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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 21.1958

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Seewald, Christa: Die urnenfelderzeitliche Besiedlung der ehemaligen Rheininsel von Säckingen und ihrer Umgebung
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https://doi.org/10.11588/diglit.43788#0102
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Christa Seewald

winklige, annähernd quadratische, einräumige Hütten.15) Natürlich muß die Möglichkeit der
Zwei- oder Mehrräumigkeit gleichfalls in Betracht gezogen werden. Eine bessere Lösung dieser
Fragen wäre vielleicht möglich gewesen, wenn die Flächengrabung soweit hätte ausgedehnt wer-
den können, daß mehrere Grundrisse vollständig erfaßt worden wären. Die Setzungen aus
größeren und kleinen Rheingeröllen sind auf unvollständig erhaltene, nicht mehr sicher deutbare,
künstliche Pflasterungen (vielleicht teilweise Estrich?) und nicht auf die die Insel überziehende
jungeiszeitliche Schotterschicht zurückzuführen; denn sie liegen auf einer Rheinsandschicht, die
ihrerseits den Schotterkörper überdeckt.
Die Herdstellen bestanden aus einem Kleingeröllpflaster von runder Form (Dm. zwischen 0,55 m
und 0,85—0,90 m), auf die eine teils starke (bis zu 0,30 m) Lehmschicht aufgetragen worden war.
Sie erwies sich stets als durch Feuer gehärtet und rotgebrannt. Eine Herdstelle außerhalb der
vorgeschlagenen Grundrisse zeigte eine (zufällige?) bogenförmige Unterteilung aus einer ein-
gebrannten Doppelfurche und ein nach Südwesten zu ausgebreitetes Kleingeröllpflaster. Auf der
Herdplatte lagen noch Feuerbockreste. Die Kleingeröllsetzung war mit einem dicken Lehmauf-
trag (0,20 m) überzogen, dessen Bedeutung — Estrich oder Töpfermaterial? — nicht mehr ge-
klärt werden kann.
Beachtenswert sind die innerhalb des Grundrisses Nr. 2 gemachten Beobachtungen. Nahe der
Nordostecke lag das Großgefäß (Taf. 35, 1) mit „Koch“-Steinen als Inhalt. Neben der Herdstelle
befanden sich zwei Rollenkopfnadeln und südlich davon ein unregelmäßig gesetztes Kleingeröll-
pflaster mit einem Mahlstein, während ein schmaler Bronzemeißel in der Nordwestecke zum
Vorschein kam (Taf. 35, 2. 3. 4; 47). Die Erklärung der Befunde ist auch hier schwierig, und ein-
wandfreie Schlüsse scheinen nicht möglich (vielleicht Aufgabe der Behausung aus unbekannten
Gründen?). Abfall- oder Kellergruben wurden nicht festgestellt.
Ähnliche Befunde liegen von Säckingen bisher nicht vor. Auch an anderen Aufschlußstellen —
sogar innerhalb des Schloßparks — sind sie nicht beobachtet worden. Lediglich fünf in Ost-West-
Richtung angelegte Herdstellen wurden bei der Aushebung von Kanalisationsgräben in Graben
Nr. 1 (Hauptgraben; vgl. Katalog Nr. I, 3) aufgedeckt. Sie werden ursprünglich auch zu Haus-
bzw. Hüttenanlagen gehört haben. Dabei fällt auf, daß die drei östlichen Herdstellen nach den
Beobachtungen des Kreispflegers Em. Gersbach in einer Tiefe von ca. 3 m auf der Schotterdecke
lagen und von einer stärkeren hellen Rheinsandschicht überzogen waren. Die beiden westlich
gelegenen Herdstellen, die nach dem Inselinneren zu zum Vorschein kamen, saßen in einer Tiefe
von ca. 1,70 m auf der hellen Rheinsandeinschwemmung. Da jedoch ein vollständiges Längsprofil
von einer Grabenwand mit Eintragung aller fünf Feuerstellen nicht vorliegt, kann über eine
eventuelle Zweischichtigkeit der Urnenfelderbesiedlung nichts ausgesagt werden. Einmal bestand
zwischen den drei 3 m und den zwei 1,70 m tief aufgefundenen Herdstellen ein Abstand von
rund 13—15 m, und zum anderen wäre für die Sicherheit einer positiven Aussage über zwei
Urnenfelderschichten ein Profil nötig, das eindeutig zwei durch ein steriles Rheinsandstratum
getrennte Herdstellen in Verbindung mit Kulturerde übereinander zeigt.
An einer anderen Stelle im Schloßpark beim Verkehrsamt ergaben sich erneut drei Feuerstellen
(vgl. Katalog Nr. I, 2), die ebenfalls in einer Richtung hintereinanderlagen und von einer hellen

15) Die auf dem Plan (Taf. 47) eingezeichneten Verbindungslinien stellen die Auffassung von
Techniker St. Unser dar. — Verf. hält sich lediglich an diejenigen Grundrißführungen, die
ihr bei der Vielfalt der Möglichkeiten am wahrscheinlichsten scheinen. — Eg. Gersbach gibt
statt dessen „langgestreckte Rechteckbauten“ an. Aus den Fundakten des Staatl. Amtes f. Ur-
u. Frühgeschichte, Freiburg i. Br., gehen jedoch außer einer Maßangabe von 2 X 2,50 m keine
Anhaltspunkte für solche Hausgrundrisse hervor. — Eg. Gersbach, Hochrhein (1950) 81. —
Ähnliche, ungefähr quadratische, einräumige Hüttengrundrisse sind z. B. in Buchau (Federsee-
moor), ältere Siedlung, sowie in Zug-Sumpf, jüngere Schicht, zum Vorschein gekommen, hier
allerdings in Blockbautechnik. — H. Reinerth, Die Wasserburg Buchau, Führer z. Urgesch. 6
(1928) 48, Abb. 13; Taf. 9, 1. 2; Taf. 10, 2. — J. Speck, Die Ausgrabungen in der spätbronze-
zeitlichen Ufersiedlung Zug-„Sumpf“, Das Pfahlbauproblem, Monograph, z. Ur- u. Frühgesch.
d. Schweiz 11 (1955) Taf. 4.
 
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