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schieben, und wenn er fertig war, pfiff er noch einmahl
auf dem Finger ins Dorf hinein, und wer nun nicht so-
gleich gelaufen kam, der blieb mit seinem Teige draussen.
Meister Conrad machte den Ofen zu, und riß ihn nicht
wieder auf, wenn auch die Pfarrers - Magd noch herge-
zaudert wäre. Er hatte dieses kaum zweymahl gethan: so
kamen die Weiber und Mägde auf den Punkt, wie sie be-
stellt waren. Ehe er aber einschob/ probierte er den Ofen,
so daß er eine Hand voll Mehl ins Ofenloch legte.
Wurde dieses sogleich braun; so war ihm die Hitze recht:
blieb es weiß, so schob er noch Holz nach, und
wurde es ganz schwarz, so ließ er die Hitze erst wieder
etwas abkühlen. Runde i2pfündige Brode ließ er
Z Stunden im Ofen; Zpfündige nur 2 Stunden;
und 6pfündige nur eine Stunde; und die langen Bro-
de etwas weniger. Waren die Brode herausgezogeri,
so ließ er sie nicht sogleich von der Hitze in die kalte Luft
bringen: sondern stellte sie neben einander, daß sie
nach und nach kalt wurden. Auf solche Art hatten die
Leute immer so gutes Brod, daß sie sich recht daran
laben konnten, und es bekam ihnen besser, als den Stadt-
leuten ihr schönstes Weiß - Brod. — Das einzige/ was.
ihm Anfangs noch fehlte, war- daß es sandig schmeckte.
Dieses kam nämlich daher, daß der Müller weiche
Sandsteine zu Mühlsteinen hatte, von denen sich dec
Sand abrieb und unter das Mehl kam. Auch pflegte
er wohl, wenn er frisch geschärft hatte, gleich Brodkom
aufzuschütten, und da kam der Sandstaub in das Brod,
welcher Uebelkeiten, Bauchgrimmen, Magendrücken
und andere Beschwerden verursachet. Meister Con-
rad sagte es dem Müller wohl zehnmahl in Güte: er
solle härtere Mühlsteine anschaffen. Als er aber nicht j
hören wollte, weil sie theurer sind, als die weichen : so
stiftete es der Bäcker an, daß die Gemeinde ihn verklag-
te. Da wurden ihm die weichen Steine von Obrigkeits-
wegen