VORBEMERKUNG.
Ein Fürst in Aquitanien hatte zwei Kinder, einen Sohn
und eine Tochter, bei deren Geburt die Mutter gestorben war.
Als diese zehn Jahre alt geworden, legte er sich auch aufs
Sterbebett. Er berief deshalb die Besten seines Landes um
sich, empfahl ihnen die Pflege seiner Kinder und ermahnte
besonders noch den Sohn zu treuer Liebe gegen seine Schwe-
ster. Die Geschwistei- lieben sich nach des Vaters Tode auf
das Zärtlichste. Durch die Lockungen des Bösen aber wird
der allzu vertraute Bruder verleitet, seiner Schwester in un-
erlaubter Weise zu nahen. Als sie sich danach schwanger
fühlt, wenden sich beide an einen alten Rathgeber, der ihnen
schon vom Vater empfohlen war, und entdecken ihm ihre
große Noth. Auf seinen Rath wandert der Jüngling außer
Landes, angeblich nach dem Heiligen Grabe, stirbt jedoch
unterwegs aus Sehnsucht nach der Schwester; die letztere
aber zieht zu dem väterlichen Freunde ins Haus. Dort wird
sie heimlich eines Knaben entbunden. Dieses Kind wird in
eine Kiste gethan, auch wird ihm außer andern Dingen eine
Tafel beigegeben, auf welcher vermerkt ist, daß es von hoher
Geburt, sowie daß sein Vater sein Oheim, seine Mutter seine
Base sei. Dann wird diese Kiste in eine Barke gelegt und
den Wogen des Meeres preisgegeben. Die Mutter des Kindes
lebte nun zurückgezogen und gottergeben wie eine Büßende
und versagte allen, die um sie warben, ihre Hand. Einer der
Werber aber, ein mächtiger Herzog aus der Nachbarschaft,
suchte sie mit Gewalt zu gewinnen, indem er ihr Land ver-
wüstete und sie selbst in ihrer Hauptstadt belagerte.
Die Barke mit dem Kindlein war inzwischen an ein fernes
Gestade getrieben worden, in dessen Nähe sich ein Kloster
Ein Fürst in Aquitanien hatte zwei Kinder, einen Sohn
und eine Tochter, bei deren Geburt die Mutter gestorben war.
Als diese zehn Jahre alt geworden, legte er sich auch aufs
Sterbebett. Er berief deshalb die Besten seines Landes um
sich, empfahl ihnen die Pflege seiner Kinder und ermahnte
besonders noch den Sohn zu treuer Liebe gegen seine Schwe-
ster. Die Geschwistei- lieben sich nach des Vaters Tode auf
das Zärtlichste. Durch die Lockungen des Bösen aber wird
der allzu vertraute Bruder verleitet, seiner Schwester in un-
erlaubter Weise zu nahen. Als sie sich danach schwanger
fühlt, wenden sich beide an einen alten Rathgeber, der ihnen
schon vom Vater empfohlen war, und entdecken ihm ihre
große Noth. Auf seinen Rath wandert der Jüngling außer
Landes, angeblich nach dem Heiligen Grabe, stirbt jedoch
unterwegs aus Sehnsucht nach der Schwester; die letztere
aber zieht zu dem väterlichen Freunde ins Haus. Dort wird
sie heimlich eines Knaben entbunden. Dieses Kind wird in
eine Kiste gethan, auch wird ihm außer andern Dingen eine
Tafel beigegeben, auf welcher vermerkt ist, daß es von hoher
Geburt, sowie daß sein Vater sein Oheim, seine Mutter seine
Base sei. Dann wird diese Kiste in eine Barke gelegt und
den Wogen des Meeres preisgegeben. Die Mutter des Kindes
lebte nun zurückgezogen und gottergeben wie eine Büßende
und versagte allen, die um sie warben, ihre Hand. Einer der
Werber aber, ein mächtiger Herzog aus der Nachbarschaft,
suchte sie mit Gewalt zu gewinnen, indem er ihr Land ver-
wüstete und sie selbst in ihrer Hauptstadt belagerte.
Die Barke mit dem Kindlein war inzwischen an ein fernes
Gestade getrieben worden, in dessen Nähe sich ein Kloster