Z8 D a s Buch. für Alle
Het 4
ordneter Buchſtabentext, der nach ſeiner
telegraphiſchen Übermittlung am Emp-
fangsort mit Hilfe einer Art Schreib-
maſchine, die aber ſtatt Buchſtaben be-
stimmte Schwärzungen erzeugt, in ein
Bild umgewandelt wird. Auf dieſe Weise
kann man durch die Übertragung von
Buchstaben Bilder telegraphieren: der
JournaliſtkannseinerZeitungilluſtrierte
Telegramme ſchicken, der Geſchäfts-
mann seine bestätigende Unterschrift
dem telegraphiſchen Auftrag anfügen
und der Kriminaliſt den Tatort, das
Bildnis und den Fingerabdruck des
flüchtigen Verbrechers funktentelegra-
phiſch verbreiten.
Damit iſt ein ſchöner Fortſchritt er-
zielt. Aber von der Bildtelegraphie zum
Reihenfolge und Stärke ſichtbar ge-
macht und zu einem Bilde vereinigt.
Eine Hauptſchwierigkeit bei der Ver-
wirklichung des Fernsehens iſt die Träg-
heit des Selens, das heißt die Langſam-
| teit, mit derdie Widerſtandsänderungen
dieſes Elementes den Belichtungsände-
rungen folgen. Neuere Verfahren der
Bildtelegraphie bedienen Jich daher der
sogenannten „photoelettriſchen Zellen",
die zwar kleinere lichtelektriſche Wir-
kungen zeigen als das Selen, aber keine
oder nur eine geringfügige Trägheit
aufweiſen. Die an ſJich geringe licht-
elektriſche Empfindlichkeit der photo-
elektriſchen Zellen läßt sich verstärken.
Mittels solcher Zellen ſind von verschie-
denen Forschern in letzter Zeit weitere
eigentlichen Fernſeheniſtnoch ein weiter
Schritt. Zerlegt man ein Bild von der
Größe 5><5 Zentimeter durch einen
verhältnismäßig groben Raſter in ein-
zelne Bildpunkte von 1-41 Millimeter Oberfläche, ſo beſteht das Bild aus
zweitauſendfünfhundert Bildteilchen. Soll das Auge diese zweitauſend-
fünfhundert Bildpunkte zu einem einheitlichen Bild vereinen, sſo muß ihre
Übertragung in etwa einer zehntel Sekunde erfolgen. Solange haftet
nämlich im Auge ein Lichteindruck, und nur innerhalb dieser Zeit ver-
ſchmelzen nacheinander übermittelte Lichteindrücke zu einem einzigen zu-
ſammenhängenden. Es ergibtJich alſo die nicht leichte Aufgabe, zweitauſend-
fünfhundert Bildpunkte innerhalb einer zehntel Sekunde zu übertragen.
Der ungariſche Ingenieur Dionys von Mihaly hat einen von ihm
„Telehor“ genannten Fernseher konſtruiert, der es ~ im Laboratoriums-
verſuch + ermöglicht hat, einfache geometriſche Figuren, Buchſtaben und
Zahlen ſichtbar zu machen. Mihaly zerlegt das Bild mittels eines kleinen
Spiegels, der auf einer in einem Magnetfeld ſchwingenden Platindraht-
ſchleife befestigt iſt und etwa zwanzigtauſend Schwingungen in der Se-
funde ausführen kann. Wie bei der Fernphotographie werden die Bild-
elemente unter Zuhilfenahme der .
Die Fernphotographie im Dienſte der Kriminalistik. Fern-
photographierte Fingerabdrücke eines geſuchten Verbrechers
Erfolge erzielt worden, ſo von Bertold
Freund, Alfred Heinze und Auguſt Voß.
Wenn in Zeitungen und Zeitſchriften
hin und wieder der eine oder andere
dieser Forſcher als der Erfinder des Fernsehens bezeichnet und ſein Ver-
fahren als endgültige Lösung dieſes Erfindungsproblems hingeſtellt wird,
ſo trifft dies natürlich nicht zu. Es handelt ſich dabei immer nur um wei-
tere Verbesserungen konstruktiver Art, um neue Etappen auf dem Wege
zu einem Ziel, das immer mehr in greifbare Nähe rückt.
