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EINLEITUNG.

Der Erec, welcher den ersten Theil der Werke Hartmann’s
von Aue füllt, ist ein Jugendwerk des Dichters und konnte,
obwohl umfangreicher als die andern Dichtungen die wir von
ihm besitzen, nur theilweise ein Bild von der Eigenthümlich-
keit und dem Gehalte der Hartmann’schen Poesie gewähren.
Ein vollständigeres werden die in diesem zweiten Theile
vereinigten Stücke zu geben geeignet sein, schon darum,
weil in ihnen die verschiedenen Gebiete, auf denen sich
seine Muse hervorthat, vertreten sind. Im Erec hat der junge
Dichter noch vielfach zu kämpfen und zu ringen mit dem
undeutschen Stoffe, selbst mit der fremden Sprache; seine
Phantasie wird hie und da noch dadurch gebunden, sein
Redefluß zuweilen noch gelähmt; die Schönheiten, welche
dort einzelne Punkte der Erzählung darbieten, treten in der
ästhetischen Schätzung zu sehr zurück, sobald man sich die
Dichtung als ein Ganzes zu vergegenwärtigen sucht. Deut-
licher und vorteilhafter erscheinen die dem Dichter eigenen
Vorzüge in den kleinern Dichtungen, welche dieser zweite
Theil enthält. Mit Ausnahme des ersten Büchleins, das dem
Gehalte wie der Zeit nach mit dem Erec sich enge berührt,
tritt hier eine viel freiere Entfaltung des dichterischen Ge-
müths, eine kunstvollere Gestaltung des Stoffes zu Tage; der
Gregor und der Arme Heinrich zeigen kaum mehr eine Spur
von dem Druck, den der überlieferte Stoff der Sage noch im
Erec auf den Genius des Dichters ausübte, ja sie gehören
ihrem poetischen Werthe nach zu dem Besten, was wir von
dem Auer besitzen. Mehr als der erste wird daher dieser
zweite Theil durch den Schatz der in ihm enthaltenen Dich-
tungen die Leser für Hartmann einnehmen; und ebenso wird
der dritte und letzte Theil, den Iwein enthaltend, die Em-
pfänglichkeit für diesen Dichter erhöhen.
Das Verständniss der Sprache zu erschließen und zu för-
dern, hat sich der Ausleger nach Kräften bemüht, obwohl er
 
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