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https://doi.org/10.11588/diglit.15347#0041
26 Günstige Urteile italien. Reisender über Deutschland am Ausgang des Mittelalters.
nicht vergleichen; trotzdem enthält derselbe eine Reihe von wertvollen Beobach-
tungen, die man bei seinem Genossen vergeblich sucht. Vettori beschreibt die
Häuser, die Herbergen, Trachten, Gerätschaften, die Speisen und Getränke,
die Sitten und Gewohnheiten; er schenkt den Schnitzereien Ammergaus wie
der deutschen Feuerwehr Beachtung. Diese sehr schätzenswerten kulturgeschicht-
lichen Nachrichten zeigen, daß Vettori die Fähigkeit gehabt hätte, ein lebensvolles
Bild des damaligen Deutschland zu entwerfen. Leider interessierte sich der
Florentiner Lebemann mehr für frivole, unsaubere Anekdoten, die in seiner
Schrift einen ganz ungebührlichen Raum einnehmen. Um so bemerkenswerter
ist das Zeugnis, welches dieser Epikureer ablegt für die tiefe Frömmigkeit der
Bevölkerung in Ulm U Vettori bestätigt hierdurch gleich andern Bericht-
erstattern 2 das überaus günstige Urteil des Antonio de Beatis über den echt
kirchlichen Sinn, welcher der Mehrheit des deutschen Volkes noch am Vorabend
feiner beklagenswerten religiösen Spaltung eigen war. Die Bewunderung, mit
welcher dieser Süditaliener wiederholt über die deutsche Frömmigkeit, über die
große Ehrlichkeit der Bewohner der Niederlande spricht, ist um so höher an-
zuschlagen, wenn man berücksichtigt, daß damals nicht wenige Italiener aus
nationalem Chauvinismus nur die Schattenseiten, an denen es in dem da-
maligen Deutschland keineswegs fehlte, hervorkehren und gegen die deutschen
„Barbaren" eine bis zur Verachtung gesteigerte Abneigung bekundend
^ (Ui uomini 80uo molto rsliZiosi 6 mi tu. uttermuto «tu uu träte «tu deuo
«Ii6 xiü elio tu äoeimu xurts oZui «tomouieu xiZIiuvu tu comunione «tivotumento.
V ettari 107.
2 Bgl. unten S. 51 u. 73 die Urteile von Glaßb erger, Qui rini und
Buhbach.
3 Vgl. Steinhaufens Zeitschr. für Kulturgesch. 1896, 40 f, und Schlecht
im Histor. Jahrb. XIX 353 f.
nicht vergleichen; trotzdem enthält derselbe eine Reihe von wertvollen Beobach-
tungen, die man bei seinem Genossen vergeblich sucht. Vettori beschreibt die
Häuser, die Herbergen, Trachten, Gerätschaften, die Speisen und Getränke,
die Sitten und Gewohnheiten; er schenkt den Schnitzereien Ammergaus wie
der deutschen Feuerwehr Beachtung. Diese sehr schätzenswerten kulturgeschicht-
lichen Nachrichten zeigen, daß Vettori die Fähigkeit gehabt hätte, ein lebensvolles
Bild des damaligen Deutschland zu entwerfen. Leider interessierte sich der
Florentiner Lebemann mehr für frivole, unsaubere Anekdoten, die in seiner
Schrift einen ganz ungebührlichen Raum einnehmen. Um so bemerkenswerter
ist das Zeugnis, welches dieser Epikureer ablegt für die tiefe Frömmigkeit der
Bevölkerung in Ulm U Vettori bestätigt hierdurch gleich andern Bericht-
erstattern 2 das überaus günstige Urteil des Antonio de Beatis über den echt
kirchlichen Sinn, welcher der Mehrheit des deutschen Volkes noch am Vorabend
feiner beklagenswerten religiösen Spaltung eigen war. Die Bewunderung, mit
welcher dieser Süditaliener wiederholt über die deutsche Frömmigkeit, über die
große Ehrlichkeit der Bewohner der Niederlande spricht, ist um so höher an-
zuschlagen, wenn man berücksichtigt, daß damals nicht wenige Italiener aus
nationalem Chauvinismus nur die Schattenseiten, an denen es in dem da-
maligen Deutschland keineswegs fehlte, hervorkehren und gegen die deutschen
„Barbaren" eine bis zur Verachtung gesteigerte Abneigung bekundend
^ (Ui uomini 80uo molto rsliZiosi 6 mi tu. uttermuto «tu uu träte «tu deuo
«Ii6 xiü elio tu äoeimu xurts oZui «tomouieu xiZIiuvu tu comunione «tivotumento.
V ettari 107.
2 Bgl. unten S. 51 u. 73 die Urteile von Glaßb erger, Qui rini und
Buhbach.
3 Vgl. Steinhaufens Zeitschr. für Kulturgesch. 1896, 40 f, und Schlecht
im Histor. Jahrb. XIX 353 f.