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Von neuen Entdeckungen versprechen bedeutsam zu werden die Eunde der
Reimtierzeit, welche H. Behlen vor der Wildweiberhaushöhle bei Langen-
aubach im Westerwald gemacht hat, unter einer Bimssteinschicht, wie sie
auch den Martinsberg bei Andernach bedeckt (Jahrb. d. Nass. Vereins für
Naturkunde 58). Das Bestreben der vorgeschichtlichen Archäologie, auch für
diese weit zurückliegenden Zeiträume verschiedene Kulturstufen und Kultur-
provinzen zu unterscheiden, kann natürlich nur in gemeinsamer Arbeit mit
Geologie, Paläontologie etc. Erfolg haben, da eine Einteilung der paläolitki-
schen Periode allein nach der grösseren oder geringeren Vollkommenheit und der
Form der Werkzeuge auf bedenkliche Abwege führen würde. Leider sind aber
auch die paläontologischen Bestimmungen z. T. noch recht unsicher.

b) Ncolithische Periode.

Während in der Aufhellung des paläolithischen Kulturnachlasses die
deutsche Forschung noch hinter der französischen und österreichischen zurück-
steht, kämpft sie in der Frage der neolithischen Kulturentwicklung im
Vordertreffen. Dieses Problem erregt schon deshalb unser besonderes Inter-
esse, weil es aufs engste mit der indogermanischen Frage verknüpft ist (vgl.
G. Kosinna, Die indogermanische Frage archäologisch beantwortet,
Ztschr. f. Ethn. 1902 S. 161 f., P. Höfer, Archäologische Probleme in
der Provinz Sachsen 1903 S. 15 f.). Nachdem die heissen Kämpfe um
die zeitliche Gruppierung der einzelnen Stufen etwas zur Ruhe gekommen
sind — allerdings ohne besondere Einigung — hat eine fleissige Analyse der
vorliegenden Materialien begonnen, sowohl nach der stilistischen Seite durch
Zergliederung der verwendeten Ornamentsysteme (vgl. H. Schmidt, Ztschr.
f. Ethn. 1903 S. 438), als nach der formalen Seite durch vorsichtiges Ver-
folgen der Entwicklung der einzelnen Typen (vgl. K. Köhl, Festgabe z.
34. Vers. d. deutschen anthrop. Ges. in Worms 1903). Wichtiger aber
noch ist die jetzt allerorts bei den Ausgrabungen geübte scharfe Beob-
achtung der Schichtenlagerung in den grossen Ansiedelungen bezw. des
gleichzeitigen oder getrennten Vorkommens der für die verschiedenen Stufen
in Anspruch genommenen Kulturerzeugnisse in den Wohngruben und Gräbern.
Während Köhl bei Monsheim deutlich zwei von Gräben umgebene, sich
teilweise überschneidende Ansiedelungen, die eine mit Linear- die andere mit
Rösseuer Keramik, unterscheiden kann und die Grubenwohnungen des Rös-
sener Typus bisweilen von denen der Linearkeramik überdeckt fand, haben
K. Pfaff bei Heidelberg und A. Schliz bei Grossgartach gelegentliche
Mischung beider Stilarten in ein und derselben Grube beobachtet, wie es
früher auch schon anderwärts z. B. bei Erfurt und Eisleben geschehen war
(vgl. Köhl, Korrbl. d. Ges. Ver. d. deutschen Gesell, u. Alt.-Vereine 1904 S. 349f.,
A. Schliz, ebenda S. 360 f.). Dagegen sind in Gräberfeldern dieser beiden
Stufen, welche neuerdings auch am Kaiserstuhl im Breisgau, bei Heidelberg,
Wiesbaden, Friedberg etc. zum Vorschein gekommen sind, bis jetzt niemals
Gefässe der Linear(-Mäander- oder Spiral-)Keramik und des Rössener(-Gross-
 
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