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Becker, Hanna Luise; Altdorfer, Albrecht [Ill.]
Die Handzeichnungen Albrecht Altdorfers — München, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.28867#0028
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anderes zeichnerisches Bild. Die Szene des am Ölberg betenden
Christus, der von seinen Jüngern verlassen und von Häschern ver-
folgt wird, ist mitten hineingestellt in eine reich gestaltete Land-
schaft. Diese ist nicht nur in einigen Formen angedeutet wie beim
Wilden Mann, sondern sie erscheint als bergige Waldszenerie mit
einer großen Tanne am linken Bildrand, mit hohem Strauchwerk
zu beiden Seiten, einem Fluß in der Mitte und einem hochaufstei-
genden Felsen, auf dem der tröstende Engel schwebt. So wird der
Vorgang durch den ausgestalteten Schauplatz eindringlich er-
zählt. Feine, eng zusammenliegende Strichlagen, die wesentlich
differenzierter sind als auf den früheren Blättern von x5o8 be-
stimmen die zeichnerische Haltung. In der gleichmäßigen Dichte,
mit der sie den Bildgrund bedecken, zeigt sich gegenüber der
Hexenzeichnung eine sichere Ordnung der Fläche. Helle und
dunkle Linien sind eng miteinander verbunden, oft liegen sie un-
mittelbar übereinander, wie z. B. an den hängenden Zweigen am
oberen Bildrand. Die einzigen Dunkelstellen sind die beschattete
Felswand, an der vorbei der Weg in die Tiefe fiihren soll und die
von gleichmäßigen schwarzen Schraffuren bedeckte vordere Bo-
densenke, in der die schlafenden Jünger eingebettet liegen. Es
breitet sich eine unbestimmte Helligkeit über dem Ganzen aus.

In der kompositionellen Anlage wird im Grunde eine Bild-
gestaltung weiter verwendet, die schon dem Gemälde der An-
betung des Kindes von iöo^ (Bremen) zugrunde liegt; und in
etwas gewandelter Form auch in der Satyrfamilie des gleichen
Jahres (Berlin) und in der Waldlandschaft mit dem heiligen
Georg von i5io (München) wiederkehrt: in der vorderen Bild-
ebene die dargestellte Szene, die rechts und links oder nur an einer
Seite von Architektur- oder Landschaftskulissen eingeschlossen
ist; in der Mitte bleibt der Blick auf eine entfernte Landschaft frei.

Zeichnungen aus den folgenden Jahren (i5io/ii) ziehen im-
mer wieder neue Möglichkeiten aus dieser Anlage, führen sie
T. 11 aber in größerer Konsequenz durch. Die Waldmenschen
(Wien) aus dem Jahr i5io geben eine Verdichtung in der Dar-
stellung der Landschaft durch den stärkeren Zusammenschluß zu
einer Bildeinheit. Beide Bildseiten sind durch einen schräg auf-

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