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Dadisches Gewerbeblatt.
Beilage zum Mannheimer Morgenblatt Xo. 17.

Xo. 3. Mannheim 20. Januar. 1843.

Das , Badische Gewerbeblatt" erscheint wöchentlich einmal. — Geeignete Beiträge, welche an die Redaction des Morgcnblattes in
Mannheim zu richten und, werden von Jedermann mit Dank ausgenommen. — Bestellungen aus das „Mannheimer Morgenblatt" nehmen
alle Postanstalten Deutschlands an. Preis das halbe Jahr — vom i. Januar bis Z0. Juni — in ganz Baden mit Inbegriff der Post-
Gebuhren sl. 2. U8 kr.

Die Hauptbedingnisse, gutes Bier zu
brauen, oder das Verfahren der bai-
erfchen Braunbierbrauerei.
(Fortsetzung.)
Wie oft sieht man die Brauer, welche aus
den Flüssen Wasser bolen, dasselbe aus dem durch
Hochwasser ganz trüben Flusse schöpfen, dessen
schmutzige Beschaffenheit eben nicht einladend
ist, zum künftigen Genüsse des daraus gefertig-
ten Bieres, oder eben so wenig einladend mag
es sein, wenn man die Berliner Brauer ihr
Wasser aus der mitten durch die Stadt träg
dahin schleichenden Spree holen sieht, der in
der Nacht so Vieles anvertraut wird. Viele
Brauer hegen die Meinung, alles Unreine werde
durch die Gähruug ausgestoßen, was theils ein
Jrrthum an und für sich ist, theils sollte man
nicht aus Trägheit oder Gewinnsucht ein Ma-
terial, wie das Wasser, das Hauptmaterial der
ganzen Bier-Fabrikation, sogleich von vornher-
ein im unappetitlichsten Zustande verwenden, da
man sich ja das Produkt auch anständig bezah-
len laßt. Man scheue deshalb ja kein Opfer
sich möglichst reines und weiches Wasser zu ver-
schaffen.
Wenige Brauer können sich mit einer wirk-
lichen chemischen Analyse eines Wassers abge-
ben, doch wäre es besonders bei Anlegung neuer
Brauereien zu empfehlen, das Wasser von einem
der Chemie Verständigen untersuchen zu lassen.
Hat man zwischen zwei oder mehreren Wassern
die Wahl, so kann man, wenn auch nur ober-
flächlich, als das beste zum Braugeschäfte das-
jenige bei gleich reinem G eschma cke betrachten
welches beim Verdampfen einer genau gewo-
genen Menge die wenigsten festen Bestandtheile
zurückläßt.
Die Einrichtung eines Vorwärmekessels kann
nicht genug empfohlen werden, indem man da-
durch sowohl weiches Wasser darstellen, als
mich Holz ersparen und Reinlichkeit befördern

kann; die Unkosten treffen nur die erste An-
lage.
Da die kohlensauren Salze des Kalkes und
der Bittererde in der freien Kohlensäure des
Quellwassers als doppelt kohlensaure
Salze aufgelöst sind, — so fallen diese, so-
bald das Wasser in dem Vorwärmekessel nur
einigermaßen erwärmt ist, indem Kohlensäure
entweicht, als höchst schwer lösliche einfach
kohlensaure Salze nieder, — und das in
dem VorwärmeUssel über dem sich ruhig abla-
gernden Bodensatz stehende Wasser ist frei von
diesen das sogenannte Hartsein des Wassers
bedingenden Bestandtheilen. Es ist dieses un-
streitig das einfachste und billigste Verfahren,
sich, was in manchen Fällen eben nicht anders
geboten sein kann, hartes Quellwasser in wei-
ches Wasser zu verwandeln.
b) Gerste. Nicht blos darauf kömmt es
an, daß man eine vollkommen gute Frucht zum
Braugeschäft verwende, sonderen man muß die
an Stärkmehl reichste, auf einen und demselben
Boden und in einem und demselben Jahre ge-
wachsene wählen, man muß Gerste wählen,
deren Boden nicht durch Pferchen der Schafe,
sondern mit verrottetem, durchgefrorenem Kuh-
dünger gedüngt wurde.
Wirft man ein- und zweijährige aus ver-
schiedenen Feldern, in verschiedenen Bodenarten
gewachsene Gerste zusammen, so hat man theils
ein ungleiches Verhältniß an Stärkmehlgehalt,
theils, was noch mehr in Betracht zu ziehen ist,
ein sehr ungleiches Wachsen (Keimen), indem
sich bei der einen Gerste schon der Graskeim zu
entwickelen anfängt, während bei der andern
kaum der Wurzelfeim entwickelt ist.
Am besten verwendet man die große Zwei-
zeilige Sommergerste (Hoi-ckeum sistickum), die
sich auch erfahrungsmäßig besser malzt als die
Wintergerste. Man unterscheidet beide Sorten
durch ihre Farbe, indem die Körner der Som-
 
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