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Padisches Gewerbeblatt.
Beilage zum Mannheimer Morgenblatt No. 145.

No. 25. Mannheim 23. Juni. 1843.

Das , Badische Gewerbeblatt" erscheint wöchentlich einmal. — Geeignete Beiträge, welche an die Redaktion des Morgenblattes in
Mannheim zu richten sind, werden von Jedermann mit Dank ausgenommen. — Bestellungen auf das „Mannheimer Morgenblatt" nehme«
alle Postanstaltcn Deutschlands an. Preis das Viertel Jahr — vom i. April bis so. Juni — in ganz Baden mit Inbegriff der Post.
Gebühren fl.t. 24 kr.

Vorschläge und Bemerkungen zu einer
chemischen Vergoldung seidener Gewebe.
(Schluß.)
2) Die R eductio n des Färbemittels.
Mancherlei Mute! reduciren das Chlorgold, und
vermöge gewisser angewandter Handgriffe auch
mit Metallglanz selbst aus der Seide. Wir wol-
len hier indessen nur von einem dieser Mittel
reden, weil es dasjenige ist, was am kräftig-
sten und am vollkommensten wirkt, was, sobald
die Natur des zu vergoldenden S-offes nur be-
berücksichtigt und darnach gearbeitet wird, viel-
leicht zum Ziele führen wird. Dieses Reduk-
tionsmittel ist das Phosphorwasserstvffgas. Das
mit Chlori d gefärbte, noch feuchte Gewebe
wird in eine Atmosphäre gebracht, welche stark
mit jenem Gase geschn ärgert ist. Während der
ganzen Dauer der Operation muß das Gewebe
feucht bleiben und die Entwickelung des Gases
muß anhaltend und ohne Unterbrechung statt-
finden. Eben so wenig aber, als das Gewebe
trocken sein darf, darf es triefend naß sein,
weil an der Oberfläche der Flüssigkeit ebenfalls
Reduktion erfolgt; das entstandene GoUhäur-
chen wird aber durch die Bewegung der Flüs-
sigkeit zerrissen, und es entstehen Fehlstellen.
Die Einwirkung des Gases muß deßhalb von
langer Dauer sein, weil zu.rst auf der Ober-
fläche des Gewebes die Reduktion erfolgt, und
die hier entstandene Go dd cke die Wirkung des
Gases auf das Innere erschwert. Im Inneren
noch zurückgebliebents Chlorgold reducirt sich
aber später am Lichte purpurfarbig oder violett
und schad, t so der Vergoldung. Dies alles be-
rücksichtigend, würde man dann neben der nö-
thigen Menge des Phosphorwasserstoffgases be-
ständig Wasserdämpfe in den Behälter (einen
großen hölzernen Kasten Uwa) leiten, in wel-
chem das Zeug auf voriheilhafte Wesse ausge-
spannt ist, um letzteren bei der gehörigen Feuch-
tigkeit zu erhalten.

In diesem Behälter mündet unten ein ge-
räumiges Gefäß mit weiter Oeffnung, welches
zur Entwickelung des Gases dient. Damit aber
ein Spritzen des Inhalts keinen Nachtheil haben
kann, ist etwa einen Zoll hoch über der Mün-
dung eine Blechplatte befestigt. Zur Seite des
Behälters sind Vorrichtungen angebracht, um
seinen inneren Raum mit Wasserdämpfen zu
speisen.
So wie die Entwickelung des Phosphorwas-
serstoffgases beginnt, entsteht alsbald auf der
Seide ein mettallischer Anflug, der nach und
nach an Jntensivität zunimmt, bis alles Cvwr-
gold reducirt ist. Ist die Gascniwickelung mä-
ßig, so bildet sich nur metallisches Gold, indem
das Gas zers tzt wird, Phosphorsäure entsteht,
welche nebst der freien Salzsäure in dem Ge-
webe bleiben. Die Säure könnte man, ob-
wohl sie die Dauerhaftigkeit der Seide wenig
schwächt, durch wässerige Ammoniakdämpfe spä-
ter neutralisiren. Bei heftiger Einwirkung aber
bildet sich leicht braunes Pbosphorgold, welches
so lange noch unzerseßies Chlorgold vorhanden,
auf dieses ebenfalls noch reducirend wirk»; fehlt
es indessen an Chlorgold, so entsteht Phosphor-
gold und macht die Vergoldung unschön. Selbst
bei dem heißen Ausglätren, was nach beendig-
ter Operation immer vorgenommen werden muß,
bleiben solche Stellen matt, obgleich das Phos-
phorgold bei dieser Temperatur schon z rsetzt
wird.
Ganz so, wie es in dem Vorigen für sei-
dene Gewebe besprochen, ve fährt mm bei Lein-
wand, wollenen und baumwollenen Zeugen nur
hqt man stets auf die Abwesenheit aller fiemden
Stoffe, als Farben, Gummi u. s. w. zu ach-
ten. Papier oder Carton lassen sich schön and
leicht vergold n; man grbt zuerst einen dunkeln
Grund (Eisenroth), setzt darauf einen schwachen
Firniß und bestreicht die getrocknete Fläche ganz
dünn mit einer Chlorgoldlösung, woraus man
 
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