Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Pa-isches Gewerbeblatt.

Beilage zum Mannheimer Morgenblatt Xo. 41.

7. Mannheim 17. Februar. 1843.

Das Badische GcwerbeSlatt" erscheint wöchentlich einmal. — Geeignete Beiträge, welche an die Redaction des Morgenblattcs in
Mannheim zu richten sind, werden von Jedermann mit Dank ausgenommen. — Bestellungen auf das „Mannheimer Morgenblatt" nehme«
alle Bostanstalten L'cutschlandü an. Preis das halbe Jahr — vom i. Januar bis so. Juni — in ganz Baden mit Inbegriff der Post-
Gebuhren fl. 2. U8 kr.

Die Hauptbedingniffe, gutes Bier zu
druuen, oder das Verfahren der bai-
erschen Braunbierbrauerei.
(Schluß.)
Em gutes Bier wird nicht leicht sauer
und auÄ nach der Gährung gleich hell ohne
eine ekelhafte Leimklärung und ohne Mag-
nesia. Eme Brauerei, die erst Kalbsfüße oder
Leim zum Hellmachen und Magnesia oder 8al
tartari (Kohlmsaures Kali, Pottasche) zum Säure-
Abstumpfen gebraucht, hat entweder schlechte
Materialien verwendet, oder schlecht gearbeitet
oder zu viel Wasser in Bier verwandeln wolle-'.
4.) Gute Pflege im Keller. Das so-
weit fertige Bier kömmt nun in den wenigstens
24. bis 27 Fuß tiefen Keller, aber nicht der
Art, daß man eine Reihe Fässer eines nach
dem anderen damck anfüllt und schließt, son-
dern es muß das Bier zur völligen Orydation
der Hefe so in die Fässer gefüllt werden, daß
in jedes Faß nur der dritte Theil seines In-
halts kommt und das Faß leicht bedeckt wird.
Nach 8 bis 10 Tagen muß sich das Bier mit
einem feinen, weißen Rahm überzogen baden
und der twim Einfüllen erzeugte große Schaum
muß gänzlich verschwunden sein. — Hieraus
füllt man das Bier so zusammen, daß die Fäs-
ser alle Vz voll werden und wartet wieder 12
bis 14- Tage, bis abermals die Erscheinung
eines seinen, weißen Rahmes entstanden ist.
Endlich wird das Bier so zusammengefüllt,
daß jedes Faß bis auf 4. bis 6 Maß voll wird.
Nach einigen Tagen sieht man abermals nach,
ob wieder der weiße feine Rahm eingetreten,
dann werden die Fässer gefüllt, verspuntet und
zum Verkaufe aufbewahrt.
Sobald ein Keller mit dem gehörigen
Qutum besonders von Lagerbier so gefüllt
ist, muß derselbe sorgfältig verschlossen und

durch Doppelthüren dafür gesorgt wer-
den , daß beim Eintetsn gleich die er-
stere Thür geschlossen wird, bevor die zweite
oft selbst eine leichte mit Strob gepolsterte Thür
geöffnet wird, um sowenig wie möglich Wärme
in den Keller zu lassen.
Zum mehr Abkühlen der Keller bat man
vvrgeschlagen, Eis darin aufzubewahren, was
jedoch nur gute Keller noch verbessern, schlechte
dagegen, wegen der hineingebrachten größeren
Feuchtigkeitsmenge, eher noch verschlechtern soll.
Näheres über die baierfchen Sommerbier-Keller
findet man in Dinglers polyt. Journ. B. 82
S. 438. Nur auf diese Weife und besonders
bei dieser Art der Gährungsleirung, wobei al-
ler Hefe Gelegenheit gegeben wird, sich völlig
in Nnterhefe, die keiner weiteren Gährung mehr
fähig ist, zu verwandeln, erhält man das be-
liebte bai ersehe Bier, und ein fleißiger, auf-
merksamer Brauer kann diese Bedingungen
alle, wenigstens in den Ländern der gemäßig-
ten Zone aussühren. Nöthig wird es dann aber
auch überall, wo solches Bier gebraut wird,
daß man wenigstens in jeder Stadt einen oder
einige Brem- oder Hefensieder d. h. Weißbier-
brauer aufstellt, indem Hefe von untergährigen
Bieren nicht zu Backwerken gebraucht werden
kann, — damit diese Weißbierbrauer durch An-
fertigung von obergährigem Weißbiere den Be-
darf an gährungsfähiger Oberhefe für Bäcker
und Haushaltungen erzeugen.
Untersuchung des Bieres. Die Güte
des Bieres hängt vorzüglich von dem richtigen
Verhältnisse zwischen dem Weingeistgehalte, dem
Kohlensäuregehalte und den noch danebei^ be-
findlichen Gummi ähnlichen (Extraktivstoff) Stof-
fen ab. Der Weingeist gibt demselben das Auf-
regende und Erheiternde, wenn er mit dem
noch unzersetzten Zucker und Gummi in einem
dem Weine ähnlichen Verhältnisse steht.
 
Annotationen