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von da ins Blut. Wer dieses bedenkt, wird nun leicht
begreifen, was für große Wissenschaft und Kunst dazu E
gehört, eine Krankheit ordentlich und mit Verstand zu Eff
curiren. Man muß nähmlich alledie taufend verschiede-
neTheile des menschlichen Leibes auswendig und inwen-
dig kennen und verstehen; man muß aus gewissen Kenn« froh st!
zeichen, aus einem besonder» Schmer; in jedem Theile, !
aus Frost und Hitze, aus dem Pulse und Athemholen, derffti
aus dem Speichel, aus dem Schweiß, aus der Versio- ßW
pfung und Oefnung des Leibes, auch aus dem Urin, und ssM'd
noch aus vielen andern Dingen urtheilen können, was
und wo es einem Kranken fehlt; man muß tausend und und kei
mehr Krauter und andere Dinges kennen und ihre Kraft im,der
wissen; man muß geübt seyn, zu unterscheiden, wie viel De n
man diesem oder jenem Menschen, nach seiner Natur, W
von einer Arzney geben darf: denn es giebt Arzneyen, ihMj
von denen ein Körnchen zu viel, den Kranken tödtet, und mlie!
der geringste Fehler in einer Cur, als z. E. ;ur unrechten Hetz
Zeit Aderlässen, purgiren, Schweiß treiben, kann einen ?
auf zeitlebens ungesund machen, oder ihm den Tod zu- Kom
ziehen. Alles dieses muß man also wissen und verste- Nees
hen, wenn man mit gutem Gewissen Kranke curiren ksM
will: so daß ein gewissenhafter Arzt sein ganzes Leben lchik
lang daran zu studieren hat, und doch nicht auslernt. W Ü!
Daraus ist nun gewiß zu schließen, daß nicht jeder Atm
Mensch sich selbst curiren kann, und Bauersleute am Wh
wenigsten, da sie nicht Zeit haben, alles dieses zu lernen.
Was ist aber wohl von Leuten zu halten, welche von Keser?
allem dem kein Wort verstehen, und sich doch damit ab- km
geben, andere zu curiren? — Sie sind Betrüger und AW
Mörder, die ihren Nächsten aus Gewinnsucht um Leben M
und Gesundheit bringen. Und was soll man von denen ihm
halten, die in Krankheiten bey Marktscbreyern, Scharf- Mi
richtern, Schindern, Hirten, alten Weibern, Halbmei- M
stern und andern Pfuschern und Pfuscherinnen Hülfe lchen
suchen?
 
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