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schäften sehr geschätzt wird; aber unter allen
diesen Vorschlägen, wie sie in mehreren chemi-
schen Schriften aufgeführt sind, fand ich keinen,
der bei der praktischen Anwendung dem Zwecke
entsprochen hätte. — Daher glaube ich, nichts
Ueberflüssiges zu thun, wenn ich die Bereitungs-
methode, welche in einigen deutschen Fabriken
befolgt wird, bei welcher man stets ein Pro-
dukt, das dem venezianischen Lack in keiner Hin-
sicht nachsteht, erhalt, bekannt mache. Darun-
ter verstehe ich diejenige Sorte, welche in Ku-
geln von der Größe einer Kastanie früher aus
Italien nach Deutschland geschickt wurde, und
deren eigentliche Zusammensetzung lange ein Ge-
heimniß bll'eb."
„Dieser Kugellack zeichnet sich aus: 1) durch
die ungemeine Leichtigkeit, so daß die Kugeln
auf dem Wasser schwimmen; 2) durch Festigkeit
und scharfen Bruch (man muß damit auf dem
Papier mit leichter Mühe einen rothen Strich
machen können, welcher sich glätten läßt); 3)
durch einen eigenthümlichen, den faulen Eiern
ähnlichen Geruch; 4) durch Haltbarkeit und
Deckkraft, daher er als Oel- und Leimfarbe vor-
züglich verwendet werden kann."
„Bereitung. In einer beliebigen Menge
Aetzlauge, welche auf dem gewöhnlichen Weg
aus Asche und Kalk oder Pottasche und Kalk
bereitet worden, löst man durch anhaltendes
Kochen so viele Schweinshaare auf, bis die
Lauge ganz damit gesättigt worden, wobei sich
während der Auflösung Ammoniak entbindet.
Diese Flüssigkeit schlägt man durch ein feines
Drahtsieb in eine Kufe und läßt nach einiger
Ruhe die hellere Lauge ablaufen. Solche wird
nun wiederum in den gereinigten Kessel von Ei-
sen zurückgebracht und bis zum schwachen Auf-
wallen erhitzt. Ist dieser Wärmegrad erreicht,
so wird etwas gröblich zerstoßener Alaun hinein-
geworfen, worauf sich schnell unter Entwickelung
von Schwefelwasserstoff ein käseartiger Körper
absondert, und die Flüssigkeit sich mit einer Haut
überzieht, die mit einem Schaumlöffel oder Sei-
her abgehoben wird."
„Hierauf wird mit dem Zusetzen von Alaun
und Abschöpfen des entstehenden Körpers fort-
gefahren, bis die Lauge vollkommen erschöpft
ist, und mithin auf ferneres Zusetzen von Alaun
keine neue Absonderung mehr erfolgt."
„Dieser gesammelte Körper wird, sobald er
so weit erkaltet ist, daß er mit den Händen
bearbeitet werden kann, mittels eines Absudes
von St. Markins Rothholz oder Fernambuk
durch ein feines Haarsieb gerieben. Ist dies
geschehen, so wird die ganze Masse im Bottich
mehrmal anfgerührr nnd dann zum Absetzen der

Farbe ruhrg stehen gelassen. Hat sich die Farbe
rein abgesetzt, so wird die überstehende Flüssig-
keit abgelassen, und ein neuer Absud von Roth-
holz aufgegossen, was so oft wiederholt wird,
bis die Farbe dunkel genug erscheint. — Wenn
auch dieser Punkt erreicht ist und die Farbe soll
einen Stich in Violett erhalten, so wird etwas
aufgelöste Seife hinzugegossen; es läßt sich hier-
durch nicht nur jede Nüance hervorbringen, son-
dern auch mehr Farbetheile werden aus ihrer
Auflösung niedergeschlagen. Will man hinge-
gen die Farbe hochroth erhalten, so wird etwas
aufgelöster Alaun daran gebracht."
„Die hierbei abfallenden Farbebrühen, welche
noch mehr oder weniger gefärbt sind, werden
gesammelt und zum Durchreiben und ferneren
Ueberziehen eines neuen Körpers benutzt, wo-
durch sie beinahe ganz entfärbt werden. — Die
nun vollkommen ausgefärbte Farbe wird filtrirt,
gepreßt und zu Kugeln in gewöhnlicher, oben
angegebener Größe geformt, welche dann an der
freien Luft oder Sonne getrocknet werden."
„Ein zu heftiges Austrocknen ist zu vermei-
den, weil die Kugeln sonst springen. — Sind
sie nun gehörig trocken, so werden sie in einem
Faß oder Sack so lange gerollt, bis sie auf der
Oberfläche ganz eben und mehlig erscheinen. —
Will man die Kugeln in einer mäßigen Wärme
im Zimmer trocknen, so muß man besonders
darauf Rücksicht nehmen, daß sich keine Farben
darin oder in der Nähe befinden, welche Me-
talloxyde enthalten, weil diese sonst durch den
entweichenden Schwefelwasserstoff schwarz gefärbt
würden."
„Bemerkungen. 1) Der Abgang der
Lauge von dem Vremerblau kann hier statt Was-
ser zur Bestellung des Laugenäschers dienen,
oder auch hierzu die Lauge aus Pottasche und
Kalk verfertigt werden, wobei jener Abgang
wiederum zu benutzen ist. 2) Die Schweins-
haare kann man billig bei den Metzgern sam-
meln lassen, sie müssen aber wohl gewaschen,
rein und trocken sein."

Sohlen und Leder wasserdicht und dauer-
haft zu machen.
Es gibt eine Menge von Recepten zur An-
fertigung solcher Flüssigkeiten und anderer Vor-
richtungen, wodurch man soll Stiefel wasser-
dicht machen können. Ich habe viele probirt
und sie mit Ausnahme eines Einzigen, etwas
zusammengesetzten, entweder nußlos oder doch
anderweitig nachteilig gefunden. Mich belästigte
besonders das Schneewasftr im Winter, das
durch die Stiefelsohlen und Näthe dringend, mir
jedesmal Katarrh zuzog. Darum ließ ich nicht
 
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