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Dadisches Gewerbeblatt



Beilage zum Mannheimer Morgenblatt No. 295.

No. 48. Mannheim 16. Dezember. 1843.

Das „Badische Gcwrrbeblatt" erscheint wöchentlich einmal. — Geeignete Beiträge, welche an die Redaktion dcS Morgenblattes in
Mannfteim zu richten sind, werden von Jedermann mit Dank ausgenommen. — Bestellungen aus das „Mannftcimer Morgenblatt" nehmen
*«e Postanstalten DcurschlandS an. Preis das viertel Jahr — vom t. Oktober bis zi. Dezember — in ganz Baden mit Inbegriff der Post»
Gebühren fl. i. 2a kr. — In Würtembcrg, Baiern, Hessen, Sachsen, Preußen, Schweiz, Frankreich rc. etwa fl. l. U5 kr.

Atmosphärische Eisenbahn.
Sechs Jahre sind jetzt verflossen, seit zuerst
Mit einem Modelle der atmosphärischen Eisen-
bahn von dem Erfinder derselben, Hra. Clegg
von London, in Paris Versuche angestellt wur-
den, unter Beisein des englischen Ingenieurs,
Hrn. Vignoles, welcher sich für die geistreiche
Erfindung lebhaft interesfirte und dem Erfinder
alle Aufmunterung zu Theil werden ließ, die
seine Talente verdienten. Bald darauf ward
von Hrn. Clegg, in Verbindung mit den HH.
bamuda (Maschinenbauer in London) in der
Nähe dieser Hauptstadt aus einem Damm der
West-London-Eisenbahn eine Strecke von einer
halben englischen Meile mit Schienen belegt,
Und hier wurden nun 2 Jahre hindurch eine
lange Reihe von Versuchen angeftellt mit einer
Atmosphärischen Pfeife oder Röhre von 9 Zoll
Durchmesser, unter Einwirkung einer stehenden
Maschine von 16 Pferdekraft. Hr. Vignoles —
Und dieser fast allein von allen englischen Jn-
tzenieuren — -iel diese Versuche für entscheidend,
"m diese Zeit wurden die HH. Prim und Ber-
8M, Casirer und Sekretär der Dublin-Kings-
'vtvn-Eisenbahn, auf das, was hier vorging,
Aufmerksam und besonders durch die unermüd-
Uhen, beharrlichen Anstrengungen des Hrn. Prim,
^Uterstützt von dem durch seine wissenschaftlichen
^knntniffe uud praktischen Erfahrungen im Eisen-
bahnwesen so ausgezeichneten Hrn. Bergin, wie
das ganze Gewicht der Autorität des fach-
Obigen Hrn. Vignoles (welcher die Dublin-
^Ugsiown«Bahn entworfen und gebaut hatte)
Urden die Direktoren dieser Gesellschaft ver.
"laßt, 25,060 Pfd. Sterl. daran zu wenden,
"t lug Verlängerung ihrer Bahn, nämlich von
lisMtown bis zum Dorfe Dalkey, eine 2 eng-
Meilen lange -athmvspärische Eisenbahn
liegen zu lassen.
Laut kuschen ward durch Herrn Vignoles im
' seiner Vorlesungen als Professor der bür-

gerlichen Baukunst bei der Londoner Universität,
die Aufmerksamkeit des Publikums auf die Sache
stets lebendig erhalten, besonders aber bei der
großen Jahresversammlung der britischen Gesell-
schaft in Manchester im Juni 18L2 und des
königl. poliuchnischen Instituts von Cornwall
in Falmouth im Oktober desselben Jahrs, wo
Hr. Vignoles vor den ausgezeichnetsten Mecha-
nikern und Gelehrten des Landes den Apparat
der athmospärischen Eisenbahn vorzeigte und de-
ren Grundsätze erklärte und vertheidigte. Den-
noch blieb die öffentliche Meinung der Erfindung
entgegen, und die meisten Haupttechnikcr Groß-
britanniens wollten nichts davon wissen, viel-
leicht mit Ausnahme der HH. Brunel und Cu-
birt, und noch eines oder zweier andern.
Endlich ist nun das große Problem gelöst.
Der General Pasley, dieser berühmte Inge-
nieur, dem die Oberaufsicht über alle Eisen-
bahnen im Vereinigten Königreiche von Groß-
britannien und Irland anvertraut ist, hat seinen
Bericht abgegeben an die Comitäe der Lords
der Schatzkammer (gewöhnlich ot'Ucke
genannt), welche darauf ihre officülle Ertaub-
niß ertheilt bat, die arhmosphärische Eisenbahn
für den öffentlichen Verkehr und die Beförde-
rung von Passagieren zu eröffnen. Diese Er-
laubniß ist am 19. Nov. d. I. in Dublin ein-
getroffen. Einige Localeinrichtungen sind noch
nicht ganz fertig, doch erwartet man, daß die
förmliche Einweihung der Bahn nach Dalkey
am 17. Dez. wird stcmfinden können, als am
Jahrestage der Eröffnung der Eisenbahn von
Dublin nach Kingstown, an welcher vor zehn
Jabren zum erstenmal in Irland Passagiere
mittelst Locomotiven befördert wurden.
Diese Steigungen der athmosphärischen Eisen-
bahn sind ungleich; eine Strecke ist fast hori-
zontal, eine andere dagegen, ganz am obcrn
Ende, sehr steil, nämlich 1 in 50 (d. h. bei
50 Fuß Länge 1 Fuß Steigung); die Durch
 
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