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DaÄischcs Gewerbeblatt.

Beilage zum Mannheimer Morgenblatt ^o. 128.

^0. 22. . Mannheim 2. Juni. 1843.

Das , Badische Gewerbeblatt" erscheint wöchentlich einmal. — Geeignete Beiträge, welche an die Rcdaetion des Morgcnblattcs in
Mannheim zu richten und, werden von Jedermann mit Dank ausgenommen. — Bestellungen auf das „Mannheimer Morgenblatt" nehmen
alle Postanstalten Deutschlands an. Preis das Viertel Jahr — vom i. April bis so. Juni — in ganz Baden mit Inbegriff der Post-
Gebühren sl.i. 2» kr.

Ueber Ersparung an Brennmaterial bei
Nostfeuern.
(Von Denizett de Sommeviere.)
Eine große Menge Wassers auf eine schwache
Gluth schütten, heißt das Feuer auslöschen; we-
nig Wasser aber öfters und zwar in feinvertheil-
tem Zustand auf die glühenden Kohlen bringen,
das heißt die Verbrennung befördern. Von die-
sen beiden Grundsätzen fand der letztere noch
wenig Anwendung in der Technik.
Es ist anerkannt, daß bei starken Feuers-
brünsten, wenn die Pumpen nicht genug Was-
ser herbeischaffea können, um dem Feuer allen
Wärmestoff zu entziehen, die Intensität des
Feuers dadurch nur erhöht wird. Dieß beruht
aus der Eigenschaft der glühenden Kohlen, den
Wafferdamps augenblicklich in die beiden Gase,
aus welchen er besteht, in Sauerstoff und Was-
serstoff zu zersetzen, welche Körper, für sich
oder mit anderen gemengt, ungemein verbrenn-
lich sind. Will man also ein Feuer au seinem
Herde löschen, so muß man das Wasser in
großen und stetig unterhaltenen Strahlen darauf
fallen lassen und verhüten, daß es nicht in Kü-
gelchen zerthcilt oder in Dampfgestalt an das-
selbe gelangt, welche bald m verbrennende Gase
umgewandelt würden.
Bringt man befeuchtetes Brennmaterial auf
einen glühenden Herb, so nimmt die Hitze merk-
lich ab, obwohl das Wasser nur in sehr kleiner
Quantität vorhanden ist, weil es nicht im Dampf-
zustand zu den glühenden Kohlen kommt. Für
die'en Fall lehrt uns die Chemie und bestätigt
die Erfahrung, daß herüber der ganzen Ober-
fläche des Brennstoffes sich bildende Wasserdampf
6^2 mal so viel Wärme consumirt, als nöthig
ist, um die Temperatur des Wassers vom Eis«
punkt bis zum Siedepunkt zu erhöben. Hier-
durch erklärt sich das Fallen der Temperatur
in Nostfeuern, wenn feuchtes Brennmaterial hi-
neingebracht wird; so oft also der Heizer Stein-

kohle unter den Kessel einer Da mpfmaschine
bringt, wird der Gang dieser letztern eine Zeit
lang und im Verhältniß zur Feuchtigkeit der
hinzu'gebrachten Kohle langsamer. Das Gegen-
theil aber findet statt, wenn dieselbe Menge Was-
sers, statt dem Brennmaterial beigemengt zu
sein, in Dampfgeßalt mir atmosphärischer Luft
gemengt unter den Rost geleitet wird. Die Be-
rührung dieses Dampf s mit der glühenden Kohle
hat sogleich die Zersetzung desselben in Sauer-
stoff und Wasserstoff zur Folge. Das Feuer
wird durch diese'Zersetzung zum W'eißglühen er-
höht; der Sauerstoff des Wassers verbrennt
den Kohlenstoff der Kohle und der frei gewor-
dene Wasserstoff wird vom Sauerstoff der at-
mosphärischen Luft verbrannt. Diese doppelte
Verbrennung steigert die Temperatur des Feuers
ungemein, und da weniger Sauerstoff von der
atmosphärischen Luft verbrannt wird, so wird
auch weniger Stickstoff erhitzt, welcher Körper
neutral und beim Acte der Verbrennung völlig
unnütz rst- -
Bei allen Nostfeuern kann demnach ein Theil
des zu ihrer Speisung nöthigen Brennmaterials
durch Einführung eines Dampfstrahls unter den
Rost erspart werden. Wir leiten daher bei un-
seren Dampfmaschinen unter das Feuer einen
Theil des schon benutzten Dampfes, statt den-
selben zu verdichten oder in die Luft entweichen
zu lassen.
Obwohl die Eisenhüttenkunde durch die An-
wendung der Hohofengase statt gewöhnlichen
Brennmaterials zum Frischen des Roheisens
am Vorabend einer völligen Umgestaltung steht,
werden doch nicht alle Puddelöfen diesen Vor-
teil genießen können; bei diesen, so wie bei
den Schweißöfen, wird es da! er von Nutzen
sein, Dampf unter ihren Rost zu leiten. Dieß
kann ohne kostspielige Dampfkessel geschehen.
Ein einfaches, flaches Becken aus einem großen
Zink-, Eisen- oder Kupferblech, unter dem guß-
 
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