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Beatis, Antonio ¬de¬; Pastor, Ludwig ¬von¬ [Editor]
Die Reise des Kardinals Luigi d'Aragona durch Deutschland, die Niederlande, Frankreich und Oberitalien, 1517 - 1518 — Freiburg i.Br., 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.15347#0043
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Beschreibung der Reise des Kardinals Luigi d'Aragona.

„Trient ist eine recht hübsche, in einer Ebene gelegene SiadtV Sie
ist reich an Wasser, das durch die Straßen fließt. Wir speisten dort im
Kastell beim Bischof-. Wir sahen in Trient den Körper des sel. Simon^
und die Artillerie des Kaisers, die sehr schön und zahlreich ist, darunter
viele große Geschütze. Am 13. Mai zogen wir nach Salurn, drei deutsche
Meilen entfernt, wobei zu bemerken ist, daß jede deutsche Meile, wonach in
folgendem gerechnet wird, fünf italienischen entspricht. Eine Meile von Trient
entfernt tritt man in Deutschland ein, nachdem man eine Brücke überschritten
hat, welche über ein in die Etsch mündendes Gewässer führt H in der Nähe
liegt eine Kirche des hl. Ulrich." ^ In Salurn ward der Kardinal von dem
Herzog von Bari 6, dem Bruder des Herzogs Maximilian Sforza und Sohn
des Lodovico il Moro, besticht. Derselbe wird als ein Mann von großer
Literaturkenntnis, als tapfer und sehr klug charakterisiert.

Am 14. Mai zog der Kardinal von Salurn nach Bozen, „einer be-
festigten Stadt des Bischofs von Trient mit mehr als 700 Häusern und gut
gebaut. Es stehen dort zwei schöne Kirchen 4 Bei Bozen mündet der Eisack
in die Etsch". Den Namen Eisack erklärt Antonio de Beatis als Lucmo Ui
neve, „und so ist es in der Tat; der Fluß wird nur groß, wenn die Schnee-
schmelze eintritt". Am 15. Mai wurde die Strecke von Klausen bis zu dem
bereits damals bestehenden, einsamen, unweit der Mündung des Gaisalpen-
baches liegenden Wirtshause „im Sack", so genannt wegen der Enge des
Tales8, zurückgelegt. „In der Mitte dieses Weges liegt Brixen; letzterer

' Vgl. Fab eis Bericht bei Krones 750.

^ Bernhard II. von Cles, Bischof von Trient 1514—1589, von Klemens VII.
1530 zum Kardinal ernannt, gestorben 28. Juli 1539. Vgl. Oiacouius 516 f.
Wetz er und Weltes Kirchenlexikon XI ^ 2032.

b Schon Marino Sanudo 1483, dann Felix Fabri und 1492 die venetianischen
Gesandten (f. oben S. 24) besuchten diese offenbar als eine Hauptsehenswürdigkeit be-
trachtete Reliquie des sel. Simon, über den man vergleiche Pastor, Gesch. der Päpste
II610 A. 3.

^ Der Avisio. Dieselbe Grenzbestimmung bei Vettori 52—53 (wo indessen
statt cinquanta zu lesen ist cinque) mit dem Zusatz: secando dicono quelli del paese.
Nach dem Bericht der venetianischen Gesandten von 1492, herausgegeben von Simons-
seld (243), begann das eigentliche Deutschland erst bei S. Michele.

^ Dieselbe Legende des hl. Ulrich, welche unsere Beschreibung gibt (s. den ita-
lienischen Text), erzählt Fabri (I 75).

6 Francesco II. Sforza, Herzog von Bari, Sohn des Lodovico il Moro, nach
dem Tode seines Bruders Massimiliano (1530) dessen Nachfolger als Herzog von Mai-
land, gestorben 1535. Vgl. Ratti, Osila karuiZlia 8kor/a I 107 ff.

^ Die Pfarr- und die unmittelbar benachbarte, jetzt profanen Zwecken dienende
Dominikanerkirche.

8 Vgl. B. Weber, Das Land Tirol II, Innsbruck 1838, 33—34.

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