DOI Kapitel:
Mai (No.18-21)
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.42288#0077
Vadisches Gewerbeblatt.
Beilage zum Mannheimer Morgenblatt bl«. 111.
-So. IS. Mannheim IS. Mai. 1843,
Das , Badische Gcwerbeblatt" erlckcint wöchentlich einmal. — Geeignete Beiträge, welche an die Redaction des Morgenblattcs in
Mannheim zu richten sind, werden von Jedermann mit Dank ausgenommen. — Bestellungen auf das „Mannheimer Morgenblalt" nehme»
alte Postanstalken Deutschlands an. Preis das Viertel Jahr — vom i. Tlpril bis ro. Juni — in ganz Baden mit Inbegriff der Post»
Gebühren sl. i. 2» kr.
Zur Geschichte der Erfindungen.
Wer ans die Geschichte der Werk-
zeuge, durch die der Mensch seine Herrschaft
über die Natur ausübt, vorlegen könnte, thäte
etwas sehr Verdienstliches, denn diese Auffüh-
rung würde zeigen, daß jene gleichen Schritt
hielten mit den Fortschritten der Industrie. Ohne
hinreichende Werkzeuge würde es uns unmöglich
sein, etwas Anderes zu*bauen, als Hütten aus
Zweigen, Schlamm, Steinen. Ohne Werkzeuge
kein Trennen der Bäume, kein Eindringen in
die Erde, kein Entdecken neuer Agentien. Wer
letzt die Cyclopen unserer Zeit anstaunt, muß
den Vorzug dieser vor dem Alterthume in den
meisten Stücken anerkennen, aber — ehe es
dahin kam! Die Windungen des Bohrers, die
Zähne der Säg-, die Pflugschaar u. s. w., sie
klforderten Jahre, Iahrzehende, ehe sie zur je-
tzigen Vollkommenheit kamen; andere — Iahr-
hundkrte.
ES scheint auch weisheitsvoller Plan der Vor-
sehung darin zu liegen, daß nur stufenweise
die Menschheit mit neuen Entdeckungen und Er-
sindungen gesegnet wird. Hero von Alerandrien,
gegen 200I.v. Ehr. lebend, war der Erste, der
die bewegende Kraft des Dampfes (1400 mal
Mehr Raum einnehmend, als das Wasser, wo-
raus er entstanden ist, daher seine gewaltige
Kraft!) gebrauchte. Blasko de Garay bot 1543
dem Kaiser Karl dem Fünften eine Maschine
an durch die ein Schiff ohne Beihülfe von Se-
gel und Ruder in Bewegung gesetzt wurde. Der
Versuch, am 17. Junius des genannten Jahres
gemacht, glückte. Ein Schiff mit 200 Tonnen
Ladung Weizen bewegte sich, zum Erstaunen
Kller, lenkte um, ohne irgend einen andern Me-
chanismus als einen Kessel heißen Wassers:
Tiehe: Vesr !u 8psi». Und jetzt nach drei
Jahrhunderten, was ist aus dem Kindlein ge-
worden ! — Wie ist aber auch bei manchen Völ-
kern eine gering scheinende Sache der Ersatz für
zusammengesetztere Werkzeuge! Die Indianer
freuten sich über die Setzwage, meinten aber,
sie erreichten den Zweck durch die Ansicht eines
Tropfen Wassers. Welche feine Gespinnste,
Gewebe verfertigen die Indianer, Chinesen ohne
die europäischen zusammengesetzten Mechanismen.
Auf der andern Seite muß man in den Be-
mühungen der Mechanik die bewunderungswür-
digen Fortschritte der Alten anerkennen. Von
ihrer Geschicklichkeit zeugen die Cyclopenmauern
zu Tiryns in Argolis und Mycene (ek. Iloin.
LL 2. 559; 4, 52. kau«. IL 25,) die Granit-
blöcke .BalbeckS, von denen Lamartine sagt, daß
ein einziger 62 Fuß lang 80 Fuß breit und 16
Fuß dick, und daß die Kraft von 60,000 Men-
schen unserer Zeit nöthig sei, um ihn nur von
der Stelle zu rücken; und Pausanias sagt am
a. O., daß drei Maulthiere nicht einen einzelnen
Stein (Felsen) hätten bewegen können. Dabei
wollen wir an die Bemühungen Fontanas den-
ken, der in Rom unter Papst Sirtuü V. den
großen Obelisken durch Hülfe von 800 Men-
schen, 24 Pferden, 100 Drehtauen und einem
ganzen Wald von Zimmerarbeit aufstellte. DaS
thäten jetzt wenige Eimer Wassers!
Die chinesische Boussole, deren Verfertigung
in chinesischen Annalen seit dem I. 121 n. Chr.
G., deren Gebrauch zur Lenkung der Schiffe
unter der Dynastie der Tsin vom dritten bis
fünften Jahrhundert bekannt ist in Gestalt ei-
nes schwimmenden Fischchens — zeigt, daß schon
Fortschritte in Befahrung des persischen Golfs
des indischen Meeres gemacht seien. (Dergl.
Lils^rotli, k<ettre » ALr. Iluinlrolckt, k»-
ris 1634.) Herodot (LV. 36) erwähnt einer
seltsamen Erzählung von Abaris, „der auf ei-
nem goldenen Pfeile um die Welt herumfuhr,"
und: die Schiffe des Alcinous waren von einer
solchen Kraft beseelt, daß sie auch in der fin-
stersten Nacht den richtigen Weg fanden." Gelt-
Beilage zum Mannheimer Morgenblatt bl«. 111.
