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44 Da s B uch f ü r A lle

Heft 2









Eigenartiger indianiſcher Begrüßungsbrauch

vernachlässigt wurde, dann muß die Schule das Verſäumte nachholen und
bestrebt ſein, diesen wichtigen Teil der allgemeinen Körperpflege gebührend
zu würdigen. Gerade in der Zeit des Zahnwechſels iſt die Pflege der Zähne
von größter Bedeutung, weil es gilt, dem heranwachſenden Menſchen ein
für ſein ganzes Leben gebrauchsfähiges, geſundes Gebiß zu verschaffen
und die Kinder zu kräftigen Menſchen heranzubilden, kräftig an Körper
und Geiſt. . j
§

Aus dem im Verlag der Union Deutſche Verlagsgeſellſchaft in Stuttgart
erſchienenen zweibändigen Werk ,Die Gesundheit, ihre Erhaltung, ihre
Slörungen, ihre Wiederherſtellung“, herausgegeben von Prof. Dr. Koß-
mann und Dr. Julius Weiß. z

Völker, die ſich mit Ohrseigen und Balgerei

begrüßen
Von Hr. Hans Damm

s iſt eine Eigenart aller Völker niederer Kulturen, daß Jie keine ihrer
Handlungen ohne mehr oder weniger großes Zeremoniell vornehmen.

Als Angehörige einer ebenso nüchternen wie raſtloſen Zeitepoche können
wir uns kaum vorstellen, welche Bedeutung dem Gruß, ja überhaupt den
Höflichkeitsformen des täglichen Verkehrs unter den Naturvölkern zu-
kommt. Schon die Betrachtung eines einzelnen ITypus aus der Reihe
der unzähligen Begrüßungsformen gewährt uns einen tiefen Einblick in
das Denken und Fühlen und damit in die ſeeliſche Struktur jener Völker.
Auffällig iſt das Mißtrauen, das in den verſchiedenſten Grußformen zum
Ausdruck kommt und das am unzweideutigsſsten in den Zweikämpfen, die
den eigentlichen Begrüßungsatkt bilden, zutage tritt. Teilweiſe haben Jich
dieſe Kämpfe zu reinen Sportſpielen entwickelt, doch läßt ſich bei ihnen
auch ein Erſtarren in konventionellen Formen feſtſtellen. So iſt es unter
den Eingeborenen der Tonga- und Geſellſchastsinsſeln im ,Vielinselland"
der SüdſJee üblich, bei der Ankunft von Fremden wie von Einheimiſchen,
die lange Zeit fern der Heimat geweilt haben, Zweikämpfe zu veranſtalten.
Die Beſucher werden bei der Landung von den Dorfbewohnern empfangen





Nach einer Zeichnung von C. Arriens

und zum Ring- oder Keulenzweikampf herausgefordert. BGei dem ſport-
freudigen Sinn der Polynesier kommt es so gut wie gar vit vor, daß die
Annahme der Jorderung verweigert wird, obwohl alle dieſe Veranſtal-
tungen, so geregelt sie sonſt verlaufen, nie ohne Verletzungen abgehen.
Nicht viel anders begrüßt sich die melanesiſche Bevölkerung von Neu-
guinea. Wenn zu Feſtzeiten die geladenen Nachbardörfer heranrücken, so
werden ie bereits auf halbem Wege von den Gaſtgebern empfangen, was
ſtets in Form von Waffenſspielen, besonders Speerfechten, geschieht, und
wobei die Teilnehmer vielfach Wunden davontragen.

Recht ſonderbar mutet uns die Begrüßung der Eskimo von Labrador

an. Die Dorfbewohner ſtellen sich mit ihrem Angekok oder Prieſter zum

Empfang des Gaſtes in einer Reihe auf. Langsam nähert sich der Fremde
mit verſchränkten Armen und nach rechts geneigtem Kopf. Der Angekok
schlägt ihn nun mit aller Kraft auf die rechte Wange und beugt dann
seinerseits den Kopf, um den Schlag des Fremden entgegenzunehmen.
Dieses gegenseitige Ohrfeigen dauert so lange, bis einer der beiden Männer
ohnmächtig hinfällt. Nach diesem rigoroſen Willkommen gilt der Fremde
für würdig, in den Stamm aufgenommen zu werden. Sympathiſcher
berührt uns im Vergleich damit die Empfangszeremonie, wie ſie bei den
Karajá, einem ſüdamerikaniſchen Indianerſtamm am Araguay, üblich iſt.
Kommen Karajä in ein fremdes Dorf, so müssen ſie zum Ringkampf mit
der Jugend des Platzes antreten, ehe ſie als Gaſt Aufnahme finden. Diese
Sitte besteht ſchon von alters her. Sobald die Dörfler + die Siedlungen
liegen alle an Wasserläufen ~ die Gäſte auf ihren ſchmalen Einbäumen
sichten, brechen sie in ein lautes Herausforderungsgeſschrei aus, das bis zur
Landung der Fremden andauert. Der Häuplling befiehlt darauf den
Kampf. Alles zieht zum Ringplatz, wo die Inmgmamnſchaft des Dorfes
bereits die Ankömmlinge erwartet. Beide Parteien treten eina1der gegen-
über, die Einheimiſchen beginnen mit der Herausforderung. Sie beſteht
darin, daß zwei Jünglinge nebeneinander aus der Reihe unter eigentüm-
lichen Armbewegungen hervortanzen. Vor ihren Gegnern ſtcen ſie ein
Geschrei aus und kehren darauf tänzelnd zur eigenen Partei zurück. Der
Gegner unternimmt darauf die gleichen Handlungen. Schließlich treten von
den Einheimischen zwei Mann zum Kampf heraus, denen ſic ofort die
Gegner in gleicher Zahl tänzelnd entgegenſtellen. Nun becinnt ohne
weiteres der Ringkampf, der in ähnlicher Weiſe wie bei uns verläuft.
 
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