WUNDERBABE RETTUNG DES KINDES.
171
in beiden ze ungemache
so reichte er dar mit dem stabe,
daz gewant warf er abe
und sach daz wenige vaz. 835
er sprach «wä nämet ir daz?»
nü gedähten s’ maneger lügen,
wie si den abbet betrügen,
und wolden im’z entsaget hän,
und beten ouch daz nach getan, 840
wan daz er’s wart innen
von unsers herren minnen.
Dö er die vräge wolde län
und wider in sin klöster gän,
do erweinde daz kint vil lüte 845
und kunte dem gotes trüte
daz ez da inne wsere.
dö sprach der gewaere
«hie ist ein kint inne.
sagt mir in der minne, 850
wä habet ir’z genomen?
wie ist ez iu züo körnen?
daz wil ich wizzen, crede mich!»
dö bedähten si sich
und sagten im als ich iu e, 855
wie si ez vunden üf dem se.
nü liiez er’z heven üf den sant
unde loesen abe diu baut.
dö sach er ligen dar inne
seltsame gewinne, 860
ein kint, daz im sin herze jach
daz er so schoenez nie gesach.
838 betrügen prset. conj. von. betriegen, betrügen. — 839 entsagen, ableug-
nen, abstreiten, vorenthalten. — 842 durch unsers Herrn Eingebung,
durch den heiligen Geist; über diesen formelhaften Ausdruck vgl. Maß-
mann zur Kaiserchronik, III, 89—90; minne und heiliger geist werden als
synonyme Begriffe gefasst; vgl. Walther 78, 1.
845 erweinen, zu weinen beginnen. — 846 gotes tritt, Gottes Freund,
Gottesmann. — 848 geivcere, wahrhaftig, aufrichtig. — 850 in der minne
ist eine geistliche Bittformel, soviel wie: um Christi willen, um Gottes
willen, im Namen des heiligen Geistes I vgl. Haupt zu MSFr. 57, 5. —
853 crede mich, glaube mir! eine im Munde der Klosterleute ehemals ge-
bräuchliche formelhafte Betheuerung; vgl. Gesammt-Abenteuer, II, 43, 89.
— 857 heven—heben. — sant stm., das Gestade, Ufer, stat.
171
in beiden ze ungemache
so reichte er dar mit dem stabe,
daz gewant warf er abe
und sach daz wenige vaz. 835
er sprach «wä nämet ir daz?»
nü gedähten s’ maneger lügen,
wie si den abbet betrügen,
und wolden im’z entsaget hän,
und beten ouch daz nach getan, 840
wan daz er’s wart innen
von unsers herren minnen.
Dö er die vräge wolde län
und wider in sin klöster gän,
do erweinde daz kint vil lüte 845
und kunte dem gotes trüte
daz ez da inne wsere.
dö sprach der gewaere
«hie ist ein kint inne.
sagt mir in der minne, 850
wä habet ir’z genomen?
wie ist ez iu züo körnen?
daz wil ich wizzen, crede mich!»
dö bedähten si sich
und sagten im als ich iu e, 855
wie si ez vunden üf dem se.
nü liiez er’z heven üf den sant
unde loesen abe diu baut.
dö sach er ligen dar inne
seltsame gewinne, 860
ein kint, daz im sin herze jach
daz er so schoenez nie gesach.
838 betrügen prset. conj. von. betriegen, betrügen. — 839 entsagen, ableug-
nen, abstreiten, vorenthalten. — 842 durch unsers Herrn Eingebung,
durch den heiligen Geist; über diesen formelhaften Ausdruck vgl. Maß-
mann zur Kaiserchronik, III, 89—90; minne und heiliger geist werden als
synonyme Begriffe gefasst; vgl. Walther 78, 1.
845 erweinen, zu weinen beginnen. — 846 gotes tritt, Gottes Freund,
Gottesmann. — 848 geivcere, wahrhaftig, aufrichtig. — 850 in der minne
ist eine geistliche Bittformel, soviel wie: um Christi willen, um Gottes
willen, im Namen des heiligen Geistes I vgl. Haupt zu MSFr. 57, 5. —
853 crede mich, glaube mir! eine im Munde der Klosterleute ehemals ge-
bräuchliche formelhafte Betheuerung; vgl. Gesammt-Abenteuer, II, 43, 89.
— 857 heven—heben. — sant stm., das Gestade, Ufer, stat.