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Dadisches Gewerbeblatt.
Beilage zum Mannheimer Morgenblatt Xo. 223.

Xo.38. Mannheim 23. September. 1843,

Das , Badische Gewerbeblatt" erscheint wöchentlich einmal. — Geeignete Beiträge, welche an die Redaktion des Morgcnblattes in
Mannheim zu richten sind, werden von Jedermann mit Dank ausgenommen. — BestcUungen auf das .-Mannheimer Morgcnblarr" nehmen
alle Postansialten Deutschlands an. Preis das halbe Jahr — vom i. Julr bis 31. Dezember — in ganz Baden mir Inbegriff der Pssi.
Gebühren fl. 2. all kr. — In Würtemberg, Baiern, Hessen, Sachsen, Preußen, Schweiz, Frankreich rc. etwa fl. 3. 30 kr.

Die Kunst des Feilens.
(Nach Mittheilungen eines praktischen Mechanikers io
Smith's Panorama, von Wieck.)
Gerade, ebene Flächen herzustellen, ist beim
Bau von Maschinen, Werkzeugen und andern
Gegenständen nicht zu umgchen; aber nach An-
weisungen, wie man es zu machen habe, sucht
man umsonst; wenn man nicht etwa bei tüch-
tigen Feilern Unterricht nehmen will, was aller-
dings der kürzeste Weg ist, — allein die Theo-
rie verlangt auch ihre Rechte. Schleifen ist ein
Weg um das Feilen entbehrlich zu machen;
doch können zwei Metallflächen, auf einander
gelegt, nicht so geschmirgelt oder geschliffen wer-
den, daß sie vollkommen gerade würden; es
wäre denn, was aber nicht möglich ist, man
könnte die Querverziehungen oder Windschief-
heilen vollkommen beseitigen. Die Anwendung
der Drehbank oder der Hobelmaschine ist für ge-
wisse Fälle sehr vortheilhaft und wirksam; doch
sind die Vorrichtungen dazu kostspielig und für
kleine Flächen wenig anwendbar. Die Befe-
stigung des Stücks in jenen zusammengesetzten
Maschinen, so wie die Stellung und Richtung
desselben, ist häufig mit so vrel Zeitaufwand
und Schwierigkeiten verbunden, daß man eben
w rasch das Stück mit der Handfeile bearbei-
ten kann; auch giebt es zu bearbeitende Stücke,
deren Form und Lage kein Einspannen in Dr.h-
und Hobelmaschinen gestattet. Das Feilen wird
daher nie entbehrt werden können: so weit man .
auch in der leichteren Bearbeitung der Mate-
rialien vörschreiten wird.
Eine ebene, absolut gerade Fläche ist dem
Feiler als Prüfstein für sein zu bearbeitendes
Stück zu empfehlen; er braucht nur dieses auf
jenes zu legen, um mit der größten Sicherheit
diejenigen Punkte bezeichnet zu sehen, woran
es noch fehlt, die er dann einzeln bearbeitet,
um endlich vollkommene Geradrheit zu erzielen.
Ein Schwarzdämpfen des Richtklotzes, wie man

jenes Normalsiück zu nennen pflegt, mit Lam-
pe nruß, worauf das Arbeitsstück dann gedrückt
wird, gibt dem Arbeiter genau die noch zu be--
arbeitenden Punkte an. — Demnächst ist auch
eine ganz genaue Richtschiene von Nöthen. Da
die Tiefe der Einrisse, welche eine Feile auf
das Material macht, in gleichem Verhältnisse
zur Höhe des Zahns der Feile siebt: so wird,
je höher der Zahn und je größer überhaupt die
Feile ist, desto größere Wirkung durch einen
Armstoß ausgeübt werden; daraus geht die
Zweckmäßigkeit hervor, die Bearbeitung eines
Stücks mü groben Feilen zu beginnen und nach
und nach, dis zur Vollendung, mit feinen fort-
zuschreüen. Wer im Stande ist gerade zu fei-
len, für den wird es keine Schwierigkeit haben,
auch irgend eine von der Ebene abweichend«
Fläche zu feilen. Als Beispiel der Behandlung
wollen wir daher ein viereckiges 9 Zoll langes,
7 Zoll breites und 1 Zoll dickes Stück Eisen
vom Gusse weg vornehmen und es auf allen
Seiten rechtwinklig und parallel zu einander
befeilen lehren; das Feilen von Messing und
andern Metallen ist leichter als das von Guß-
eisen. Zunächst untersucht man die Beschaffen-
heit des zu feilenden Stücks, ob es nämlich
hart oder weich, krumm, gezogen oder leidlich
gerade, dicht gegossen oder löcherig ist. Ist es
sehr hart, so legt man es entweder bei Seite
oder glüht cs aus. Die Gußhaut wird dann
entweder mit dem Schrotmeißel oder mittelst
Trockenschleifens auf einem Sandstein entfernt.
Hier wird sich nun sofort zeigen, ob das Stück
tauglich ist oder zu viel Löcher enthält, welche
die Buseülegung erforderlich machen; einzelne
kleine Löcher werden ausgebohrt und in diesel-
ben Stifte eingeschlagen, welche sich gerade mit
abfeilen und, in den meisten Fällen, dem An-
sehen und her Tauglichkeit des Stücks keinen
Schaden bringen, wo es blos auf die gerade
Oberfläche und nicht zugleich auf die Härte der-
 
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