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sie eine recht dunkle weingelbe Farbe angenom-
men hat.
Nachdem das Leder mit dieser Eisenbeize,
die man hat erkalten lassen, egal überstrichen
worden ist, trocknet man dasselbe, wärmt die
Farbeabkochung wieder auf und wiederholt den
Färbungsprozeß ganz wie das erste Mal. Das
getrocknete Leder wird nun mit einem in kaltes
Wasser eingetauchten und etwas ausgcdrückt-n
Schwamm wiederholt so lange abgewaschen,
respective abgerieben, als noch Farbe abgeht,
dann wieder getrocknet, nochmals gefärbt und
abgewaschen, solange bis die gewünschte Schwärze
erreicht ist, bei welcher zur ^Verhütung des Ab'
färbens immer der oben aufliegende, nicht ein-
gedrungene Antheil der Farbe auf erwähnte
Weise abgewaschen werden muß.
Um nun dem durch diese Procedur etwas
hart gewordenen Leder die nöthige Milde wie-
der zu geben, wird eine ziemlich weiche Bürste
mit Baumöl überstrichen und mit ihr das ge-
schwärzte Leder überfahren. Die Farbe wird
dadurch augenblicklich aus grauschwarz in kohl-
schwarz verwandelt, das Leder bekommt etwas
Glanz und nach einigem Ausrecken, d. b. Hin-
und Herziehen, seine vorige Weiche und Dehn-
barkeit wieder."

Kleinere Mittheilungen.
Mittel gegen die Wanzen.
Eins., der früher in einem Miethquarliere
viel von Wanzen zu leiden hatte, benutzte, auf
den Rath eines Schneidemüllers, gewöhnliches
Teichschilfrohr anstatt des Bettstrohes und
wurde in kurzer Zeit seine ungebetenen Gäste,
die allen früher angewendeten Mitteln nicht wei-
chen wollten, los. Wenn nun auch, da hier
nur zwei Erfahrungen vorliegen, die Untrüg-
lichkeit dieses Mittels nicht behauptet werden
kann, so dürfte es sich doch bei dessen Einfach-
heit der Mühe lohnen, damit weitere Versuche
anzustellen und den Erfolg bekannt zu machen.
.s.

— Es bestand bisher allgemein der Grund-
satz bei der landwirthschastlichen Praxis, daß
der Kleesame nur eine sehr schwache Bedeck-
ung mit Erdkrumme zu seinem Gedeihen ver-
lange; einige glaubwürdige Berichte beweisen
aber gerade das Gegentheil, indem nach tiefem
Unterpflügen desselben auffallend schöne und
neue Kleesaaten entstanden sind. Düse, für
Freunde des Kleebaues gewiß interessante Be-
obachtung, verdiente wohl mehrseitige Prüfung.

Miszellen.
Durchsichtige Uhr.
Es kommt «och weit, sehr weit in der Welt!
Rebellier in Paris hat der Akademie der
Künste und Wissenschaften eine Taschenuhr aus
Ber gkri stall vorgezeigt. Die 2 Zahnräder
sind aus Bergkristall, die anderen aus Metall.
Die Schrauben sind im Kristall befestigt, die
Aren drehen sich in Rubin; das Stoßwerk ist
von Saphir; das Sieigrad von Bergkristall,
die Federn von Gold. Die Uhr geht übrigens
vortrefflich und es dürften sich bald solche Exem-
plare in Aller Taschen befinden.
Papierfabrikation in England.
Dieses Land ist dec Herd des Außerordent-
lichen, des Wunderbaren, des Riesenhaften. So
wurde vor etwas längerer Zeit aus der Manu-
faktur von Colinton ein einziger Bogen Pa-
pier versendet, der 333 Pfd. wog, und in die
Länge IV2 Meile engl. in die Breite aber 3V
Zoll maß. Was würde nun ein Riß von sol-
chem Papier wiegen? Antwort: 266,300 Pfd!
Daß hkißt in der That die Manufaktur auf
einen großen Höhepunkt bringen, und wie viel
haben wir nicht noch zurückzulegen um zu einem
Endresultat zu gelangen oder vielmehr: wann
und wie werden wir ein solches je erreichen?!
Aus Nassau. Keine Ide^ hat sich seit langerZeit
einer so großen und durchgreifenden Theilnahme
aller Bewohner des Herzogchums Nassau erfreut,
als die so einfache und praktische der Gründ-
ung eines „nassauischen G ewerbvereins";
und dennoch ist dieselbe in der Geburt erstickt.
Blicken wir nach den rüstig voranschreitenden
anderen deutschen Ländern, so müssen wir mit
tiefem Schmerz bekennen, daß uns der Mangel
eines solchen Vereins weder Ehre noch Nutzen
bringt. Zuweilen verlautet zwar, daß wieder
einig's Leben in die -Sache gekommen sei, aber
das Publikum ist so lange durch falsche Gerüchte
getäuscht worden, daß es nicht eher an die Er-
füllung seiner Hoffnung glauben wird, als bis
eö nicht mehr daran zweifeln kann. Bei der
ewig denkwürdigen deutschen Gewexbeaus-
stellung in Mainz war Nassau stark vertreten
und nur Solche, dis Alles mit Gleichgültigkeit
betrachten, können den unendlichen Nutzen einer
Gewerbhalle zu Wiesbaden für die, größerer
Absatzwege entbehrenden Handwerker in den
kleinen Landftädtchen bezweifeln. Wir haben
der ermunternden Beispiele so viele vor Augen,
und deßhalb ist es auffallend, daß die Stimm-
geber in industriellen Fragen in dieser Angelegen-
heit nicht thätiger sind.

Redigirt unter Verantwortlichkeit von C. Schmelzer. — Druck und Verlag von C. Schmelzer.
 
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