andere Größe — 15 cm Durch-
messer — zwar ebenfalls vorherrschend, daneben finden sich aber auch noch kleinere
Durchmesser in einiger Menge, in 3 bis 5 Exemplaren.
Ein weiterer Unterschied betrifft das Auftreten von Böden mit sog. Quellrand,
d. h. mit Böden, deren Rand ein wenig über die Bodenfläche nach unten gequollen ist.
Unter den 27 mit Kalk gemagerten Böden sind 10, also über ein Drittel, Quellrand-
böden, während unter den 29 mit Quarz gemagerten nur 2 Quellrandböden lagen.
Diese Unterschiede finden ihre Erklärung wiederum in der Annahme, daß die mit Kalk
gemagerten Gefäße in einer einzigen Werkstatt, die mit Quarz gemagerten aber in min-
destens zwei, wahrscheinlich aber mehreren anderen Werkstätten hergestellt worden
sind. Damit werden Schlüsse bestätigt, die bereits früher aus anderen Tatsachen gewon-
nen werden konnten (S. 182).
Wir wenden uns nochmals den Quellrandböden zu. Ihre Entstehung fordert die An-
nahme, daß die Gefäße auf kreisförmiger Unterlage, einem sog. Drehtisch, geformt
worden sind. In der kalkverarbeitenden Werkstatt müssen vier verschiedene derartige
Unterlagen benutzt worden sein. Die Werkstätten, die den mit Quarz gemagerten Ton
verarbeiteten, haben dieses technische Hilfsmittel nicht oder nur zum Teil benutzt.
Der mit Quarz gemagerte Quellrandboden von 13 cm Durchmesser kann auch in der kalk-
verarbeitenden Werkstatt hergestellt worden sein; denn wir wissen, daß diese zeitweise auch mit
Quarz gemagerte Gefäße angefertigt hat. Gleiches ist auch möglich für den Quellrandboden von
15 cm Durchmesser; der mit Kalk gemagerte gleich große Boden hat allerdings keinen Quell-
rand, so daß hier nicht mit Bestimmtheit gesagt werden kann, daß ein solcher Drehtisch vor-
handen war.
Jakimowicz hat sich mit diesen Drehtischen, die für die Formung der slavischen Keramik be-
nutzt wurden, eingehender beschäftigt.5) Er unterscheidet vier Arten, die durch entsprechende
Gefäßböden belegt sind. Dies sind:
1. Der ganz durchbohrte Drehtisch. Die Achse reicht nach oben ein wenig über den Drehtisch
hinaus.
2. Der ganz durchbohrte Drehtisch, bei dem das Achsenende mit einem zweiten Brett, der sog.
Auflage, bedeckt ist. Der Gefäßboden hat im allgemeinen die Größe der Auflage und greift
meistens darüber hinaus, so daß er einen Standring oder Quellrand erhält.
3. Der ganz durchbohrte Drehtisch, bei dem die Uberkleidung des Achsenendes mit einem Holz-
buckel erfolgt.
4. Der nicht ganz durchbohrte Drehtisch.
Für die Herstellung der Merdinger Gefäße kommt nur der mit Auflage versehene oder
nicht ganz durchbohrte Drehtisch in Frage. Böden mit einem Achsen-Eindruck oder
einer Eindellung, die dem Holzbuckel entsprechen würde, haben sich nicht gefunden.
Das Formen auf Drehtischen dieser Art bietet die Möglichkeit, das Gefäß mühelos zu
drehen und dadurch in die zur Arbeit vorteilhafteste Stellung zu bringen. Die Dreh-

5) Ich folge hier der Wiedergabe bei H. A. Knorr (1937).
 
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