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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 21.1958

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Lais, Robert: Die Technik der frühmittelalterlichen Keramik eines Dorfes bei Merdingen (Ldkrs. Freiburg)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43788#0205
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Die Technik der frühmittelalterlichen Keramik eines Dorfes bei Merdingen, Ldkrs. Freiburg i.Br.

199

B, C und E. (Auf 26 mit Kalk gemagerte Scherben kommen in den Reihen B—E nur 4
mit Quarz gemagerte Scherben.)

Dem stehen die Reihe F, die Sonderformen, das Schüsselchen und die Leuchter gegen-
über, die nur mit Quarz gemagert sind. Auch die Reihe G ist hierher zu stellen, die
außer 9 mit Quarz gemagerten Scherben auch einen mit Kalkspat gemagerten enthält.
Eine vermittelnde Stellung nimmt Reihe H ein, in der 8 Scherben mit Kalk, 3 mit
Quarz gemagert sind. Von den beiden Bechern ist einer mit Quarz, der andere mit
Kalk gemagert.

Demnach sind alle oder fast alle mit gekehlten Hälsen und
nur abgerundeten oder lippenförmigen Rändern
fäße mit Quarz gemagert. Jedoch sind alle mit mehr oder weniger

einfachen,
versehenen Ge-
kantig ab¬

gesetzten Hälsen und auf irgend eine Weise ebenflächig abgestri-
chenen, also ebenfalls kantigen Rändern, oder die mit plötzlich verdick-
ten Rändern versehenen Gefäße mit Kalkspat gemagert. Der Ausnahmen
sind es so wenige, daß das Gesamtbild nicht gestört wird.

Reihe H muß als Mischgruppe bezeichnet werden. Das Überwiegen kalkhaltiger Scher-
ben weist aber deutlich auf einen engeren Anschluß an eine der Reihen A bis E hin.
Vor allem kommt für die kalkhaltigen Scherben Reihe D in Betracht, mit der sie die
meist allmählich erfolgende Verdickung und der ebene Abstrich des Randes verbindet.
Die mit Quarz gemagerten Scherben der Reihe H könnten auch zur Reihe G gestellt
werden. Es erscheint daher fraglich, ob die typologischen Besonderheiten zur Aufstel-
lung einer eigenen Gruppe berechtigen, wenn man sie nicht als Reihe verdauter Über-
gangsformen gelten lassen will.
Nachdem nachgewiesen werden konnte, daß in der Rheinebene eine Werkstatt bestan-
den hat, die mit Kalkspat gemagerte Gefäße von klar gekennzeichneten Formen her-
gestellt hat, ist die Frage zu beantworten, ob diese Werkstatt gleichzeitig oder zu einer
anderen Zeit auch die mit Quarz gemagerten, anders geformten Gefäße der Reihen F
und G erzeugt habe.
Eine gleichzeitige Herstellung beider Gefäßarten in dieser Werkstatt ist äußerst un-
wahrscheinlich. Es besteht kein Grund dafür, warum der oder die Töpfer dieser Werk-
statt aus der mit Kalk gemagerten Formmasse nicht auch die Gefäße der Reihen F und
G hätten herstellen können. Für die Formung eines Gefäßes, gleichgültig ob sie von
Hand oder auf der Scheibe unter geringer oder weitgehender Beherrschung der Schei-
bentechnik erfolgt, ist die Art des Magerungsmittels völlig belanglos. Dazu kommt die
andere Tatsache, daß nur die mit Kalk gemagerten Gefäße Besenstrich, Kammstrich
und Wellenverzierungen tragen! Wenn in dieser Werkstatt eine derartige Schmückung
der Oberfläche üblich war, warum ist sie dann nicht auch auf den mit Quarz gemager-
ten Gefäßen angebracht worden?

Es bleibt noch die andere Möglichkeit, daß die kalkverarbeitende Töpferwerkstatt zu
einer gewissen Zeit nur mit Kalk gemagerte, zu einer anderen Zeit nur mit Quarz
gemagerte Gefäße herstellte.
 
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