Bauer nahm aber nichts von ihm, weil ers nicht brauch-
te : sondern nur der Schulmeister, der leider! wie die
meisten Herren Schulmeister, ein gar geringes Einkom-
men hatte, der nahm einen Thaler von ihm. Wie nun
alles zu Stande war, und die Leute auseinander gehen
wollten, da trat ein Nachbar, welcher der Sache mit
Verwunderung zugesehen hatte, auf und sagte: "aber
nichts für ungut, Herr Gevatter Schulmeister! Wenn
nun einer das Unglück hat und erfriert eben, wenn kein
Schnee liegt ? Wie sieht es da aus ? " Da ist auch'Ralh
zu schaffen, Gevatter Jochem, antwortete der Schulmei-
ster. Da nimmt man eiskaltes Wasser und zerstößt
große Stücken Eis und thut es hinein, damit es noch
kalter wird. Alsdann nimmt man leinene Tücher, legt
sie zwey oder dreyfach zusammen, taucht sie in das kalte
Wasser und legt sie fest um den erfrornen Körper herum,
wie ichs mit dem Schnee gethan habe, und wo ein Fleck
trocken werden will, legt man immer frische Tücher auf,
bis die Wirkung folgt. " Nun das ist doch recht schön,
daß der Herr Gevatter so in der Noth zu rathen und
zu helfen weiß, sagte der Mann; der liebe Gott mag
ihm auch helfen, daß es ihm wohlgehe!" Jedermann
verwunderte sich nun über diese Geschichte, und wie
der Sonntag kam, da predigte der Geistliche des Orts
gar schön über das Evangelium vom barmherzigen
Samariter, und lobte den Mann, der seinem Nächsten
in der Noth die Thür aufgethan hatte, ob es gleich der
Schinder gewesen wäre. Die Geschicklichkeit des
Schulmeisters wußte er auch wohl zu rühmen. Den
Bauern aber, die dem Verunglückten die Fenster vor
der Nase zugeschlagen hatten, las er den Text so kräftig
aus MacchaL am 2Zsten im 41 bis 4Zsten Vers,
daß sie in sich giengen, und sich fest vorsetzten, in Zu-
kunft jedem Menschen bey zu springen, der in Noth
wäre; er sey wer er wolle.
-—— Achtes
te : sondern nur der Schulmeister, der leider! wie die
meisten Herren Schulmeister, ein gar geringes Einkom-
men hatte, der nahm einen Thaler von ihm. Wie nun
alles zu Stande war, und die Leute auseinander gehen
wollten, da trat ein Nachbar, welcher der Sache mit
Verwunderung zugesehen hatte, auf und sagte: "aber
nichts für ungut, Herr Gevatter Schulmeister! Wenn
nun einer das Unglück hat und erfriert eben, wenn kein
Schnee liegt ? Wie sieht es da aus ? " Da ist auch'Ralh
zu schaffen, Gevatter Jochem, antwortete der Schulmei-
ster. Da nimmt man eiskaltes Wasser und zerstößt
große Stücken Eis und thut es hinein, damit es noch
kalter wird. Alsdann nimmt man leinene Tücher, legt
sie zwey oder dreyfach zusammen, taucht sie in das kalte
Wasser und legt sie fest um den erfrornen Körper herum,
wie ichs mit dem Schnee gethan habe, und wo ein Fleck
trocken werden will, legt man immer frische Tücher auf,
bis die Wirkung folgt. " Nun das ist doch recht schön,
daß der Herr Gevatter so in der Noth zu rathen und
zu helfen weiß, sagte der Mann; der liebe Gott mag
ihm auch helfen, daß es ihm wohlgehe!" Jedermann
verwunderte sich nun über diese Geschichte, und wie
der Sonntag kam, da predigte der Geistliche des Orts
gar schön über das Evangelium vom barmherzigen
Samariter, und lobte den Mann, der seinem Nächsten
in der Noth die Thür aufgethan hatte, ob es gleich der
Schinder gewesen wäre. Die Geschicklichkeit des
Schulmeisters wußte er auch wohl zu rühmen. Den
Bauern aber, die dem Verunglückten die Fenster vor
der Nase zugeschlagen hatten, las er den Text so kräftig
aus MacchaL am 2Zsten im 41 bis 4Zsten Vers,
daß sie in sich giengen, und sich fest vorsetzten, in Zu-
kunft jedem Menschen bey zu springen, der in Noth
wäre; er sey wer er wolle.
-—— Achtes