DOI chapter:
Dezember (No. 47-49)
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.42288#0193
Padisches Gewerbeblatt.
Beilage zum Mannheimer Morgenblatt No. 290.
No. 47.
Mannheim 10. Dezember.
1843.
Da« „Badisch« Gewcrbcblatt" erscheint wöchentlich einmal. — Geeignete Beitrage, welche an die Redaction des Morgcn-lattcs >-
Mannheim zu richten sind, werden von Jedermann mit Dank ausgenommen. — Bestellungen auf das „Mannheimer Morgcnblatk" nehme»»
rL« vostanstalten Deutschlands an. Preis das viertel Jahr — vom i. October bis Zi. Dezember — in ganz Baden mit Inbegriff der Post.
Gebühre« fl. i. 2a kr. — In Würtcmberg, Baiern, Hessen, Sachsen, Preußen, Schweiz, Frankreich rc. etwa fl. l. as kr.
Die Zukunft -es Weltverkehrs.
Es ist länger als achtzig Jahre her, als
der berühmte Naynal schrieb: „Wenn Chinas
Thore einmal den Fremden verschlossen werden,
so ist es sehr wahrscheinlich, daß dies sür ewig
geschieht. Die Hartnäckigkeit dieser Nation wird
ihr nicht gestatten, jemals davon zurückzukom-
men und wir wüßten nichts als Gewalt, wo-
durch man sie dazu zwingen könnte. Welcher
Mittel könnte man sich gegen einen Staat bedie-
nen, von dem uns die Natur durch einen Raum
von 8000 L»eues getrennt hat? Keine Regierung
ist so von Einsicht entblößt jumie-
nes), um sich einzubilden, daß entkräftete, zu
Schiffe dorthin beförderte Mannschaften in einem
durch eine zahllose Bevölkerung vertheivigten
Lande, Eroberungen zu machen versuchen wür-
den, wie feig man sich auch eine Nation vor-
stellen mag, mit der Europäer sich noch nicht
gemessen. Die Schläge, die man ihr beibrin-
gen möchte, wurden sich auf eine Unterbrechung
ihrer Schifffahrt beschränken, der sie wenig Tä-
tigkeit schenkt und die in keinem Belang zu ihrem
Unterhalte steht. Diese Rache würde überdies
nur eine kurze Zeit dauern können." Wie ge-
sagt, eS ist noch kein Jahrhundert vergangen,
seit diese Worte niedergeschrieben wurden und
schwerlich wird damals Jemand Einspruch da-
gegen zu erheben gewagt haben — und welche
Ereignisse haben seitdem Statt gefunden, wie
haben sich alle Bedingungen von Grund aus
verändert, auf die jener Schriftsteller und gewiß
seine ganze Zeit ihre Ansicht gebaut? Was
gelten jetzt der Schifffahrt die 8000 Lieues, die
zwischen Europa und dem Reiche der Mitte
liegen? — Die Boraussetzung, daß China den
Fremden seine Thore schließen werde, ist wohl
eingetroffen, aber nicht zwei Menschenalter sind
darüber hingegangen, und der Europäer hat
sie mit mächtiger Petarde gesprengt, trotz der
zahllosen Bevölkerung des Riesenreichs, trotz
der Monsuns und verheerenden Stürme in jenen
Meeren, auf die der erwähnte Schriftsteller im
Verlauf seiner Beweisführung hingewiesen. Wer
will nun noch auf Jahre hinaus Behauptungen
aufzustellen, wer wird Wiederspruch zu erheben
wagen, wenn die sanguinische Erwartung noch
größere Erfolge, noch überraschendere Ereig-
nisse in der nächsten Zukunft erscheinen sicht?
Da eilen die Dampfschiffe statt jetzt 2 und 2*4
Meilen L und 3 Meilen in der Stunde, da
sausen die Dämpfer auf Eisenbahnen statt mit
der Schnelligkeit von 4 und 5 Meilen mit der
von 8 — 10 Meilen in der Stunde dahin; da
geht die Fahrt nach dem äußersten Osten Asiens
nicht mehr um die Südspitze Afrikas herum,
sondern über das durch Eisenwege von der Küste
des atlantischen bis zum Ufer des stillen Mee-
res verbundene amerikanische Festland oder durch
den an der Landenge von Panama durchbroche-
nen Weltiheil hindurch; da stellt die Ecdenge
von Suez der beflügelten Eile der Dampfschiffe
nicht mehr die unfruchtbare Wüste als Hinder-
niß der Einfahrt in das rothe Meer entgegen;
da ist der Weg durch das herrliche Kleinasien
hindurch bis zum persischen Meerbusen zur un-
unterbrochenen Wasserstraße umgeschaffen, die
den vorderindischen Ländern die Schätze und
Erzeugnisse der Abendländer zuführt; da brin-
gen die noch unerforschten Ströme des afrika-
nischen Kontinents, der Nil, der Quorra, der
jüngst entdeckte Hainesfluß Handel und mit ihm
Gesittung in unermeßliche jetzt kaum geahnte
Länderstrecken zu zahlreichen unbekannten Völ-
kern; die jüngste Welt, das große südliche Insel-
meer mit seinen noch unentdeckten Hülfsmitteln
nimmt Theil an diesem brispiellos raschen Welt-
verkehr und die entferntesten und verborgensten
Winkel der Erde, wo irgend Bedingungen der
Kultur und Gesittung sich vorfinden, werden
aufgeschlossen vor der Thätigkeit der Nationen,
die daran Theil nehmen wollen. Wen entzückt
Beilage zum Mannheimer Morgenblatt No. 290.