-So. IS. Mannheim IS. Mai. 1843,
Das , Badische Gcwerbeblatt" erlckcint wöchentlich einmal. — Geeignete Beiträge, welche an die Redaction des Morgenblattcs in
Mannheim zu richten sind, werden von Jedermann mit Dank ausgenommen. — Bestellungen auf das „Mannheimer Morgenblalt" nehme»
alte Postanstalken Deutschlands an. Preis das Viertel Jahr — vom i. Tlpril bis ro. Juni — in ganz Baden mit Inbegriff der Post»
Gebühren sl. i. 2» kr.
Zur Geschichte der Erfindungen.
Wer ans die Geschichte der Werk-
zeuge, durch die der Mensch seine Herrschaft
über die Natur ausübt, vorlegen könnte, thäte
etwas sehr Verdienstliches, denn diese Auffüh-
rung würde zeigen, daß jene gleichen Schritt
hielten mit den Fortschritten der Industrie. Ohne
hinreichende Werkzeuge würde es uns unmöglich
sein, etwas Anderes zu*bauen, als Hütten aus
Zweigen, Schlamm, Steinen. Ohne Werkzeuge
kein Trennen der Bäume, kein Eindringen in
die Erde, kein Entdecken neuer Agentien. Wer
letzt die Cyclopen unserer Zeit anstaunt, muß
den Vorzug dieser vor dem Alterthume in den
meisten Stücken anerkennen, aber — ehe es
dahin kam! Die Windungen des Bohrers, die
Zähne der Säg-, die Pflugschaar u. s. w., sie
klforderten Jahre, Iahrzehende, ehe sie zur je-
tzigen Vollkommenheit kamen; andere — Iahr-
hundkrte.
ES scheint auch weisheitsvoller Plan der Vor-
sehung darin zu liegen, daß nur stufenweise
die Menschheit mit neuen Entdeckungen und Er-
sindungen gesegnet wird. Hero von Alerandrien,
gegen 200I.v. Ehr. lebend, war der Erste, der
die bewegende Kraft des Dampfes (1400 mal
Mehr Raum einnehmend, als das Wasser, wo-
raus er entstanden ist, daher seine gewaltige
Kraft!) gebrauchte. Blasko de Garay bot 1543
dem Kaiser Karl dem Fünften eine Maschine
an durch die ein Schiff ohne Beihülfe von Se-
gel und Ruder in Bewegung gesetzt wurde. Der
Versuch, am 17. Junius des genannten Jahres
gemacht, glückte. Ein Schiff mit 200 Tonnen
Ladung Weizen bewegte sich, zum Erstaunen
Kller, lenkte um, ohne irgend einen andern Me-
chanismus als einen Kessel heißen Wassers:
Tiehe: Vesr !u 8psi». Und jetzt nach drei
Jahrhunderten, was ist aus dem Kindlein ge-
worden ! — Wie ist aber auch bei manchen Völ-
kern eine gering scheinende Sache der Ersatz für
zusammengesetztere Werkzeuge! Die Indianer
freuten sich über die Setzwage, meinten aber,
sie erreichten den Zweck durch die Ansicht eines
Tropfen Wassers. Welche feine Gespinnste,
Gewebe verfertigen die Indianer, Chinesen ohne
die europäischen zusammengesetzten Mechanismen.
Auf der andern Seite muß man in den Be-
mühungen der Mechanik die bewunderungswür-
digen Fortschritte der Alten anerkennen. Von
ihrer Geschicklichkeit zeugen die Cyclopenmauern
zu Tiryns in Argolis und Mycene (ek. Iloin.
LL 2. 559; 4, 52. kau«. IL 25,) die Granit-
blöcke .BalbeckS, von denen Lamartine sagt, daß
ein einziger 62 Fuß lang 80 Fuß breit und 16
Fuß dick, und daß die Kraft von 60,000 Men-
schen unserer Zeit nöthig sei, um ihn nur von
der Stelle zu rücken; und Pausanias sagt am
a. O., daß drei Maulthiere nicht einen einzelnen
Stein (Felsen) hätten bewegen können. Dabei
wollen wir an die Bemühungen Fontanas den-
ken, der in Rom unter Papst Sirtuü V. den
großen Obelisken durch Hülfe von 800 Men-
schen, 24 Pferden, 100 Drehtauen und einem
ganzen Wald von Zimmerarbeit aufstellte. DaS
thäten jetzt wenige Eimer Wassers!
Die chinesische Boussole, deren Verfertigung
in chinesischen Annalen seit dem I. 121 n. Chr.
G., deren Gebrauch zur Lenkung der Schiffe
unter der Dynastie der Tsin vom dritten bis
fünften Jahrhundert bekannt ist in Gestalt ei-
nes schwimmenden Fischchens — zeigt, daß schon
Fortschritte in Befahrung des persischen Golfs
des indischen Meeres gemacht seien. (Dergl.
Lils^rotli, k<ettre » ALr. Iluinlrolckt, k»-
ris 1634.) Herodot (LV. 36) erwähnt einer
seltsamen Erzählung von Abaris, „der auf ei-
nem goldenen Pfeile um die Welt herumfuhr,"
und: die Schiffe des Alcinous waren von einer
solchen Kraft beseelt, daß sie auch in der fin-
stersten Nacht den richtigen Weg fanden." Gelt-