Welch große Fortschritte gerade in den letzten Wochen erzielt worden ſind,
zeigen die neueſten Berichte aus Amerika. Bei den diesjährigen Manövern
der amerikaniſchen Flotte, die in der Nähe von Honolulu ſtattfanden, ge-
lang es, photographiſche Aufnahmen von Tagesereigniſſen und Bilder
von Personen von dort mit und ohne Draht in zwanzig Minuten nach
Neuyork zu übermitteln. Dieſe Entfernung beträgt achttauſendzwei-
hundert Kilometer. Ein anderer aufsehenerregender Erfolg war die tele-
graphiſche Übertragung eines Röntgenbildes von Neuyork nach einem
Chikagoer Krankenhaus in sieben Minuten. Dieſe Übertragung geſtattete
eine genaue Diagnose der Krankheit eines in Neuyort befindlichen Pa-
tienten, der auf diesem Wege einen
Selenzelle in elektriſche Strom-
ſchwankungenumgewandelt, die nach t
ihrer Verſtärkung im Empfänger s
durch eine besonders empfindliche L §
Vorrichtung eine Rückverwandlung *
in optiſche Eindrücke erfahren. Auf .
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"© l wp: -,
/ j; ? t . z r. . f
Spezialarzt in Chikago konſultierte.
Ihr Erfolg eröffnet ganz neue Aus-
sichten auf dem Gebiet der Fern-
behandlung und.bedeutet eine wert-
Hilfsmittel, die manchem Kranken,
einer Mattscheibe werden die ſo er-
haltenen Lichtpunkte in der richtigen
Cine auf fernphotographiſchem Weg übermittelte Unterſchrift
dernichttransportfähigiſt, durchdiese
Vermittlung das Leben retten kann.
Der Gratulant / Von F. von Rheinberg
N Norden einer großen Stadt am Rhein lebte einmal ein Maler, na-
mens Bock. Obwohl nicht ohne Talent, war er ſchon früh auf die Bummel-
bahn geraten und arbeitete nur, wenn die allergrößte Not ihn dazu zwang.
Im übrigen ging er luſtig durchs Leben. Da er nicht ohne Witz und Geiſt
war und sich in der Kleidung, so gut es ging, auf „künſtleriſcher Höhe"
hielt, war er auch in beſſern Bürgerkreiſen eine beliebte Persönlichkeit und
allzeit ein gern gesehener Gast. Seine Schnurren nahm man ihm nie übel.
Stets halte er die Lacher auf ſeiner Seite. Eines Morgens, am Namens-
tag von St. Anna, erschien der Maler am Blumenſtand einer Blumenver-
käuferin, die ihn gut kannte. „Sag', Kathrin, leih mir mal den ſchönen Rosen-
ſlrauſz dort. Ich bringe ihn dir beſtimmt in anderthalb Stündchen wieder !!!
„Na, wieder auf Freiersfüßen, Bock?“Ö“
„Nä, diesmal nit, Kathrin! Es geht ums tägliche Brot! Adjüs dann,
bis nachher !"
Mit dem Blumenſtrauſ; ſtolziert der Maler auf ein bürgerliches Gaſt-
haus zu. Drin sitzt hinter dem Schanktiſch die Frau Wirtin in weißer
Schürze und hätelt, denn um dieſe Morgenzeit laſſen ſich nur wenige Gäſte
ſehen. Bock geht mit seinem Blumenſtrauß in feierlicher Haltung auf die
Wirtin zu, macht eine tiefe Verbeugung und sagt: „Frau Meurer, heut,
am St. Annatag, wollte ich nicht verfehlen, Ihnen zum Namensfeſte meine
herzlichſten Glückwünſche zu überbringen!“ Und elegant reicht er der über-
raſchten Wirtin den Roſenſtrauß.
„E nä, Herr Bock, das iſt aber nett von Euch, daß Ihr an meinen Namens-
tag gedacht habt !Ü é
„Stephan,“ sagt sie zum Kellner, „breng dem Herrn Bock en Glas Bier
un en Röggelche mit Käs !"
Der Maler setzt ſich und ißt mit Behagen das bekannte Schnittchen,
das man dort volkstümlich „einen halben Hahnen“" nennt.
Nach einiger Zeit winkt er den Kellner heran und lagt: „Stephan, ich
habe noch etwas viel Weißbrot übrig, reich! mir noch etwas Käſe dazu!“
Nach einem zuſtimmenden Blick der Wirtin ſteht alsbald die gleiche Por-
tion Käse vor dem Maler. Einige Minuten ſpäter winkt Bock abermals:
„Stephan, ich han jett etwas zuviel Käs, gib mir noch en Röggelche !"
Sofort erhält er ein zweites Brötchen, und mit einigen Pauſen wieder-
holt ſich das Spiel noch zweimal, ſo daß Bock vier halbe Hahnen und
vier Bier verzehrt hat.
