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Becker, Hanna Luise; Altdorfer, Albrecht [Ill.]
Die Handzeichnungen Albrecht Altdorfers — München, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.28867#0088
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chenere, donaustilmäßige Formen; das Strauchwerk in spitzer
krauser Zeichnung, die Berge im Hintergrund in dichter Aufhel-
lung. Der Strich ist sehr wechselnd; für die Wirkung wesentlich
bleibt nur die weiße Pinselzeichnung. Als Ganzes scheint das Blatt
wenig ausgeglichen, so, als wenn die Technik in verschiedenen
Stricharten versucht wird und ihre Möglichkeiten noch nicht recht
geläufig wären. Für die frühen Zeichnungen Altdorfers ist dieses
Blatt nicht unbedingt als Voraussetzung gefordert. Das Verhältnis
von Figur und Landschaft, wie es in den i5o8 datierten Zeichnun-
gen, z. B. dem Wilden Mann (London) erscheint, ist ein viel inni-
geres; der Ausblick auf die Berge des Hintergrundes ist bei Cra-
nach weiter gegeben, auf der Londoner Zeichnung ist der kleine
Ausschnitt näher mit den vorderen Baumstämmen zu dem Gesamt-
bild einer Landschaft verbunden. (Dieses Gesamtbild ist immer
für Altdorfer wesentlich und in dem Maße nur in der Zeichnung
möglich.) Die Art der Strichführung — das Überspielen der Zei-
chenfläche mit hellen, schlaufenförmigen Strichfolgen — wird
zu einem charakteristischen Merkmal der Donaustil - Zeichnung
schlechthin. Da das Blatt des Täufers als ein sehr frühes Beispiel
zu gelten hat, so ist es wichtig für die weitere Entwicklung der
Technik auf farbigem Grund und damit auch für die Zeichnung
Altdorfers. 38

Die Bestimmung der Zeichnung des Liebespaares in einer
Landschaft (Berlin) mit dem Datum i5o4 und einer späteren
Aufschrift: Lucas Cranach ist für Altdorfer und für die Beurtei-
lung seiner zeichnerischen Anfänge von größter Wichtigkeit. Die
Anerkennung dieser Zuschreibung würde Wesentliches bedeuten:
die Zeichnung wäre damit das erste überlieferte Kunstwerk Alt-
dorfers überhaupt, dessen Schafffen sonst erst vom Jahre i5o6 an
Hand signierter Werke verfolgt werden kann.

38 Die Ansieht Weinbergers (a.a. O. S. 15), der Stil der Johanneszeich-
nung könne an den Salzburgisch-tirolisehen Zeichenstil anknüpfen, ist nieht
beweisbar, solange dieser Stil nicht bekannt ist. (Es gibt keine gesicherte
Zeiehnung Michael Paehers.) Mit seiner Kenntnis wäre ein wichtiges Glied
in der Erforschung der noch immer dunklen Anfänge des zeichmerischem
Donaustils gegeben.

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