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Padisches Gewerbeblatt.

Beilage zum Mannheimer Morgenblatt Xo. 283.

Xv. 47. Mannheim 2. Dezember. 1843.

Das „Badische Gcwerbeblatt" erscheint wöchentlich einmal. — Geeignete Beitrage, welche an die Redaetion des Morgcnblattcs in
Mannheim zu richten sind, werden von Jedermann mit Dank ausgenommen. — Bestellungen aus das „Mannheimer Morgcnblatt" nehmen
alle Postanstalten Deutschlands an. Preis das viertel Jahr — vom i October bis Zi. Dezember — in ganz Baden mit Inbegriff der Post.
Gebühren fl. r. 2a kr. — In Würtcmbcrg, Baiern, Hessen, Sachsen, Preußen, Schweiz, Frankreich re. etwa fl. 1. as kr.

Ueber die Bereitung -er schwarzen Tinte.
(Von Lipowitz.)
Für kein chemisch-technisches Präparat eristi-
ren seines häufigen Gebrauchs wegen fo viele
und verschiedene Vorschriften, als für die schwarze
Tinte, mit der aber nicht immer der Beweis
schwarz auf weiß, sondern oft braun und gelb
auf weiß geführt wird. Die Vorschriften kom-
men im Allgemeinen darauf hinaus, daß das
gelöste und größtentheils leicht suspendirte Pig-
ment der Tinte eine Verbindung der Gerb- und
Gallussäure mit den Orydationsstufen des Ei-
sens ist, wozu noch eine Beimischung von Gummi
kommt. Oft ist auch noch irgend eine andere Sub-
stanz dabei, theils um der Tinte noch mehr Pig-
ment und Glanz zu geben, oder dieselbe haltbarer
und vom Papier schwerer vertilgbar zu machen.
Die am gewöhnlichsten in Anwendung ge-
brachte Tinte besteht meistens aus einer Abko-
l chung von Blauholz, welche auf Galläpfel beiß
oder kalt gegossen wird, oder auch nur heißes
oder kaltes Wasser, das auf Galläpfel infundier
worben, fälschlich wohl auch damit gekocht, wo-
durch ein leichtes Verderben und Schimmeln der
Tinte nur zu rasch erfolgt. Dem erhaltenen
Galläpfelaufguß oder Abkochung wurde dann
eine gewisse, ost sehr ungleiche Quantität Eisen-
vitriol und Gummi zugesetzt, wohl auch, um
dem leichten Verderben und Schimmeln Einhalt
zu thun, ein Zusatz von Quecksilbersublimat *),
Kreosot, ätherischen Oelen und anderen antisep-
tischen Mitteln gemacht.
Vielfach abgeänderte Quantitätsverhältnisse
der angeführten Stoffe nebst Zusätzen von Indigo,
Kien- oder Lampenruß, besonders zur Erzeu-
gung der sogenannten Tuschtinte, wurden ge-
macht, aber stets waren Mängel eines sich nicht
Einige Gran Quecksilberorpd der Tinte hinzuge-
fügt, schützen eine große Menge derselben voll-
kommen gegen das Schimmeln, und verderben
die Tinte durchaus nicht.

gleichbleibenden Präparats oder oft zu theurer
Preis der hergestellten Tinte die Schuld, daß
jeder Fabrikant eine andere Vorschrift hatte,
öftere Aenderung derselben vornahm und keine
Vorschrift eine gewisse Popularität erreichte.
Alls schwarzen Tinten, yus gerbstoffhaltigen
Flüssigkeiten mit Eisenvitriol bereiset, haben für
den Fabrikanten den großen Nachtheil, daß nie
die ganze Menge des Gerbstoffs und der Gal-
lussäure sich mit dem Orpdulorpd des Eisen-
vitriols zu den schwarzen entsprechenden gerb-
sauren Salzen verbinden kann, die dann mit
der Zeit, je höher sich daö Eisenorpdul orpdiren
kann, noch intensiver schwarz werden. Es wird
nämlich stets eine entsprechende Menge GalluS-
und Gerbsäure mit der freigewordenen Schwe-
felsäure des Eisenvitriols eine innige Verbindung
eingehen, da bekanntlich die Gerdstoffsäure und
Gallussäurr mit sta'.ken Säuren, besonders der
Schwefelsäure, Verbindungen eingehen, in
d nen die Rolle einer Basis ihnen zufällt.
Man überzeugt sich leicht von dem Gesagten,
wenn man zu einer klaren Auflösung von Gerb-
säure oder dem Aufguß von Galläpfeln so lange
Schweftlsäure zustzt, als noch ein Niederschlag
bewirkt wird. Weder dieser Niederschlag, noch
die darüber stehende Flüssigkeit gibt jetzt mit
einer Essenorpdullösung eins Färbung oder schwar-
zen Niederschlag, weil eben die Schwefelsäure
mit den Gerbstoffsäuren der Flüssigkeit eine Ver-
bindung eingegangen ist, worin selbst durch Eisen,
als bestes Reagens der Tsnnate, die Gerbsäu-
ren nicht erkannt werden.
Es erhellt fonach, daß man stets einen Ver-
lust an Gerbstoff hat, sobald man die bisher
befolgten Vorschriften mit Eisenvitriol zur Dar-
stellung einer Tinte in Anwendung bringt. Fer-
ner müssen auch die Eisenvitriöltinten erst lange
der Luft ausgesetzt sein, ehe sich eine intensive
dunkelblaue Farbe einstellt, während welcher
Zeit das Eisenorpdul als präcristirend im Eisen-
 
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