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D a s Bauch für Alke G . 9



glückliche Hand haben, daß ihnen alles glückt, was ſie beginnen; dagegen
ſoll es andere Menſchen geben, die tüchtig und fleißig ſind und denen doch
nichts gelingt. Ohne Zweifel: der Zufall hat ſchon manchmal Reichtum
und Erfolg gebracht. Während die Leute ſchliefen oder etwas taten, kam
aus irgend einer Richtung der Glücksbote und brachte das Zufallsgeschenk.

Wir möchten vor allem wissen: Sollen wir uns bei unseren geschäft-
lichen Handlungen auf das Glück verlassen oder darauf hoffen? Dürfen wir
mit klarem Verstand etwas erwarten, von dem wir nichts als den Namen
kennen? Sollen wir etwas erhoffen, das uns ſo fremd ist, daß wir nicht
wiſſen, woher und wann es kommt?

Einem denkenden Menschen kann man etwas Derartiges nicht zumuten.
Er will wissen, was da vorgeht und wie es vor sich geht. Das Glück im
Sinne des Unbekannten, Zufälligen, Unvorbereiteten darf unter keinen
Umſtänden in die geschäftlichen Erwartungen eingestellt werden. Kein
„Glück“, kein entscheidender „Zufall“, sondern klare Erwägungen, rich-
tiges, überlegendes Handeln bringt den Erfolg.

Beinahe möchte ich ſagen: alles Zufällige, alles Glücksmäßige iſt dem
bewußten, gewandten und willensſtarken Menschen zuwider. Jedenfalls
hofft er nicht darauf, und nie stellt er bei ſeinem Vorgehen das Glücks-
mäßige mit in die Rechnung ein. Er weiß zwar, daß der Zufall eine Rolle
ſpielen kann, daß geschäftliche Maßnahmen durch Unvorhergesehenes be-
günſtigt oder verſchlechtert werden können, aber er glaubt nicht daran,



Zwei Glückliche

I, 1926

daß der Zufall dauernd das Geſchick beeinfluſſe. Dauernd Glück hat nur
der begabte, ſachkundige und willenssſtarke Geschäftsmann. Denker der
alten und neuen Zeit sprachen sich immer so aus. So auch Machiavelli.
Zutreffend führt er aus, daß es kein Glück sei, wenn keine Überſchwem-
mungen eintreten, weil die Ufer mit Dämmen geschützt ſeien. Das sei
weise Vorausberechnung. Das Glück zeige da seine Macht, wo die Mann-
haftigkeit bereitſtehe, ihm den Weg zu weisen.

In den Worten unſerer heutigen Sprache hat derjenige Glück bei seinen

Unternehmungen, der es versteht, ſich in die Verhältnisse seiner Zeit ein-

zuleben, der ihre Bedürfnisse kennt und sie mit den ihm zugänglichen
Mitteln befriedigt. Unglück hat derjenige, der Verfahren anwendet, die
nicht in seine Zeit pasſſen. Die eine Zeit erfordert bedächtiges, geduldiges
Vorgehen, die andere raſches, zupackendes. Verlangt die Zeit das eine, so
iſt das das Richtige, verlangt sie das andere, so iſt das andere das Richtige.
Verſteht der Menſch den geschäftlichen Zeitgeiſt nicht, ſo geht er daran
wirtſchaftlich zugrunde.

Das Glück iſt wandelbar oder launiſch. Wer nicht mit ihm gehen kann,
wer ſeine verſchlungenen Wege nicht auffindet, wer nicht ſelber ſein Weg-
weiser wird, wird kaum mit ihm zustande kommen. Der ſchlaue Machiavelli
gibt den Rat, unbekannten Ursachen keinen Einfluß zuzugeſtehen. Das Vor-
haben ist so weit zu durchdringen, als irgend möglich iſt, und alles genau
zu berechnen, dann aber in gutem Glauben und unerschütterlicher Faſſung









Nach einem Gemälde von E. Louyot
 
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