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Damisches Gewerbeblatt

Beilage zum Mannheimer MorgenblaLt ^o. 35.

?<o. 6. Mannheim 10. Februar. 1843.

Das , Badische Gewerbcblatt" ctschcmt wöchentlich einmal. — Geeignete Beiträge, welche an die Redaktion des Morgenblattes in
Mannkcim zu richten sind, werden von Jedermann mit Dank ausgenommen. — Bestellungen auf das „Mannheimer Morgenblatt" nehmen
alle Postanstalteu Deutschlands ast. Preis das halbe Jahr — vom i. Januar bis zo. Juni — in ganz Baden mit Inbegriff der Poich
Gebühren fl. 2. 48 kr.

Die HaupLbedingnisse, gutes Bier zu
brauen, oder das Verfahren der bai-
erschen Braunbierbrauerei.
(Fortsetzung.)
Die Menge des Hopfens richtet sich nach
dem Geschmacke, nach der Güte der Keller und
nach der Beschaffenheit des Hopfens. In Bai-
ern macht man aus dem bairischen Scheffel
Malz 6 bis 7 Eimer Würze und setzt auf je-
den Eimer Würze 1 Pfund guten neuen Hop-
fen zu.
Grund und Ursache des Zusatzes des Hop-
fens sind ebenfalls erst tünch Untersuchung und
Entdeckungen der neueren Chemiker mehr auf«
geklärt worden. Das Gewürzige des Hopfens
verhindert, in gehöriger Qualität und Quanti-
tät angewendet, und einer gut und sorgfältig
zubereiteten Würze zugesetzt, das Weiterschreiten
der geistigen Gährung zur sauren, und trägt so-
mit zur Haltbarkeit desselben ungemein viel bei.
Es hindert dagegen in keiner Art die Entwicke-
lung und den Fortgang der geistigen Gährung,
wohl aber bewirkt es, daß sich außer Weingeist
und Kohlensäure keine anderen, dem Fuselöle
des Branntweins ähnliche neue Produkte bilden.
Das angenehm aromatisch und flüchtig bitter schme-
ckende Princip des Hopfens gibt noch einem gu-
ten Biere die Eigenschaft, wodlthuend und wär-
mend den Magen zu reizen, ohne ibn zu über-
reizen. — Es sieht aus diesen Wirkungen des
Hopsens wohl Jedermann ein, daß es ein Zei-
chen großer Unkenntniß der Wirkungen des Hop
fens ist, we m man glaubt, aride-e b-ttere Stoffe,
in der Meinung: „bitter ist bitter", zu nest-
ln n. Ein Brauer, der dnse Wirkungen des
Hopfens kennt, und sich doch anderer bitterer
Stoffe bedient, schadet sich immer doppelt, wenn
er auch glaubt, mit seinem Gewissen fertig wer
den zu können, indem sein Bier ost e Hopfen
oder mit zu wenig, nicht beliebt beim consumi-
renden Publikum wird, und sich bedeutend weni-

ger gut hält. Mit gutem Hopfen bereitetes Bier
aber hält sich in guten Kellern nicht nur weit
über die verlangt werdende Zeit, sondern es
baut sich auch, d. h. wird immer geistiger und
Kohlensäure reicher, je länger cs lagert, und
hält jeden Transport aus, während eins mit
Hopfen-Surrogaten sich nicht baut, bald abfällt,
und je nach den angewandten Stoffen selbst ein
der Gesundheit nachtheiliges Getränk bilder. Zu
diesen Hopfensurrogaten gehören besonders auch
die in manchen Städten verkauft werdenden
Bierkräuter, die von einzelnen Hausirern schon
in Sträuße gebunden zur Siedezeit herumgetra-
gen werden; die anderen Surrogate werden
lieber gar nicht genannt, damit Niemand zur
Probe verleitet wnv.
ll) Das Kühlen der gehopften Würze.
Die gehoptte Würze wird nun durch einen Sei-
her gegossen und sogleich auf das Kühlschiff ge-
bracht. Hier auf dem Kühlschiffe ist nun die
Hauptaufgabe, den ersten aussteigenden Dampf
soglerch und so sch-ell als möglich zu entfernen.
Dieses geschieht am besten dadurch, daß man
einen starken Luftzug über dem Kühlschiffe ver-
arlaßt und die gehopfte Würze tüchtig aufrüst,
ren läßt. Ist die Temperatur der Würze auf
-l- 15 bis 16o N. sterabgekommen, so hört man
mit dem Aich ähren auf und läßt das Ganze
ruhig stehen, bis es sich um 1 Grad höber ab-
gefühlt hat als die T mperatur des Gährungs-
kcllers ist. Hat der Gährungskeller z. B. -f- 7
bis 8o, so kühlt man die gestopfte Würze bis
auf -s- 6 b s 90 ab.
So einfach es aussieht, so ist es doch auch
selbst eine gut eingerichtete Kühlung in vielen
Fällen wieder eine nicht unwesentliche Manipu-
lation, die, schlecht oder unachtsamm geleitet,
nach teilig auf die Beschaffenheit und Haltbar-
keit des Bieres einwirkt.
Der auf der heißen Würze aufliegende Dampf
soll so bald wie möglich entfernt werden und
 
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