Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
4Z6

Siebenzehntes Capitel.
Ein grosses Unglück ist Ursache/ daß die Auötheilung
der Preise verschoben werden muß-

es nun bekannt wurde, daß am isten Gonn^
rage nach Trinitatis die Preise ausgerheilt, und
daß 24 Hausvater und Hausmütter aus der Gemei-
ne selbst darüber urtheilen sollten: so gerieth das ganze
Dorf in eine freudig ängstliche Bewegung, vor Hoff-
nung und Erwartung, wie es ablaufen würde. Den
Mädchen und Burschen schlug das Her; am stärksten da-
her, und Hausväter und Mütter, die für sich nicht hoff-
ten, dachten doch, ihre lieben Kinder würden die Ehre ha-
ben, daß sie einen Preis erlangten. Allein, der Mensch
denkrs, und Gott lenkrs. Den Freytag in dersel-
ben Woche zog um Mitternacht ein schweres Gewitter
über das Dorf herauf. Man hörte schon von weitem an
dem Brausen in der Luft, daß Hagel dabey fey, und je nä-
her es kam, desto fürchterlicher brauste es. Es fielen Ha-
gelkörner, fast so groß wie Hühnereyer, und in solcher
Menge, daß das Winterfeld und auch ein Theil des Som-
merfeldes gänzlich verwüstet wurde. Das Dorf selbst
wurde so stark davon getroffen, daß die Bäume in den
Gärten fast alle Blätter und Früchte verloren. Dazu
schlug der Blitz an zwey Orten ein und zündete. Das
Feuer gieng auf und wegen des von dem Regengüsse an-
geschwollenen Flusses konnte man an vielen Orten nicht
zum Löschen kommen. Ein Mann verbrannte, und eine
Frau ertrank mit zwey Kindern im Wasser. Der Herr
v. Mildheim machte die besten Rettungsanstalten und
aus der Nachbarschaft kamen Spritzen und Leute genug
zu Hülfe: aber es brannten doch fast zwey Drittel vom
Dorfe ab, und zwar meistens die wohlhabendsten Leute.
Viele retteten nichts, als was sie am Leibe trugen. Auch
 
Annotationen