Jetzt erhob er ſich mit Würde, nahm ſeinen Hut, trat an den Schanttiſch,
verbeugte ſich und ſagte: „Frau Meurer, ich tu’ mich herzlich bedanken für
die Güte und wünsche, daß Sie den Namenstag fröhlich zubringen. Ich
habe nun noch zwei andere Annas abzumachen, und Sie werden begreifen,
daß ich denen doch auch dieſen ſchönen Rosenſtrauß zum Beriechen reichen
muß. Ihr habt das Vergnügen zuerſt gehabt, weil ich Euch am höchſt en
ſchätze !" Sprach’'s, nahm den Blumenſtrauß vom Schanttiſche, machte noch
eine tiefe Verbeugung und ſchritt zur Tür.
Verblüfft und doch beluſtigt ſprang die Wirtin auf und rief: „Bock, Ihr
sſeid doch ein Schaute !"
Mit einer Verbeugung gab er gelaſſen zurück: „Weiß ich, Frau Meurer!
Nix für ungut ! Das große Los iſt mal wieder ausgeblieben, und seit geſtern
hat es bei mir bloß Waſsſserſupp’ gegeben ! Mein Magen verlangte unbedingt
etwas Feſteres, und da dachte ich an das gute Herz der Frau Meurer ..."
„No na, der kluge Maler! Heut abend gibt es Namenstagsbier! Wenn
du Luſt haſt, kannſte kommen ! Der Maler legte zustimmend die Hand aufs
volle Bereicherung der ärztliitzen
Het 4
ordneter Buchſtabentext, der nach ſeiner
telegraphiſchen Übermittlung am Emp-
fangsort mit Hilfe einer Art Schreib-
maſchine, die aber ſtatt Buchſtaben be-
stimmte Schwärzungen erzeugt, in ein
Bild umgewandelt wird. Auf dieſe Weise
kann man durch die Übertragung von
Buchstaben Bilder telegraphieren: der
JournaliſtkannseinerZeitungilluſtrierte
Telegramme ſchicken, der Geſchäfts-
mann seine bestätigende Unterschrift
dem telegraphiſchen Auftrag anfügen
und der Kriminaliſt den Tatort, das
Bildnis und den Fingerabdruck des
flüchtigen Verbrechers funktentelegra-
phiſch verbreiten.
Damit iſt ein ſchöner Fortſchritt er-
zielt. Aber von der Bildtelegraphie zum
Reihenfolge und Stärke ſichtbar ge-
macht und zu einem Bilde vereinigt.
Eine Hauptſchwierigkeit bei der Ver-
wirklichung des Fernsehens iſt die Träg-
heit des Selens, das heißt die Langſam-
| teit, mit derdie Widerſtandsänderungen
dieſes Elementes den Belichtungsände-
rungen folgen. Neuere Verfahren der
Bildtelegraphie bedienen Jich daher der
sogenannten „photoelettriſchen Zellen",
die zwar kleinere lichtelektriſche Wir-
kungen zeigen als das Selen, aber keine
oder nur eine geringfügige Trägheit
aufweiſen. Die an ſJich geringe licht-
elektriſche Empfindlichkeit der photo-
elektriſchen Zellen läßt sich verstärken.
Mittels solcher Zellen ſind von verschie-
denen Forschern in letzter Zeit weitere
eigentlichen Fernſeheniſtnoch ein weiter
Schritt. Zerlegt man ein Bild von der
Größe 5><5 Zentimeter durch einen
verhältnismäßig groben Raſter in ein-
zelne Bildpunkte von 1-41 Millimeter Oberfläche, ſo beſteht das Bild aus
zweitauſendfünfhundert Bildteilchen. Soll das Auge diese zweitauſend-
fünfhundert Bildpunkte zu einem einheitlichen Bild vereinen, sſo muß ihre
Übertragung in etwa einer zehntel Sekunde erfolgen. Solange haftet
nämlich im Auge ein Lichteindruck, und nur innerhalb dieser Zeit ver-
ſchmelzen nacheinander übermittelte Lichteindrücke zu einem einzigen zu-
ſammenhängenden. Es ergibtJich alſo die nicht leichte Aufgabe, zweitauſend-
fünfhundert Bildpunkte innerhalb einer zehntel Sekunde zu übertragen.
Der ungariſche Ingenieur Dionys von Mihaly hat einen von ihm
„Telehor“ genannten Fernseher konſtruiert, der es ~ im Laboratoriums-
verſuch + ermöglicht hat, einfache geometriſche Figuren, Buchſtaben und
Zahlen ſichtbar zu machen. Mihaly zerlegt das Bild mittels eines kleinen
Spiegels, der auf einer in einem Magnetfeld ſchwingenden Platindraht-
ſchleife befestigt iſt und etwa zwanzigtauſend Schwingungen in der Se-
funde ausführen kann. Wie bei der Fernphotographie werden die Bild-
elemente unter Zuhilfenahme der .
