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Da s Buch färx Alke 6 3



Die größten Tiefen der Ozeane / Von Prof. Dr. Richard Hennig

IU; einmal iſt der „Rekord“ der größten bekannten Meerestiefe
„gebrochen“ worden, wie es in den letzten Jahrzehnten des öfteren
geſchehen iſt, und die Frage, welche Tiefe das Meer dort hat, „wo es amtief-
ſten iſt“, kann zurzeit weniger denn je beantwortet werden, da bei einer
Lotung, die das japaniſche Kriegsſchiff „Mandsjoe" im November 1924
knapp 100 Kilometer von der japaniſchen Küſte entfernt vornahm, in einer
Tiefe, wie Jie nirgends vorher erreicht worden war, noch nicht einmal
Grund gesunden wurde. Erst bei erneuten Messungen an derselben Stelle
wird man also fesſtſtellen können, welche Meerestiefe nunmehr ~ vor-
läufig . als die größte bekannt iſt.

Dieses Auffinden von immer noch größeren Meerestiefen im Stillen
Ozean in Zwischenräumen von wenigen Jahren geht ſeit den neunziger
Jahren vor ſich. Damals glaubte man die größte Tiefe ſchon ſo ſicher zu
kennen, daß Dr. Schott von der Hamburger Seewarte 1895 ſchrieb, die bis-
her gelotete größte Tiefe aller drei Weltmeere könne, wenn überhaupt, dann
wohl nur um einen relativ ganz geringen Betrag von etwaigen ſpäteren
Lotungen übertroffen werden. Aber dies letztere ſei nicht einmal wahr-
ſcheinlich.
. HAsl tr. Scott dies ſchrieb, war ſeit vollen 21 Jahren die bekannte

größte Meerestiefe dieſelbe geblieben. Es war die am 19. Juni 1874 in der
Nähe der Kurilen, unter 44 Grad nördlicher Breite und 152 Grad öſtlicher
Länge aufgefundene
„Tuscarora-Tiefe“,
die ſich auf 8513 Me-
ter ſtellte. Das For-
ſchungsschiff ,„Tus-
carora“ fand damals
in der angegebenen
Tiefe noch keinen
Grund. Da aber von
1874 bis 1895 grö-
ßereTiefennicht ent-
deckt wurden, war
man feſt überzeugt,
daß die Tuscarora-
Tiefe die bedeutend-
ſte ſei und somit die
größte Meerestiefe
derhöchſten Berges-
erhebung (Mount
Everest, 8882Meter)
nicht gleichkomme.

Früher fiel es kei-
nem Menſchen ein,
die Tiefe der Meere
an solchen Stellen,
wo die Schiffahrt
ohne weiteres mög-
lich war, zu unter-
ſuchen, und ſelbſt
wenn jemand die
Ahsicht dazu gehabt
hätte, ſowürdenihm
die unentbehrlichen
techniſchen und ma-
ſchinellenHilfsmittel
gefehlt haben, solche
Messungen auszu-
führen. Erſt 1818
wurden zum ersſten
Male ſyſtematisſche
Lotungen im tiefen
Wasser vorgenom-
men, und zwar in
der Baffinsbai durch
den berühmten Po-
larforſcher Sir John

600 Mtr.--~--14
siv! U E C t ts
errägt 1+235 Mtr; t

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Meeresboden - © Uf Nic.

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Roß. Erst seit der
Mitte des neunzehn-
tenJahrhunderts er-
langte die scheinbar h 300
wertloſe Spielerei .
ſolcher Tiefenmes-

.. Der Gipfel des

U: Mount Everest

d Ä.
3$N°CTCTT—

Jetzt gerundene größte Sent ung des Mere 0 0E5



sungen plötzlich eine bedeutende prattiſche Wichtigkeit. Als die erſten See-
kabel verlegt wurden, war man nämlich gezwungen, ſehr genau festzu-
ſtellen, in welche Tiefen die Kabel zu liegen kamen, um einen ſtarken Durch-
hang der versenkten Kabel zu vermeiden, der allzuleicht zum Zerreißen des
Kabelstranges durch sein eigenes Gewicht führen konnte. :
Heute kennt man in den meiſten Teilen der Erde das Profil des Meeres-
grundes nahezu ebenso gut wie die Konturen der Landoberfläche. Im
großen Publikum freilich iſt diese Kenntnis wenig verbreitet; über die höchſten
Gebirgserhebungen weiß zwar der Gebildete einigermaßen Beſcheid, über
die größten Meeresſenkungen und auch über die Durchſchnittstiefen der
Ozeane herrſchen aber zum Teil noch recht abenteuerliche Vorſtellungen.
Im allgemeinen wird die Tiefe der Ozeane nicht unbedeutend unterschätzt,
die Tiefe unserer deutſchen Meere Nord- und Ostsee dagegen überschätzt. Es
ruft im großen Publikum immer Überraschung hervor, wenn ihm gesagt
wird, daß die Nordsee nirgends eine Tiefe von 80 Meter überschreitet, ab-
gesehen von einer ſchmalen, ſehr tiefen Rinne unmittelbar an der ſüd-
norwegiſchen Küſte, wo man im Skagerrak bis zu 809 Meter Tiefe gemessen
hat. Die Ostsee iſt durchſchnittlich tiefer als die Nordsee, bringt es aber in wei-
terer Entfernung von der deutschen Küſte auch nur an einer einzigen Stelle,
in der Danziger Bucht, auf etwas über 100 Meter und nur anvier örtlich eng
begrenzten Stellen auf über 200 Meter Tiefe. Umgekehrt wird die Tiefe
der offenen Ozeane
meiſtgeringer veran-
ſchlagt, als sie wirk-
lich iſt. Schon beim
Mittelmeer wird die
größteTiefe, die ſüd-
lich Kap Matapan,
Griechenlands Süd-
ſpitze, über 4400Me-
ter beträgt, vielfach
Erſtaunen erregen.
Im Ozean sſind der-
t Montblanc (schweiz) 4810 Mtr. H geche UUesst:
Uw. Gewöhnliches.
Mu... Fusiyama (Jaran) 37 80 Mtr. Um die Mitte des
U vorigen Jahrhun-
' v U derts, bevor man
e' h, durch die geplante
! erſte Verlegung ei-
nes transatlantiſchen
Kabels zu der Feſt-
ſtellung gelangte, daß
der Meeresboden
zwiſchenEuropa und
Nordamerika merk-
würdig gleichmäßig
etwa 4000 Meter
tief war, rechnete
man mit viel größe-
ren Meerestiefen,
die manzuüberwin-
den haben werde.
1852 hatte der eng-

8882 Mtr.
(ASIEN )

Vulcan

..... Ô.Ô..Hallallseo
(SÜD AMERIKA )

6600 Mtr.

o bergGcHhwaRzw) 149/+ Mtr.

liſche Kapitän Da-
ham (manweißnicht,
ob infolge eines Irr-
tums oder als , See-
mannslatein“) an-
gegeben, er habe
im ſüdlichen Atlan-
tik zwiſchen der La-
platamündung und
der einſamen Insel
Triſtand’Acunhaei-
ne Meerestiefe von
14 000 Meter gemes-
ſen. Dies wurde ge-
glaubt, .und man
fürchtete ſchon, das
Meerwürde anzahl-
reichen Stellen der-
 
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