Drittes Kapitel.
Die Fälscher nnd ihre Künste.
Bei einer gefälschten Sache muß man meist unter-
scheiden zwischen demjenigen, welcher dieselbe anfertigte,
und demjenigen, welcher sie zu einem Altertum machte.
Die Leute, welche „gefälschte" Dinge herstellen, siud oft
wahre Künstler und zudem unschuldig an den Be-
trügereien, durch die ihre Sachen alt gemacht und an
den Mann gebracht werden. Nicht nur Andrea del
Sarto stellte sich, wie wir sahen, in die Reihen der
Fälschcr, sondern auch Michelangelo. Er meißelte nach
Vasaris Bericht zu Florenz einen Liebesgott aus Marmor,
der in Rom als alte griechische Arbeit an den Kardinal
Giorgio verkauft wurde. Als der Käufer die Wahrheit
erfuhr, gab er das Stück zurück. Später bildete der
große Künstler aus Marmor eine Ceres, brach ihr den
Arm ab, vergrub sie und sorgte, daß sie gefunden wurde.
Archäologen erklärten sie als Werk des Praxiteles. Er
wartete längere Zeit und brachte ihnen dann den von
ihm verfertigten Arm, der genau in die Bruchstelle
hineinpaßte. Schon als Anfänger „kopierte er Blätter
von alten Meistern so treu, daß sie den Originalen
Die Fälscher nnd ihre Künste.
Bei einer gefälschten Sache muß man meist unter-
scheiden zwischen demjenigen, welcher dieselbe anfertigte,
und demjenigen, welcher sie zu einem Altertum machte.
Die Leute, welche „gefälschte" Dinge herstellen, siud oft
wahre Künstler und zudem unschuldig an den Be-
trügereien, durch die ihre Sachen alt gemacht und an
den Mann gebracht werden. Nicht nur Andrea del
Sarto stellte sich, wie wir sahen, in die Reihen der
Fälschcr, sondern auch Michelangelo. Er meißelte nach
Vasaris Bericht zu Florenz einen Liebesgott aus Marmor,
der in Rom als alte griechische Arbeit an den Kardinal
Giorgio verkauft wurde. Als der Käufer die Wahrheit
erfuhr, gab er das Stück zurück. Später bildete der
große Künstler aus Marmor eine Ceres, brach ihr den
Arm ab, vergrub sie und sorgte, daß sie gefunden wurde.
Archäologen erklärten sie als Werk des Praxiteles. Er
wartete längere Zeit und brachte ihnen dann den von
ihm verfertigten Arm, der genau in die Bruchstelle
hineinpaßte. Schon als Anfänger „kopierte er Blätter
von alten Meistern so treu, daß sie den Originalen