Beissel, Stephan: Gefälschte Kunstwerke (Freiburg im Breisgau, 1909)

Viertes Kapitel.

Die Händler und ihre Kniffc.

Marquis Latour-Dupin kaufte für 200000 Franken
Bilder. Er ward überzeugt, daß die Summe um zwei
Nullen zu hoch ist. Um sich schadlos zu halten, ließ
er beim Händler drei zu 500 000 Franken ausgebotcne
Watteaus mit Bcschlag bclegen. Ein Prozeß beginnt.
Dic Experten erklüren die beiden ersten Watteaus als
clende Kopien, schätzen den dritten zu 3000, die an-
gckauften Bilder zu 30000 Franken. Somit crleidet
dcr Käufer einen Schaden von 167 000 Franken. Dcr
verurteilte Händler gewinnt fast ebcnsoviel; denn seinc
Strafe ist gering.

Wic die Händler ihre Preise steigern, zeigt eine dcr
sog. „Lawinenhistorien". „Fürst Chigi zu Rom wolltc
cin Marienbild von Sandro Botticelli mit dem Ausrufs-
preise von 160 000 Franken versteigern lassen, erhielt
abcr von der Regierung ein Verbot. Ein herabgekom-
mener Adeliger bewirkte beiin Kammerherrn des Fürsten,
daß ein Händler das Bild für 315 000 Franken erhielt.
Ein englischer Händler übernahm die heimliche Ausfuhr
und verkaufte es einer amerikanischen Dame für