Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Aadisches Gewerbeblatt.

Beilage zum Mannheimer Morgenblatt No. 133.

No. 23. Mannheim 9. Juni. 1843.

Da« , Badische Gcwerbeblatt" erlchcint wöchentlich einmal. — Geeignete Beiträge, welche an die Redaction des Morgenblattes in
Mannheim zu richten sind, werden von Jedermann mit Dank ausgenommen. — Bestellungen auf das „Mannheimer Morgcnblart" nehmen
alle Postanstalten Deutschlands an. Preis das Viertel Jahr — vom l. April bis so. Juni — in ganz Baden mit Inbegriff der Post.
Gebühren fl.l. 2a kr.

Ueber das Manchen der Kamine und die
Mittel dagegen.
lVon vr. Ammermüller.1
Von den vielen Vorschlägen, das Rauchen
der Kamine zu verhüten, sind die meisten auf
die Ansicht gegründet, der Wind sei die Ursache
dieses Rauchens; indem sich dieser im Kamin
fange, entstehe in demselben ein Windzug nach
unten, der den Rauch mit herunterdrücke. Die
hierauf begründeten Hülfsvorschläge laufen deß-
halb fast alle darauf hinaus, an der oberen
Mündung des Kamins eine Vorrichtung anzu-
bringen, durch welike der Kamin, durch die
Kraft des Windes selbst, nach der Richtung hin
geschlossen wird, von welcher der Wind kommt,
und dagegen in der gegenüberstehenden Rich-
tung offen bleibt. Wäre der Grund des Rau-
chens der Kamine wirklich in dieser Richtung
des Windes gelegen, so müßten dann auch die
hiegegen angebrachten Vorrichtungen dem Nebel
abhelfen. Der Erfolg beweist aber das Ge-
gentheil. Es müßte ferner unter obiger Vor-
aussetzung um so stärker rauchen, je heftiger
der Wind geht, und würde bei Windstille gar
nicht rauchen; beiden widerspricht ebenfalls die
Erfahrung. Der Grund des Rauchens der Ka-
mine ist daher, wenigstens in den meisten Fäl-
len anderwärts zu suchen.
Der Luftzug in den Kaminen nach oben ist
die Folge davon, daß durch das Eintreten war-
mer Luft vom Feuerherd in den Kamin in die-
sem eine erwärmte Luftsäule sich bildet, die spe-
cifisch leichter ist als die äußere Luft, und deß-
halb mit einer Kraft und Geschwindigkeit in die
Höhe steigt, welche entsprechend ist dem Ueber-
schuß des Gewichts einer äußeren Luftsäule von
der Höhe des Kamins über das Gewicht der
im Kamin befindlichen Lust. Wenn nun aber
der Fall eintritt, daß die umgebende äußere
Luft wärmer ist als die Luft im Kamin und

im Haus überhaupt, wie das bei Thauwetter,
in Sommermittagen u. s. w. dann der Fall sein
wird, wenn nicht gerade geheizt wird, so kann
mit dem Rauch einer Tabackspfeife leicht gezeigt
werden, daß nun die kältere Luft vermöge ih-
rer größeren Schwere zurHausthüre und ande-
ren Oeffnungen unten im Haus hinauszieht und
durch einen Strom wärmerer Lust ersetzt wird,
der durch den Kamin herunter kommt. Dieß
kann bei windigem und windstillem Wetter gleich-
mäßig der Fall sein. Es kann also in Folge
dieses Umstandes in jedem Kamin auch ein Zug
nach unten stattfinden, dessen Kraft ebenfalls
gleich ist dem Ueberschuß des Gewichts der Luft-
säule im Kamin über das Gewicht einer gleich
hohen Luftsäule außerhalb.
Wird nun in einer Zeit, in der ein solcher
Strom im Kamin von oben nach unten geht, auf
dem Herde ein Feuer angezündet, so wirken jetzt
zwei Ursachen, welche im Kamin zwei entgegenge-
setzte Strömungen zu erzeugen streben, und in
Wirklichkeit wird jetzt der Luftstrom im Kamin
nach der Richtung der stärkern dieser zwei Ur-
sachen und mit dem Ueberschuß ihrer Kraft über
die der schwächern stattfinden. Wenn nun in
solchem Falle das Feuer auf dem Herd nur klein
ist, wenn es nicht senkrecht unter dem Kamin
steht, sondern nur unter einem häufig noch schlecht
genug construirten Kaminschooß, durch den die
Kraft des aufsteigenden Luftstroms noch gebro-
chen wird, ehe er in den Kamin selbst kommt,
wenn endlich, wie das bei Einrichtung unserer
Kamine nothwendig ist, die durch's Feuer er-
wärmte Luft auf ihrem meist 6 bis 9 Fuß lan-
gen Weg bis zur unteren Mündung des Kamins
mit der umgebenden Luft sehr vermengt und
abgekühlt wird, und wenn diese Abkühlung in
unseren weiten Kaminen durch den nach unten
gehenden Strom noch vermehrt wird, so ist es
kein Wunder, wenn unter solchen Umständen
häufig der nach unten ziehende Luststrom das
 
Annotationen