Da-isches Gewerbeblatt.
Beilage zum Mannheimer Morgenblatt Xc>. 198.
Mannheim 25. August.
Xo. 34.
1843.
Das , Badische Gewerbeblatt" erscheint wöchentlich einmal. — Geeignete Beiträge, welche an die Redaction des Morgenblattcs in
Mannheim zu richten sind, werden von Jedermann mit Dank ausgenommen. — Bestellungen auf das „Mannheimer Morgenblatt" nehmen
alle Postanstalten Deutschlands an. Preis das halbe Jahr — vom r. Juli bis Zi. Dezember — in ganz Baden mit Inbegriff der Post-
Gebuhren fl. 2. as kr. — In Wurtcmberg, Baiern, Hessen, Sachsen, Preußen, Schweiz, Frankreich rc. etwa fl. s. so kr.
Ueber Mefferschmiedearbeit.
(Schluß.)
„Das Schmieden der Scheeren wird gänz-
lich, bei großen wie bei kleinen von dem Schmiede
ohne Hülfe eines Zuschlägers vollführt. Der
Amboß des Scheerenschmiedes wiegt ungefähr
I V2 Zentner und ist auf der Bahn 11 Zoll
lang, L Zoll drert. Zn denfelben können ver-
schiedene Gesenke eingesetzt werden, d. h. ver-
tiefte Formen, in welche man gewiße Theile
der Scheeren hineinschlägt, um sie schnellerund
genauer auszubilden, als dies mittels des Ham-
mers allein auf dem Amboße geschehen könnte.
Eins dieser Gesenke dient dazu, den Stangen
der Scheere (den Theilen zwischen den Ringen
und den Blättern) die Gestalt zu geben; ein
anderes ist für das Schild (jenen flachen Theil,
durch welchen das Niet oder die Schraube geht)
bestimmt; ein drittes gebraucht man, um die
äußere Seite der Blätter zu formen. Außer-
dem hat der Schmied auf demselben Amboß-
stocke noch ein Paar S p er r h örner zur Hand,
um die Oehre, Ringe ober Bügel an den Schee-
ren auszubüden. Jedes solche Sperrhorn be-
steht aus einem aufrechten Schafte, woran oben
ein horinzomal ausgehender Theil (das Horn)
sich befindet. Das eine Horn ist komsch und
d.ent zum Erweitern der Bügel; bas andere
ist ein Zylindersegment mit aufwärts gekehrter
Rundung und einer passenden Aushöhlung, um
den innern Seiten der Büge! die gehörige Form
und Glätte zu geben."
„Zu jedem der beiden Theile einer Scheere
wird zuerst die Stange in dem hierfür bestimm-
ten Gesenks geschmiedet, wobei man so viel
Stahl an derselben sitzen läßt, als nachher zur
Bildung des Blattes nökhig ist. Oberhalb der
Stange wird mittels eines Durchschlages ein
Loch von Zoll oder mehr im Durchmesser
gemacht. Hierauf wird das Blatt ausgestreckt
und vollendet und das Ganze von dem Stahl-
stabe, ein wenig oberhalb des Loches, abge-
hauen."
Zn einer neuen Hitze wird das erwähnte
Loch auf dem konischen Sperrhorne so weit als
nörhig aufgerrieben, um den Ning oder Bügel
von gehöriger Größe zu erzeugen, den man so-
dann auf dem andern Sperrhorne vollendet.
Auf diese Weise verfertigt der Scheerenschmied
die Scheerentheile in großer Anzahl, hinsicht-
lich ihrer Größe blos durch das Augenmaß ge-
leitet, und ohne alle Sorge, sie paarweise zu»
sammenzupaffen. Sie werden hierauf ausge-
glüht (wie oben bei der Verfertigung der Ga-
beln beschrieben wurde;) man befeilt diejenigen
Stellen, wo man mit dem Schleifsteine nicht
ankommen kann (namentlich die Bügel und
Schilder), sortirt sie paarweise zusammen, bohrt
das Niet- oder Schraudenloch, härtet sie (ge-
wöhnlich nur von der Spitze bis an das Schild),
und läßt sie blau oder purpurroth anlaufen.
In dresem Zustands werden sie dem Schleifer
überliefert.
Große Scheeren macht man nicht ganz von
Stahl, sondern man verfertigt ihre Bügel und
Stangen, ja oft selbst den Rücken der Blätter,
aus Ersen, und schweißt den für die Blätter
(oder wenigstens für die Schneiden) erforderli-
chen Stahl vor.
Ueber bas Schweißen und Policen
der Messerschmiedwaaren. — Diese wich-
tigen Overationen, durch welche die Messer,
Scheeren rc. nicht nur die Vollendung ihrer Form,
sondern auch eine feine glatte, mehr oder we-
niger glanzende Oberfläche und ihre Schärfe
empfangen, werden durch Maschinerien^ verrich-
tet, deren bewegende Kraft das Wasser oder
der Dumps ist. Die Schleifmühlen pflegt man
La eine Anzahl getrennter Räume abzutheilen,
von denen jeder sechs Plätze oder Tröge (ti-onglls)
enthält. Zeder Trog besteht aus der nöthigen
Vorrichtung zum Betriebe eines Schleifsteines
Beilage zum Mannheimer Morgenblatt Xc>. 198.
