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Beatis, Antonio ¬de¬; Pastor, Ludwig ¬von¬ [Hrsg.]
Die Reise des Kardinals Luigi d'Aragona durch Deutschland, die Niederlande, Frankreich und Oberitalien, 1517 - 1518 — Freiburg i.Br., 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.15347#0010
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Vorwort.

Vls ich im April des Jahres 1893 auf der Nationalbibliothek zu Neapel
arbeitete, war mir das Finderglück außerordentlich hold. Es gelang mir
damals, nicht nur die von andern Forschern vergeblich gesuchten deutschen
Nuntiaturberichte der Zeit Sixtus' V. zu finden (vgl. meinen Reisebericht im
Historischen Jahrbuch 1894, 712), sondern ich machte zu gleicher Zeit auch
noch eine zweite kostbare Entdeckung, indem ich auf die von Antonio de
Beatis verfaßte Beschreibung der großen Reise stieß, welche der Kardinal
Luigi d'Aragona in den Jahren 1517—1518 durch Tirol, die Schweiz,
Süd- und Westdeutschland, Belgien, Holland, Frankreich und Oberitalien
gemacht hat. Ich erkannte sehr bald, daß es sich hier nicht um einen jener
gewöhnlichen Reiseberichte handelte, welche die italienischen Bibliotheken zu
Dutzenden enthalten. Die Aufzeichnungen des Antonio de Beatis erwiesen sich
vielmehr als eine sehr wichtige Quelle zur Landes- und Volkskunde, über-
haupt zur Kulturgeschichte der von dem reiselustigen Kardinal durchzogenen
Länder. Ein hochinteressantes Bild der wichtigsten Kulturgebiete Europas zu
Ausgang des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit entrollt sich mit einer
Fülle von neuen Einzelheiten vor dem geistigen Auge des Lesers. Auch
das Zusammentreffen des Kardinals mit hervorragenden Persönlichkeiten wie
Karl V., Jakob Fugger, Franz I. von Frankreich verleiht dem Berichte ein
besonderes Interesse. Von nicht geringer Bedeutung sind auch die zahlreichen
Notizen zur Kunstgeschichte; hatte doch Luigi d' Aragona das Glück, in Mühlau
bei Innsbruck einen Teil der eben vollendeten Statuen zum Grabmal Kaiser
Maximilians, in Brüssel den ersten der für die Sixtinische Kapelle bestimmten
Teppiche Raffaels zu erblicken und in Amboise mit dem greisen Leonardo da
Vinci über dessen anatomische und naturwissenschaftliche Studien sich zu
unterhalten.

Daß eine so wichtige Quellenschrift noch ungedruckt sein sollte, erschien
mir anfangs unglaublich; trotzdem verhielt es sich so. Darauf reifte der Ent-
schluß einer vollständigen Publikation. Nachdem ich durch die Güte meines
hochverehrten Freundes, des Marchese Emilio Nunziante, eine genaue Abschrift
erhalten hatte, ging ich an die Arbeit. Wiederholt habe ich den Bericht auch
 
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