gefügt; durch das hereinhängende Ast- und Laubwerk wird der
Dachansalz verschleiert. Aber alle diese Einwände gegen eine
räumliche Klarheit sind unwesentlich in Anbetracht der sehr reiz-
voll ausgestalteten Szene in der Hütte von Bethlehem. Obwohl
der Vorgang auch hier verhältnismäßig klein dargestellt ist, so
steht er doch dominierend inmitten der Umgebung, die nur aus
der Darstellung lebt.
In ganz besonderer Weise ist auf der Zeichnung der Kreuzi-
gung Christi (Braunschweig) ein freier Raum und ein atmo- T.16
sphärisch erfüllter Luftraum künstlerisch gestaltet. Inmitten eines
Landschaftsgrundes, der sich in einem ziemlich flachen Hori-
zont zu einem großen Halbrund ausweitet und an beiden Seiten
in kleinen Bergen leise ansteigt, ragt das Kreuz hoch auf. Unten,
ganz am vorderen Bildrand, die fast im Boden versunkene Gruppe
mit der ohnmächtigen Maria und über dieser die beiden in den
Raum gewandten trauernden Assistenzfiguren, in breiter Rücken-
und Profilansicht. Hoch zwischen Erde und Himmel, weit über
die Menschen hinausgehoben, hängt der Gekreuzigte in großer
Einsamkeit im weiten Raum, der nur erfüllt ist von leichten Kur-
ven heller Linienzüge. Diese sind mit letzter Sicherheit bald zart
und dünn, bald kräftig und bestimmt dem Blatt eingeschrieben
und selbst das weit abwehende Lendentuch wird von der Leich-
tigkeit dieser Lichtformen ergriffen. Ob sie als reines Ornament
oder als phantasievolle Wolkengebilde angesehen sein wollen, ist
dabei gleichgültig, auf die Bildraumgestaltung sind sie von ent-
scheidender Wirkung. Als weiße Linien hellen sie das Dunkel des
Grundes auf und verbinden sich mit den lichten Horizontlinien
zu einem Symbol für den kommenden Tag der Auferstehung. —
In der Art wie das Weiß im vorderen Bildteil angewandt wird
es sammelt sich auf der linken Schulter des vorn stehenden Jo-
hannes und auf dem wenig nach links gerichteten Rücken der
zweiten Figur in dichten Kreuzlagen —, zeigt sich eine bestimmte
Führung des Lichts, das von der linken Seite her in das Bild fällt
und auch hinter dem im Schatten befindlichen Rücken des Jo-
hannes, die seitlich am Mittelgrund aufsteigende Landschaft über-
spielt. — Im ganzen gesehen sind in der Kreuzigung die Aus-
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Dachansalz verschleiert. Aber alle diese Einwände gegen eine
räumliche Klarheit sind unwesentlich in Anbetracht der sehr reiz-
voll ausgestalteten Szene in der Hütte von Bethlehem. Obwohl
der Vorgang auch hier verhältnismäßig klein dargestellt ist, so
steht er doch dominierend inmitten der Umgebung, die nur aus
der Darstellung lebt.
In ganz besonderer Weise ist auf der Zeichnung der Kreuzi-
gung Christi (Braunschweig) ein freier Raum und ein atmo- T.16
sphärisch erfüllter Luftraum künstlerisch gestaltet. Inmitten eines
Landschaftsgrundes, der sich in einem ziemlich flachen Hori-
zont zu einem großen Halbrund ausweitet und an beiden Seiten
in kleinen Bergen leise ansteigt, ragt das Kreuz hoch auf. Unten,
ganz am vorderen Bildrand, die fast im Boden versunkene Gruppe
mit der ohnmächtigen Maria und über dieser die beiden in den
Raum gewandten trauernden Assistenzfiguren, in breiter Rücken-
und Profilansicht. Hoch zwischen Erde und Himmel, weit über
die Menschen hinausgehoben, hängt der Gekreuzigte in großer
Einsamkeit im weiten Raum, der nur erfüllt ist von leichten Kur-
ven heller Linienzüge. Diese sind mit letzter Sicherheit bald zart
und dünn, bald kräftig und bestimmt dem Blatt eingeschrieben
und selbst das weit abwehende Lendentuch wird von der Leich-
tigkeit dieser Lichtformen ergriffen. Ob sie als reines Ornament
oder als phantasievolle Wolkengebilde angesehen sein wollen, ist
dabei gleichgültig, auf die Bildraumgestaltung sind sie von ent-
scheidender Wirkung. Als weiße Linien hellen sie das Dunkel des
Grundes auf und verbinden sich mit den lichten Horizontlinien
zu einem Symbol für den kommenden Tag der Auferstehung. —
In der Art wie das Weiß im vorderen Bildteil angewandt wird
es sammelt sich auf der linken Schulter des vorn stehenden Jo-
hannes und auf dem wenig nach links gerichteten Rücken der
zweiten Figur in dichten Kreuzlagen —, zeigt sich eine bestimmte
Führung des Lichts, das von der linken Seite her in das Bild fällt
und auch hinter dem im Schatten befindlichen Rücken des Jo-
hannes, die seitlich am Mittelgrund aufsteigende Landschaft über-
spielt. — Im ganzen gesehen sind in der Kreuzigung die Aus-
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