Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
- 56 -

Die Schmalseiten des Altarunterbaus waren beiderseits
von einem vergitterten und von innen noch ausserdem durch
einen eisernen Laden mit kleinen Oeffnungen verschliessbaren
Fensterchen durchbrochen (vgl. Abb. 12 und 13). So war es
üblich bei Altären, in deren Innern ein sepulcrum, eine
Heiligengruft, eingerichtet war. Auch in unserem Hochaltar wird
ursprünglich eine Reliquie, etwa die jetzt in der Alexander-
kapelle verwahrte des hl. Lambertus, ausgestellt gewesen sein.
Als man dann den Raum lediglich als Aufbewahrungsort für
allerhand Kirchengerät benutzte, als er mit andern Worten auf-
hörte, ein sepulcrum zu sein, da ersetzte man (vermutlich
seit 1827) die frühere Weihe durch ein kleines sepulcrum, das
man in die Frontwand eintiefte (vgl. Abb. 11) und mit einem
quadratischen Stein dann wieder schloss."

Neben dem Gitterfensterchen rechterhand (Abb. 17 bei e:
vergl. auch Abb. 12 und 17) ragt eine kleine Konsole aus der
Wand hervor, die zur Aufnahme von Messgerät gedient haben
mag. Auf dem Spruchband, das sich um den Leib der Konsole
schlängelt, liest man die bisher übersehene Zahl 1511. In diesem
Jahre, ein Jahr nach Schluss des Chorgewölbes und zwei vor
der Weihung des Chors, war also der Altartisch schon fertig-
gestellt. Man konnte diese immerhin wertvolle Zahl so lange
übersehen, weil die Schmalseiten des Altars samt Fenster und
Konsole infolge der Anbauten des Jahres 1827 jetzt von aussen
gar nicht mehr sichtbar sind. Man muss schon in die kleinen
Schatzverliese rechts und links von dem mittleren Verwahrungs-
raum eintreten, um Fenster und Konsole zu sehen.

Noch bedarf die Altarplatte selbst und ihr Schmuck einer
kurzen Bemerkung. Die Profde, die sie an der Unterseite wir-
kungsvoll gliedern, setzen sich aus zwei, durch eine Hohlkehle
voneinander getrennten, an den Enden sich durchdringenden
Rundstäben zusammen, genau wie die Spätgotik sie liebte.
Wie passt dazu die alte, an und für sich gut beglaubigte Tradi-
tion, wonach «unser Frawen Altar aus des Hertzogen Bercli-
tolden des fünften (f 1218) Grabstein gemacht ward»?100

99 Ich verdanke diese Notiz Herrn Dompfarrer Schober.
100 Freiburger Chronik beiKönigshoven, Schreiber a. a. 0. Beilagen S.22.
 
Annotationen