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Badisches Gewerbeblatt (1) — 1843

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Oktober (No. 39-42)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42288#0168
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164

ab zu probiren, bis ich das rechte Mittel ge-
funden hatte, und dies ist sehr einfach.
Man kaufe sich, oder bereite sich Leinölfir-
niß. Dieser wird erhitzt, jedoch nur soweit, daß
er kaum etwas dampft. Nun s'tzs man auf
das Pfund Leinölfirniß r/2 Pf. gutes Colopho-
nium in Pulver zu und rühre beständig um,
bis sich das Pulver tn dem Oele gelöst hat. Das
so bereitete Oel wird mit einer neuen Bürste
warm auf die neuen Sohlen und zwischen diese
und das Oberleder aufgetragen, und darauf
werden die Stiefel in die Luft gehängt, bis
der Firniß trocken, oder hinerngekrochen ist.
Dann wird eine neue Lage warm aufgetragen
und wieder trocknen gelassen. Endlich wird eine
dritte und,' letzte Lage warm aufgetragen und
eingerieben, und werden die Stifel nun so lange
in die Luft gehängt, bis die Sohlen bei Berüh-
rung mit dem Finger noch kleben. Jetzt wird
feiner Quarz- oder Flußsand auf die Sohlen
gestreut, dieselben sodann mit einem Brettchen
etwas gedrückt und dann neuerdings und so
lange an dre Luft gehängt, bis dieselben sich
trocken und wie ein Breit anfühlen. Nun ist
die Sohle so stark, daß nicht nur das Eindrin-
gen des Wassers unmöglich ist, sondern dieselbe
auch dreimal länger dauert, als eine nicht ge-
firnißte, obgleich sie in dem schlechtesten Wetter
getragen wird. Nur eins wird den eleganten
Herren nicht recht sein: sie sind stark wie Holz,
aber auch im trockenen Zustande eben so steif.
Ich meinerseits mache mir aus dieser Steifigkeit
nichts; denn ich behalte einen trockenen, war-
men Fuß und trage die so bereiteten Stiefel nur
bei kaltem und nassem Wetter. W.

Kleinere Mittheilungen.
Mörtelanstrich für Backsteinmauern.
Um einen guten Mörtelanstrich für Backstein-
mauern zu erhalten, nimmt man auf 84 Pfd.
feinen Wassers and, 12 Pf. ungelöschten Kalk u.
4 Pfd. mageren Käse, der durch einen Draht-
sieb gedrückt wird. Diese Substanzen werden
erst trocken gut gemilcht, dann mit der gehöri-
ge Menge heißem, nicht kochendem, Wasser an-
gemacht. Dieser Mörtel, der jeder Witterung
widersteht und Bassins kein Wasser durchläßt,
muß schnell ausgewogen werden.

Vorschrift zur Bereitung eines schö-
nen blauen Siegellacks.
Die Mischung zu einer dunkelblauen Sorte
besteht nach Wegec aus folgenden Ingredien-

zen: 1 Gewichtstheil feinen Schellack, I THeil
Damenharz, Vz Theil burgundischen Pech, V2
Theil venetianischen Terpentin und I V2 Theil
feinen Ulrramin.
Die Mischung zu hellblauem Siegellack aus:
1 Theil feinem Schellack, 1 Theil Dameuharz,
*2 Theil burgundischem Pech, *4 Theil vene-
tianischen Jerpentin, 1^ Theil Ultramarin u.
*/2 Theil trockenem schwefelsauern Bleioxyde.
Man pulvrisirt die drei ersten Stosse, setzt
dann das Ultramarin, das schwefelsaure Blei-
oxyd undenklich den Terpentin zu, worauf mau
die ganze Masse eine Stunde lang in einem be«
deckten Gefäße schmelzen laßt, und dann in For-
men ausgießt.

Die französische Negierung beabsichtigt die Ei ch-
baum-Seidenraupe,, welche in den hohen
Gebirgen Chinas einheimisch ist und ein kälte-
res Clima als die Maulbeer-Seidenraube ver-
langt, in Frankreich einzuführen. Die Seide
soll zwar nicht den Werth der Maulbecrseide
haben, gleichwohl schön und stark sein. Ver-
suche wären daher auch wohl in Deutschland
anzuftcllen.

Gerste als Pferdefutter statt Habers.
Manchmal erreicht der Haber im Vergleich
mit der Gerste einen hohen Preis. Auch fügt
es sich oft, daß der Landwirts) mehr Gerste als
Haber erzeugt und den letzteren für seine Pferde
erst kaufen und zufützren müßte. Unter solchen
Umständen ist es reichlich, die Pferde mit Gerste
statt mit Haber zu füttern.
In manchen Ländern, z. B. in Spanien,
ist Gerste sogar das gewöhnliche Pferdefutter;
Pferde und Maulthiere erhalten dort gar keinen
Haber. Die Gerste hat vsn sechsten Theil mehr
Nahrungsthcile als der Haber, man kann da-
her für jede Fütterung an Gerste um ein Sechs«
theil weniger als an Hader geben und doch wird
das Pferd bei gleicher Kraft bleiben. Das Ger-
stenfutter wird nur nut etwas mehr Häckerling
als der Haber gemengt und etwas feucht ange-
macht. Erfahrungen haben bewährt, daß die Pferde
bei solchem Gerstenfutter kräftig und gesund ge-
blieben sind, ja an Fleisch noch zugenommen
baden. Manchmal bekommen wohl die Pferde
beim Uebergang vom Hader- zum Gerftenfut-
ter etwas dünnere Ausleerungen, aber sie wer-
den bei guter Pflege davon keineswegs schwach
und auch dieses verliert sich in 4 — Tagen.
Dis Heuportion bleibt bei diesem Futterwechsel
unverändert.

Rsbigirt unter Verantwortlichkeit von C. Schmelzer - Druck und Berlag von C. Schmelzer.
 
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