der Farbe des Grundes und dem Weiß der Höhung bekommen sie
eine unwirkliche Erscheinung. Dagegen hat z. B. die großartig
linear gesehene Weide auf der Feldkirch-Zeichnung Hubers bei
aller Vereinfachung in der Linie eine größere Lebendigkeit im
wirklichen Sein eines Baumes; es liegt in ihr wie iiberhaupt in
allen Landschaften Hubers das unmittelbarere Verhältnis zur Um-
gebung. Bei einem allgemeinen Vergleich zwischen dem Regens-
burger und Passauer Meister unterscheiden sich die Landschaften
Hubers nicht nur in der räumlichen Gestaltung von denjenigen
Altdorfers — man vergleiche die Ansicht von Mondsee (i5io) und
die von Sarmingstein (i5ii) —, sondern im wesentlichen durch
eine betonte innere Distanz, die Huber zu den Landschaften hat,
denen er gegenübersteht. Altdorfers Beziehung und Verbunden-
heit möchte man die naivere, einfachere nennen und sein Verhält-
nis zur Umwelt noch als ein früheres ansehen.
Aus einem ihm eigenen Naturerleben erwächst bei Altdorfer
die Möglichkeit, das zu gestalten, was über die tatsächlichen For-
men hinausgeht: das Stimmungsmäßige. In den Landschaften
auf farbigem Grund liegt es in jener besonderen Verbindung von
zeichnerischer Form und grundierter Fläche, die vom Inhalt we-
sentlich mitbestimmt wird. Im ,,Toten Ritter im Wald“ (Berlin)
vereinigen sich der dunkelblaue Grund und das Licht der weißen
Höhung zu einer zauberhaften und geheimnisvollen Wii’kung, die
als „Stimmung“ bezeichnet werden kann. Die sommerliche Stille
auf der Liebespaar-Zeichnung, wie die beschauliche Ruhe, die den
heiligen Hieronymus in der Landschaft umfängt und die leiden-
schaftlich erregte Spannung, die zwischen den „Waldmenschen“
zittert — alles das, was zwischen den Dingen und Menschen steht,
ist erfaßt —, immer ist der Inhalt der Darstellung symbolhaft und
der Stimmung nach auf die Landschaft übertragen. So wird die
Umgebung mit zum Träger des Inhalts; von diesem erfüllt ist sie
rnehr als nur örtliche Angabe oder rahmende Folie. — Eine atmo-
sphärische Stimmung, die aus den unsichtbaren Schwingungen
des Luftraumes entsteht, liegt in der Farbigkeit der späten Land-
schaftsaquarelle ausgedrückt. Da offenbart die Glut eines Sonnen-
untergangs ein großes Naturerlebnis (Erlangen) und der in rosi-
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eine unwirkliche Erscheinung. Dagegen hat z. B. die großartig
linear gesehene Weide auf der Feldkirch-Zeichnung Hubers bei
aller Vereinfachung in der Linie eine größere Lebendigkeit im
wirklichen Sein eines Baumes; es liegt in ihr wie iiberhaupt in
allen Landschaften Hubers das unmittelbarere Verhältnis zur Um-
gebung. Bei einem allgemeinen Vergleich zwischen dem Regens-
burger und Passauer Meister unterscheiden sich die Landschaften
Hubers nicht nur in der räumlichen Gestaltung von denjenigen
Altdorfers — man vergleiche die Ansicht von Mondsee (i5io) und
die von Sarmingstein (i5ii) —, sondern im wesentlichen durch
eine betonte innere Distanz, die Huber zu den Landschaften hat,
denen er gegenübersteht. Altdorfers Beziehung und Verbunden-
heit möchte man die naivere, einfachere nennen und sein Verhält-
nis zur Umwelt noch als ein früheres ansehen.
Aus einem ihm eigenen Naturerleben erwächst bei Altdorfer
die Möglichkeit, das zu gestalten, was über die tatsächlichen For-
men hinausgeht: das Stimmungsmäßige. In den Landschaften
auf farbigem Grund liegt es in jener besonderen Verbindung von
zeichnerischer Form und grundierter Fläche, die vom Inhalt we-
sentlich mitbestimmt wird. Im ,,Toten Ritter im Wald“ (Berlin)
vereinigen sich der dunkelblaue Grund und das Licht der weißen
Höhung zu einer zauberhaften und geheimnisvollen Wii’kung, die
als „Stimmung“ bezeichnet werden kann. Die sommerliche Stille
auf der Liebespaar-Zeichnung, wie die beschauliche Ruhe, die den
heiligen Hieronymus in der Landschaft umfängt und die leiden-
schaftlich erregte Spannung, die zwischen den „Waldmenschen“
zittert — alles das, was zwischen den Dingen und Menschen steht,
ist erfaßt —, immer ist der Inhalt der Darstellung symbolhaft und
der Stimmung nach auf die Landschaft übertragen. So wird die
Umgebung mit zum Träger des Inhalts; von diesem erfüllt ist sie
rnehr als nur örtliche Angabe oder rahmende Folie. — Eine atmo-
sphärische Stimmung, die aus den unsichtbaren Schwingungen
des Luftraumes entsteht, liegt in der Farbigkeit der späten Land-
schaftsaquarelle ausgedrückt. Da offenbart die Glut eines Sonnen-
untergangs ein großes Naturerlebnis (Erlangen) und der in rosi-
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