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dem Jahre 1825,10' ja vielleicht schon früher, regte sich das
Verlangen, den Hochaltar durch einen monumentalen Aufbau
imposanter zu gestalten. Freiburg besass dazumal in dem Bild-
schnitzer Joseph Glänz und seinem Sohne Franz zwei ungewöhn-
lich geschickte Meister, die schon andere Altäre des Münsters
mit geschmackvollen Aufsätzen versehen hatten. So war im
Jahre 1821 der Annenaltar, im Jahre 1825 der Dreikönigsaltar
von ihnen mit hohen Gehäusen ausgestattet worden; 1828 war
der Marienaltar im Frauenchörle und der Josephsaltar gefolgt.
Es lag also nur in der Richtung dieser Aufbauten, wenn man
im Jahre 1830 auch die Erhöhung des Hochaltarschreines in
Angriff nahm. Das Rechnungsbuch des Franz Glänz berichtet
darüber:
«1830 entwarf mein seliger Vater die Zeichnung zum
jetzigen Hochaltar und bekam den 18. April 1831 von hoher
badischer Regierung den Auftrag, denselben auszuführen.
Am 24. April 1831 wurde gemeinschaftlich angefangen und den
22. Juli 1833 vollendet. Die Mehrzahl der Arbeit geschah durch
106 In diesem Jahre erschien der Atlas, den A. von Baier für die
Münsterbeschreibung Schreibers gezeichnet hatte. Unser Hochaltar ist darin
zweimal in einer, ich möchte sagen, proleptischen Gestalt abgebildet: die
mensa zeigt hier schon die seitlichen Verbreiterungen (AA auf Abb. 9),
die doch erst 1827 angefügt wurden. Und so ist auf diesen Darstellungen
von Baiers auch schon der Altaraufsatz mit drei Fialen und drei Statuen
unter Baldachinen eingezeichnet, während es zu einer solchen Ueberhöhung
des Altars erst in den Jahren 1831 — 18.43 kommen sollte. Vergleichen wir
diese proleptischen Bilder von Baiers mit dem von Glänz und Sohn wirk-
lich ausgeführten Aufbau, so wird alsbald klar, dass von Baier nicht
etwas Vorhandenes, sondern nur etwas Gewünschtes gezeichnet hat :
der Aufbau gleicht nicht dem von Glänz und Sohn für diese Stelle ge-
schaffenen, sondern dem von ihnen 1825 für den Dreikönigsaltar rechts an
der Vierung hergestellten. Die Figuren aber, die A. von Baier in die drei
Baldachine einzeichnete, Maria und die Stadtpatrone Georg und Lambertus,
sind ganz andere als die von Glänz später hier aufgestellten. Das prolep-
tische Bild von Baiers ist auch in anderer Hinsicht interessant: den
Untersatz unter der Predella (vgl. oben S. 68), den Glänz später für nötig
hielt, wünschte er offenbar nicht. Die Predella war, wie oben S. 60 f., des
Näheren ausgeführt wurde, zu seiner Zeit noch ohne die in Holz geschnitzte
Anbetung der Könige. Endlich dachte und wünschte er sich den Aufbau
lange nicht so hoch, wie er später wurde. Die höchste Fiale reicht auf
seiner Zeichnung nur bis zum Scheitel der Arkadenbögen, während sie
jetzt fast bis zur Decke des Hochchors hinaufragt. Er hätte vermutlich
einen so hohen Aufbau, der soviel von der Architektur der Kirche
verstellte und verdeckte, nicht gutgeheissen.
dem Jahre 1825,10' ja vielleicht schon früher, regte sich das
Verlangen, den Hochaltar durch einen monumentalen Aufbau
imposanter zu gestalten. Freiburg besass dazumal in dem Bild-
schnitzer Joseph Glänz und seinem Sohne Franz zwei ungewöhn-
lich geschickte Meister, die schon andere Altäre des Münsters
mit geschmackvollen Aufsätzen versehen hatten. So war im
Jahre 1821 der Annenaltar, im Jahre 1825 der Dreikönigsaltar
von ihnen mit hohen Gehäusen ausgestattet worden; 1828 war
der Marienaltar im Frauenchörle und der Josephsaltar gefolgt.
Es lag also nur in der Richtung dieser Aufbauten, wenn man
im Jahre 1830 auch die Erhöhung des Hochaltarschreines in
Angriff nahm. Das Rechnungsbuch des Franz Glänz berichtet
darüber:
«1830 entwarf mein seliger Vater die Zeichnung zum
jetzigen Hochaltar und bekam den 18. April 1831 von hoher
badischer Regierung den Auftrag, denselben auszuführen.
Am 24. April 1831 wurde gemeinschaftlich angefangen und den
22. Juli 1833 vollendet. Die Mehrzahl der Arbeit geschah durch
106 In diesem Jahre erschien der Atlas, den A. von Baier für die
Münsterbeschreibung Schreibers gezeichnet hatte. Unser Hochaltar ist darin
zweimal in einer, ich möchte sagen, proleptischen Gestalt abgebildet: die
mensa zeigt hier schon die seitlichen Verbreiterungen (AA auf Abb. 9),
die doch erst 1827 angefügt wurden. Und so ist auf diesen Darstellungen
von Baiers auch schon der Altaraufsatz mit drei Fialen und drei Statuen
unter Baldachinen eingezeichnet, während es zu einer solchen Ueberhöhung
des Altars erst in den Jahren 1831 — 18.43 kommen sollte. Vergleichen wir
diese proleptischen Bilder von Baiers mit dem von Glänz und Sohn wirk-
lich ausgeführten Aufbau, so wird alsbald klar, dass von Baier nicht
etwas Vorhandenes, sondern nur etwas Gewünschtes gezeichnet hat :
der Aufbau gleicht nicht dem von Glänz und Sohn für diese Stelle ge-
schaffenen, sondern dem von ihnen 1825 für den Dreikönigsaltar rechts an
der Vierung hergestellten. Die Figuren aber, die A. von Baier in die drei
Baldachine einzeichnete, Maria und die Stadtpatrone Georg und Lambertus,
sind ganz andere als die von Glänz später hier aufgestellten. Das prolep-
tische Bild von Baiers ist auch in anderer Hinsicht interessant: den
Untersatz unter der Predella (vgl. oben S. 68), den Glänz später für nötig
hielt, wünschte er offenbar nicht. Die Predella war, wie oben S. 60 f., des
Näheren ausgeführt wurde, zu seiner Zeit noch ohne die in Holz geschnitzte
Anbetung der Könige. Endlich dachte und wünschte er sich den Aufbau
lange nicht so hoch, wie er später wurde. Die höchste Fiale reicht auf
seiner Zeichnung nur bis zum Scheitel der Arkadenbögen, während sie
jetzt fast bis zur Decke des Hochchors hinaufragt. Er hätte vermutlich
einen so hohen Aufbau, der soviel von der Architektur der Kirche
verstellte und verdeckte, nicht gutgeheissen.