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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 4.1869

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Heft 11
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https://doi.org/10.11588/diglit.45566#0302
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Elisabeth
oder
Ein Damen-Duell.
Novelle von Eduard Kammer.
(Fortsetzung.)
Die nächsten Tage verflossen zwar in pein-
licher Stille, aber sie brachten doch keinen Anlast
zu erregenden Sccnen. Friedrich blieb nur we-
nig zu Hause, er hatte vollauf zu thun, um
seine Angelegenheiten zu ordnen. Die Baronin
stattete der Freundin säst täglich einen Besuch
ab; so oft Agathe sich entfernt hatte, war Eli-
sabeth ruhiger geworden. Das Frcundschafts-
vcrhältnist zwischen Beiden ward wirklich ein
inniges. Einst fragte die Baronin:
— Wie steht es
mit der Kasse ihres Ge-
mahls? .
Elisabeth wußte es
nicht.
— Ich bin zu hel¬
fen bereit, fuhr die
Freundin fort.
— In unserem
Hauswesen istnoch keine
Veränderung einqe-
treten.
— Sie wird, sie
must cintretcn, da die
Quelle der Rcvenücn
versiegt ist. Da ich
Ihrem Manne meine
Hülse nicht direkt an¬
bietenkann, werden Sie
forschen ... Sie ver¬
stehen mich doch, Eli¬
sabeth ?
Die junge Frau
nickte mit dem Kopfe
und drückte bewegt die
Hand der großmüthigen

Freundin. Mehr ward vor der Hand über diesen
Punkt nicht gesprochen. Die Kasse Friedrichs
mußte noch gefüllt sein, da das Hauswesen auf
dem alten Fuste fortgeführt ward. Aber schon
nach vierzehn Tagen zeigte sich in dem Leben
des jungen Ehemanns eine neue Veränderung;
er kam ungewöhnlich spät Abends nach Hause.
Elisabeth machte ihm keine Vorwürfe, sie drückte
nur die Besorgnis; aus, die sich ihrer während
des Wartens bemächtigt.
— Besorgnis;?
- Ja!
— Was fürchtest Du denn?
— Datz Dir ein Unfall zustoßcn könnte.
— Bah, rief er gleichgültig, fürchte Nichts;
ich habe mich mit dem Gedanken vertraut ge-
macht, dast ich für Einnahmen sorgen muß . . .

Aus diesem Grunde knüpfe ich Bekanntschaften
an, die mir bald Vortheil bringen werden. Als
ich noch unabhängig leben konnte, brauchte ich
die Menschen nicht.
Er hatte diese Worte erregt, hastig gesprochen.
— Friedrich, willst Du mir eine Bitte er-
füllen?
Der Gatte sah sie fragend an; sein Blick
war nicht mehr so ruhig und hell, es lag etwas
Furchtsames, Verstecktes darin.
Elisabeth fragte:
— Ist entschieden, daß Du Alles verloren hast?
— Ich glaube.
— So verkaufe Alles, was wir besitzen,
wir werden von dem Ertrage einfach leben können.
Er legte die Hand an die bleiche Stirn.
— Ich habe schon darüber nachgedacht.
— Thue cs, Du
wirst Dir eine Sorgen-
last vom Herzen wälzen.
— Es geht nicht!
antwortete er kurz.
— Was hindert
Dich, lieber Mann?
— Gewisse Dinge
haben sich geändert;
ich muß der Welt zeigen,
daß ich nicht ganz arm
bin.
Dabei blieb cs.
Friedrich setzte sein be-
gonnenes Leben fort,
er kam oft in später
Nacht heim nnd war
Morgens so mihmuthig,
daß er die Fragen seiner
Frau entweder gar nicht
beantwortete, oder in
einer Weise, die sic ver-
letzen mußte. Die arme
Elisabeth konnte nicht
erfahren, wo ihr Mann
die Nächte verbrachte.
D 41

Der Tempel des Neptun zu Päsium. l«- Lll.)
 
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