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Dadisches Gcmerbeblatt.

Beilage zum Mannheimer MorgenblaLt ^0. 83.

^0. 14. Mannheim 8. April. 1843.

Das , Badische Gcwcrbeblatt" erscheint wöchentlich einmal. — Geeignete Beiträge, welche an die Redaction des Morgenblattes ü
Mannheim zu richten sind, werden von Jedermann mit Dank ausgenommen. — Bestellungen auf das „Mannheimer Morgenblatt" nchmer
alle Postanstalten Deutschlands an. Preis das Viertel Jahr — vom i. April bis ZO. Juni — in ganz Baden mit Inbegriff der Pest.
Gebühren fl. t. 2a kr.

Naturgeschichtliche Betrachtung über
Kartoffelbau und Kartoffelseuche.
(Schluß.)
Die ärmeren Bewohner zu Judenbach im Her-
zogthume Meiningen, welche keine Keller Haden,
überwintern ihre Kartoffeln schon seit langer Zeit
in solchen Gruben, welche sie gewöhnlich am
Saume des nahen Waldes anlegen, und versi-
chern, daß ihre Karwffeln sich hierin weit bes-
ser und schmackhafter erhielten, als in den Kel-
lern ihrer Arbeitsherren; wovon ich, als ich
diele Versicherung oftmals wiederholen hörte,
ohne weiteres Nachdenken darüber damals kei-
nen Grund einsah, der jedoch in Vorstehendem
offenkundig vorliegen dürfte. Diese Gruben wer-
den dort dadurch zugsngbar gemacht, daß eini-
ge, mit einander zu einem Thürchen verbundene
Noitel «m Dächelchen so eingcpaßt werden, daß
es weggenommen und auch wieder angelehnt
we den kann; gewöhnlich auf derjenigen Seite,
wllcde den heftigen Windstößen am wenigsten aus-
gesetzt ist. Die Wände der gewöhnlich kreisrun-
den Gruben werden hier nicht bekleidet, weder
mit Brettern, noch mit Strohdecken, als wie es
aus mehrfachen Gründen auch am zweckmäßig-
sten zu sein schcint, und die Gruben werden ohne
alle Sorgfalt durch bloßes Einschütten der Kar-
toffeln urd ohne Einstreuung von lockerer Erde
in die Zwischenräume der Kartoffeln gefüllt, die
jedoch zu unserem Behufe erforderlich ist.
3) Endlich ist noch ein dritter Hauptpunkt,
nämlich das Reis werden lassen der Kar-
toffeln zu besprechen. — Im Natur-ustarde,
wo die Kartoffeln in der Erde verbleiben, dis
das Leben der alten Kartoffeln durch Keime in
lie neuen Gebilde übergeführt wird, da besteht
t ie Gattung alljährlich unstreitig die vollkommenste
R^ifzeit und ein solcher Saome st auch tüchtig
zu einer kräftigen Fortpflanzung. Betrachten
wir dagegen unser Verfahren im landrvirthschast-
lichen Betriebe, so müssen wir uns gestehen, daß

den Kartoffeln eine sehr stiefmütterliche Pflege
zu Tbeil wird; denn nicht allein, daß die mei-
sten Landwirthe die Neifzeit der Kartoffeln in
der Regel gar nicht abwarten, sondern die Ernte
derselben abhängig machen von der weitern Be-
stellung des Feldes mit einer andern Frucht,
wodurch die Kartoffeln leider gewöhnlich schon
vor erlangter Reife aus der Erde heraus müs-
sen; sondern die Kartoffeln werden auch eben
so im Frühjahre meistens sehr spät zu Felde ge-
bracht, und ihnen im Herbst sogar oft nicht ein-
mal das Kartoffelkraut gelassen, sondern dieses
zum Verfüttern und zur Streubenutzung schon
vor der Reifezeit abgeschnitten, ohnerachtet es
zur vollkommenen Ausbildung der Kartoffeln
unentbehrlich ist. Fragen wir Jemanden, wa-
rum er keine unreifen grünen Zwetschgen, der-
gleichen grüne Kirschen u. s. w. esse, so erhol-
ten wir unfehlbar die Antwort: „weil unreife
Früchte nicht gesund seien und auch nicht gut
schmeckten." Sonderbar genug, daß wir diese
Conseguenz nicht auch bei den Kartoffeln beob-
achten, und bei dem Korn, welches man jetzt an
vielen Orten ebenfalls unreif einzuernten an-
fängt, weil es unreif meblreicher sein soll, als
reif; wovon die Folgen jedoch seiner Zeit auch
nicht ausbleiben werden, falls einseitiger Gewinn
alle andere Rücksichten verdrängen und urreifes
Kornernten so allgemein werden sollte als un-
reifes Kartoffelernten.
Uebrigens muß ich noch zweier Zeitungsnach-
richten erwähnen, welche die vörliegende Sache
mit betreffen, nämlich 1) daß Kartoffeln, welche
in einem Keller aufbewahrt wurden, welcher vor-
her eine Zeit lang als Kohlenlagerstätte gedient
batte, sich lehr gut darin erhalten hätten; 2) daß
die Kartoffeln, welche man in Nordamerica aus
Deutschland bezog, um sie daselbst zum Anbau
zu bringen, eine s hr gute Ernte gesunder Kar-
toffeln daselbst gewährt hätten.
Hierzu muß ich bemerken, daß, da der Koh-
 
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