Mannheim 25. August.
Xo. 34.
1843.
Das , Badische Gewerbeblatt" erscheint wöchentlich einmal. — Geeignete Beiträge, welche an die Redaction des Morgenblattcs in
Mannheim zu richten sind, werden von Jedermann mit Dank ausgenommen. — Bestellungen auf das „Mannheimer Morgenblatt" nehmen
alle Postanstalten Deutschlands an. Preis das halbe Jahr — vom r. Juli bis Zi. Dezember — in ganz Baden mit Inbegriff der Post-
Gebuhren fl. 2. as kr. — In Wurtcmberg, Baiern, Hessen, Sachsen, Preußen, Schweiz, Frankreich rc. etwa fl. s. so kr.
Ueber Mefferschmiedearbeit.
(Schluß.)
„Das Schmieden der Scheeren wird gänz-
lich, bei großen wie bei kleinen von dem Schmiede
ohne Hülfe eines Zuschlägers vollführt. Der
Amboß des Scheerenschmiedes wiegt ungefähr
I V2 Zentner und ist auf der Bahn 11 Zoll
lang, L Zoll drert. Zn denfelben können ver-
schiedene Gesenke eingesetzt werden, d. h. ver-
tiefte Formen, in welche man gewiße Theile
der Scheeren hineinschlägt, um sie schnellerund
genauer auszubilden, als dies mittels des Ham-
mers allein auf dem Amboße geschehen könnte.
Eins dieser Gesenke dient dazu, den Stangen
der Scheere (den Theilen zwischen den Ringen
und den Blättern) die Gestalt zu geben; ein
anderes ist für das Schild (jenen flachen Theil,
durch welchen das Niet oder die Schraube geht)
bestimmt; ein drittes gebraucht man, um die
äußere Seite der Blätter zu formen. Außer-
dem hat der Schmied auf demselben Amboß-
stocke noch ein Paar S p er r h örner zur Hand,
um die Oehre, Ringe ober Bügel an den Schee-
ren auszubüden. Jedes solche Sperrhorn be-
steht aus einem aufrechten Schafte, woran oben
ein horinzomal ausgehender Theil (das Horn)
sich befindet. Das eine Horn ist komsch und
d.ent zum Erweitern der Bügel; bas andere
ist ein Zylindersegment mit aufwärts gekehrter
Rundung und einer passenden Aushöhlung, um
den innern Seiten der Büge! die gehörige Form
und Glätte zu geben."
„Zu jedem der beiden Theile einer Scheere
wird zuerst die Stange in dem hierfür bestimm-
ten Gesenks geschmiedet, wobei man so viel
Stahl an derselben sitzen läßt, als nachher zur
Bildung des Blattes nökhig ist. Oberhalb der
Stange wird mittels eines Durchschlages ein
Loch von Zoll oder mehr im Durchmesser
gemacht. Hierauf wird das Blatt ausgestreckt
und vollendet und das Ganze von dem Stahl-
stabe, ein wenig oberhalb des Loches, abge-
hauen."
Zn einer neuen Hitze wird das erwähnte
Loch auf dem konischen Sperrhorne so weit als
nörhig aufgerrieben, um den Ning oder Bügel
von gehöriger Größe zu erzeugen, den man so-
dann auf dem andern Sperrhorne vollendet.
Auf diese Weise verfertigt der Scheerenschmied
die Scheerentheile in großer Anzahl, hinsicht-
lich ihrer Größe blos durch das Augenmaß ge-
leitet, und ohne alle Sorge, sie paarweise zu»
sammenzupaffen. Sie werden hierauf ausge-
glüht (wie oben bei der Verfertigung der Ga-
beln beschrieben wurde;) man befeilt diejenigen
Stellen, wo man mit dem Schleifsteine nicht
ankommen kann (namentlich die Bügel und
Schilder), sortirt sie paarweise zusammen, bohrt
das Niet- oder Schraudenloch, härtet sie (ge-
wöhnlich nur von der Spitze bis an das Schild),
und läßt sie blau oder purpurroth anlaufen.
In dresem Zustands werden sie dem Schleifer
überliefert.
Große Scheeren macht man nicht ganz von
Stahl, sondern man verfertigt ihre Bügel und
Stangen, ja oft selbst den Rücken der Blätter,
aus Ersen, und schweißt den für die Blätter
(oder wenigstens für die Schneiden) erforderli-
chen Stahl vor.
Ueber bas Schweißen und Policen
der Messerschmiedwaaren. — Diese wich-
tigen Overationen, durch welche die Messer,
Scheeren rc. nicht nur die Vollendung ihrer Form,
sondern auch eine feine glatte, mehr oder we-
niger glanzende Oberfläche und ihre Schärfe
empfangen, werden durch Maschinerien^ verrich-
tet, deren bewegende Kraft das Wasser oder
der Dumps ist. Die Schleifmühlen pflegt man
La eine Anzahl getrennter Räume abzutheilen,
von denen jeder sechs Plätze oder Tröge (ti-onglls)
enthält. Zeder Trog besteht aus der nöthigen
Vorrichtung zum Betriebe eines Schleifsteines