No. 47.
Mannheim 10. Dezember.
1843.
Da« „Badisch« Gewcrbcblatt" erscheint wöchentlich einmal. — Geeignete Beitrage, welche an die Redaction des Morgcn-lattcs >-
Mannheim zu richten sind, werden von Jedermann mit Dank ausgenommen. — Bestellungen auf das „Mannheimer Morgcnblatk" nehme»»
rL« vostanstalten Deutschlands an. Preis das viertel Jahr — vom i. October bis Zi. Dezember — in ganz Baden mit Inbegriff der Post.
Gebühre« fl. i. 2a kr. — In Würtcmberg, Baiern, Hessen, Sachsen, Preußen, Schweiz, Frankreich rc. etwa fl. l. as kr.
Die Zukunft -es Weltverkehrs.
Es ist länger als achtzig Jahre her, als
der berühmte Naynal schrieb: „Wenn Chinas
Thore einmal den Fremden verschlossen werden,
so ist es sehr wahrscheinlich, daß dies sür ewig
geschieht. Die Hartnäckigkeit dieser Nation wird
ihr nicht gestatten, jemals davon zurückzukom-
men und wir wüßten nichts als Gewalt, wo-
durch man sie dazu zwingen könnte. Welcher
Mittel könnte man sich gegen einen Staat bedie-
nen, von dem uns die Natur durch einen Raum
von 8000 L»eues getrennt hat? Keine Regierung
ist so von Einsicht entblößt jumie-
nes), um sich einzubilden, daß entkräftete, zu
Schiffe dorthin beförderte Mannschaften in einem
durch eine zahllose Bevölkerung vertheivigten
Lande, Eroberungen zu machen versuchen wür-
den, wie feig man sich auch eine Nation vor-
stellen mag, mit der Europäer sich noch nicht
gemessen. Die Schläge, die man ihr beibrin-
gen möchte, wurden sich auf eine Unterbrechung
ihrer Schifffahrt beschränken, der sie wenig Tä-
tigkeit schenkt und die in keinem Belang zu ihrem
Unterhalte steht. Diese Rache würde überdies
nur eine kurze Zeit dauern können." Wie ge-
sagt, eS ist noch kein Jahrhundert vergangen,
seit diese Worte niedergeschrieben wurden und
schwerlich wird damals Jemand Einspruch da-
gegen zu erheben gewagt haben — und welche
Ereignisse haben seitdem Statt gefunden, wie
haben sich alle Bedingungen von Grund aus
verändert, auf die jener Schriftsteller und gewiß
seine ganze Zeit ihre Ansicht gebaut? Was
gelten jetzt der Schifffahrt die 8000 Lieues, die
zwischen Europa und dem Reiche der Mitte
liegen? — Die Boraussetzung, daß China den
Fremden seine Thore schließen werde, ist wohl
eingetroffen, aber nicht zwei Menschenalter sind
darüber hingegangen, und der Europäer hat
sie mit mächtiger Petarde gesprengt, trotz der
zahllosen Bevölkerung des Riesenreichs, trotz
der Monsuns und verheerenden Stürme in jenen
Meeren, auf die der erwähnte Schriftsteller im
Verlauf seiner Beweisführung hingewiesen. Wer
will nun noch auf Jahre hinaus Behauptungen
aufzustellen, wer wird Wiederspruch zu erheben
wagen, wenn die sanguinische Erwartung noch
größere Erfolge, noch überraschendere Ereig-
nisse in der nächsten Zukunft erscheinen sicht?
Da eilen die Dampfschiffe statt jetzt 2 und 2*4
Meilen L und 3 Meilen in der Stunde, da
sausen die Dämpfer auf Eisenbahnen statt mit
der Schnelligkeit von 4 und 5 Meilen mit der
von 8 — 10 Meilen in der Stunde dahin; da
geht die Fahrt nach dem äußersten Osten Asiens
nicht mehr um die Südspitze Afrikas herum,
sondern über das durch Eisenwege von der Küste
des atlantischen bis zum Ufer des stillen Mee-
res verbundene amerikanische Festland oder durch
den an der Landenge von Panama durchbroche-
nen Weltiheil hindurch; da stellt die Ecdenge
von Suez der beflügelten Eile der Dampfschiffe
nicht mehr die unfruchtbare Wüste als Hinder-
niß der Einfahrt in das rothe Meer entgegen;
da ist der Weg durch das herrliche Kleinasien
hindurch bis zum persischen Meerbusen zur un-
unterbrochenen Wasserstraße umgeschaffen, die
den vorderindischen Ländern die Schätze und
Erzeugnisse der Abendländer zuführt; da brin-
gen die noch unerforschten Ströme des afrika-
nischen Kontinents, der Nil, der Quorra, der
jüngst entdeckte Hainesfluß Handel und mit ihm
Gesittung in unermeßliche jetzt kaum geahnte
Länderstrecken zu zahlreichen unbekannten Völ-
kern; die jüngste Welt, das große südliche Insel-
meer mit seinen noch unentdeckten Hülfsmitteln
nimmt Theil an diesem brispiellos raschen Welt-
verkehr und die entferntesten und verborgensten
Winkel der Erde, wo irgend Bedingungen der
Kultur und Gesittung sich vorfinden, werden
aufgeschlossen vor der Thätigkeit der Nationen,
die daran Theil nehmen wollen. Wen entzückt