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einem Tanze nach Hause fuhr. Dielen Todesfall zog
sich dieser Herr sehr zu Gemüthe; und weil er nunHanz
allein war, so las er oft in Büchern/ oder saß in ftiPenH
Lehnstuhl/ und besann sich wieder auf alles/ was er sein
Lebenlang in fremden Landern und an den fürstlichen
Höfen/ wie auch unter den Soldaten gesehen und ge-
höret hatte. Dabey erinnerte er sich auch an alles'/ was
er von Jugend auf selbst gechan hatte/ und es reuete ihn
manches so sehr/ daß er wünschte/ es lieber nicht gerhan
zu haben! Aber zuletzt giengen seine Gedanken immer
dahin aus/ daß es ein elend jämmerlich Ding sey um
aller Menschen Leben. Wurde ihm nun die Zeit zu
lang: so ließ er den Herrn Pfarrer des Dorfs/ einen
alten ehrlichen Mann mit einem eisgrauen Kopfe/
Rahmens wohlgemuth, zu sich kommen. Mit die-
sem sprach er bey einer Pfeife Taback aus den Zeitun-
gen/ oder was sonst neues vorfiel/ und da mußte der
Herr Pfarrer alles frey heraus sagen/ wie erS meynte.
Gemeiniglich brachte aber der Herr von Mildheim
das Gespräch auch darauf: daß es ein elendes Leben in
der Welt sey/ und daß der Mensch/ er sey reich oder arm/
vornehm oder gering/ so gar vielen Jammer auszustehen
habe. Dabey berief er sich auf seine lahmen Füße/ die
ihn so sehr schmerzten/ daß er bey allem Geld und Gut
täglich nichts rechtes genießen könne/ und manche Nacht
schlaflos zubringen müße. Von seinem ganzen Leben
an den fürstlichen Höfen und bey der Armee/ auch in
seinem zweymahligen Ehestande/ erzählte er so viel
UebelS/ daß alle die Lustbarkeiten/ die er mitgemacht
harre/ nichts dagegen waren. Auch führte er den wei-
sen König Salomo zum Zeugen an/ welcher im Pre-
diger-Buche im isten Capitel sagt: "Ich sähe an
alles Thun, das unter der Sonne geschieht:
und stehe! es war eitel und Jammer." Dagegen
wandte ihm der Herr Pfarrer ein: der liebe Gott habe
 
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