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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 21.1958

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Schmid, Elisabeth: Die "Nebenfunde" auf dem Munzinger Berg
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https://doi.org/10.11588/diglit.43788#0050
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Elisabeth Schmid

erfordern, da er lediglich an seiner Oberfläche unter dem Löß durch Frostverwitterung
in Einzelstücke aufgelockert ist.7) Die Verwendung der Steine war demnach den Dorf-
bewohnern so wichtig, daß sie diese 50—100 m unterhalb der Siedlungsfläche gebrochen
und heraufgetragen haben. Vielleicht steht mit dieser Bruchsteingewinnung das schlegel-
artige Quarzitgeröll (54/218) in Verbindung, das in dem neolithischen Jaspis-Bergwerk
von Klcinkems direkte Parallelen hat.8) Daß Hauptrogensteinbrocken, die „am Wege“
lagen, mitgenommen wurden, ist selbstverständlich. Das Vorkommen von Buntsand-
stein-, Murchisonaesandstein- und Quarzporphyrbrodten wird durch den aus Stein
gefertigten Hausrat des Fundgutes verständlich.
Die Funktion der Bruchsteine konnte nie wirklich ermittelt, nur in wenigen Fällen als
Decksteine von Gruben abgeleitet werden. Die starken Brandspuren lassen vermuten,
daß zumindest ein Teil Bauelement der Herdstellen war, während in Grube 8 eine
Steinsetzung erkennbar war. Damit sind aber sicher nicht alle Funktionen erfaßt. Paral-
lelen enthalten die Gruben vom Michelsberg9), wo die Steine jedoch weder ausgezählt
noch nach ihrer Herkunft bestimmt worden sind.
3. Die Mahlsteine. Aus der alten Grabung liegen 7, aus der neuen 31, also insgesamt 38
Mahlsteine vor. Aber sie sind nie ganz, sondern nur als verschieden große Bruchstücke
erhalten. Oft lassen sie durch Verfärbung kräftige Feuereinwirkung erkennen. Folgende
Materialien wurden angetroffen10):

Quarzporphyr
Buntsandstein
Murchisonae-Sandstein
Ganggranit

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Vielfach stellen die Bruchstücke die Enden der längsovalen Mahlsteine dar, wodurch
über die Herkunft des Materials und die Art der Zurichtung noch Genaueres gesagt
werden kann:
Die Mahlsteine aus Quarzporphyr sind aus großen Gerollen (Wacken) gemacht, die der
Neumagen aus dem Münstertal getragen hat. Die Gerolle wurden offenbar gespalten,
um eine ebene Reibfläche zu erhalten. Die gewünschte Zuformung zum Spitzoval
erfolgte durch Abschlagen der Kanten, zumindest an der einen Längsseite. An den
meisten Bruchstücken lassen sich die regelmäßig nebeneinander liegenden Abschlag-
flächen beobachten. Derartige Zurichtung großer Geschiebe zu langen Mahlsteinen ist
7) Erb, L., Ein begrabener diluvialer Spaltenfrostboden im Breisgau. Bad. Geol. Abh. 5, 1932,
132. — Lais, R. f, u. E. Schmid, Das Alter der paläolithischen Fundstelle am Ölberg bei
Ehrenstetten, Ldkrs. Freiburg. Bad. Fundber. 20, 1956, 20—21.
8) Lais, R., Die Höhle an der Kachelfluh bei Kleinkems im Badischen Oberland. Freiburg i. Br.,
1948. — Schmid, E., Vom Jaspisbergbau an der Kachelfluh bei Kleinkems (Baden). Germania
30, 1952, 153—158. — E. Schmid, Jungsteinzeitliches Jaspis-Bergwerk am Isteiner Klotz. Der
Anschnitt, 4, 1952, H. 5, 4—14.
9) Als Auskleidung der Gruben, Pflaster und Herdsteine nennt Bonnet immer wieder Bruch-
steine in Gruben auf dem Michelsberg: Bonnet, A., a. a. O.
10) Bei der Bestimmung und Lokalisierung der Herkunft vom Miinstertäler Quarzporphyr und
dem weißen Ganggranit des Klemmbachtales war mir Herr Dozent Dr. W. Wimmenauer,
Freiburg, in dankenswerter Weise behilflich.
 
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