Die Fernphotographie im Dienſte der Kriminalistik. Fern-
photographierte Fingerabdrücke eines geſuchten Verbrechers
Erfolge erzielt worden, ſo von Bertold
Freund, Alfred Heinze und Auguſt Voß.
Wenn in Zeitungen und Zeitſchriften
hin und wieder der eine oder andere
dieser Forſcher als der Erfinder des Fernsehens bezeichnet und ſein Ver-
fahren als endgültige Lösung dieſes Erfindungsproblems hingeſtellt wird,
ſo trifft dies natürlich nicht zu. Es handelt ſich dabei immer nur um wei-
tere Verbesserungen konstruktiver Art, um neue Etappen auf dem Wege
zu einem Ziel, das immer mehr in greifbare Nähe rückt.
Welch große Fortschritte gerade in den letzten Wochen erzielt worden ſind,
zeigen die neueſten Berichte aus Amerika. Bei den diesjährigen Manövern
der amerikaniſchen Flotte, die in der Nähe von Honolulu ſtattfanden, ge-
lang es, photographiſche Aufnahmen von Tagesereigniſſen und Bilder
von Personen von dort mit und ohne Draht in zwanzig Minuten nach
Neuyork zu übermitteln. Dieſe Entfernung beträgt achttauſendzwei-
hundert Kilometer. Ein anderer aufsehenerregender Erfolg war die tele-
graphiſche Übertragung eines Röntgenbildes von Neuyork nach einem
Chikagoer Krankenhaus in sieben Minuten. Dieſe Übertragung geſtattete
eine genaue Diagnose der Krankheit eines in Neuyort befindlichen Pa-
tienten, der auf diesem Wege einen
Selenzelle in elektriſche Strom-
ſchwankungenumgewandelt, die nach t
ihrer Verſtärkung im Empfänger s
durch eine besonders empfindliche L §
Vorrichtung eine Rückverwandlung *
in optiſche Eindrücke erfahren. Auf .
$ -
"© l wp: -,
/ j; ? t . z r. . f
Spezialarzt in Chikago konſultierte.
Ihr Erfolg eröffnet ganz neue Aus-
sichten auf dem Gebiet der Fern-
behandlung und.bedeutet eine wert-
Hilfsmittel, die manchem Kranken,
einer Mattscheibe werden die ſo er-
haltenen Lichtpunkte in der richtigen
Cine auf fernphotographiſchem Weg übermittelte Unterſchrift
dernichttransportfähigiſt, durchdiese
Vermittlung das Leben retten kann.
Der Gratulant / Von F. von Rheinberg
N Norden einer großen Stadt am Rhein lebte einmal ein Maler, na-
mens Bock. Obwohl nicht ohne Talent, war er ſchon früh auf die Bummel-
bahn geraten und arbeitete nur, wenn die allergrößte Not ihn dazu zwang.
Im übrigen ging er luſtig durchs Leben. Da er nicht ohne Witz und Geiſt
war und sich in der Kleidung, so gut es ging, auf „künſtleriſcher Höhe"
hielt, war er auch in beſſern Bürgerkreiſen eine beliebte Persönlichkeit und
allzeit ein gern gesehener Gast. Seine Schnurren nahm man ihm nie übel.
Stets halte er die Lacher auf ſeiner Seite. Eines Morgens, am Namens-
tag von St. Anna, erschien der Maler am Blumenſtand einer Blumenver-
käuferin, die ihn gut kannte. „Sag', Kathrin, leih mir mal den ſchönen Rosen-
ſlrauſz dort. Ich bringe ihn dir beſtimmt in anderthalb Stündchen wieder !!!
„Na, wieder auf Freiersfüßen, Bock?“Ö“
„Nä, diesmal nit, Kathrin! Es geht ums tägliche Brot! Adjüs dann,
bis nachher !"
Mit dem Blumenſtrauſ; ſtolziert der Maler auf ein bürgerliches Gaſt-
haus zu. Drin sitzt hinter dem Schanktiſch die Frau Wirtin in weißer
Schürze und hätelt, denn um dieſe Morgenzeit laſſen ſich nur wenige Gäſte
ſehen. Bock geht mit seinem Blumenſtrauß in feierlicher Haltung auf die
Wirtin zu, macht eine tiefe Verbeugung und sagt: „Frau Meurer, heut,
am St. Annatag, wollte ich nicht verfehlen, Ihnen zum Namensfeſte meine
herzlichſten Glückwünſche zu überbringen!“ Und elegant reicht er der über-
raſchten Wirtin den Roſenſtrauß.
„E nä, Herr Bock, das iſt aber nett von Euch, daß Ihr an meinen Namens-
tag gedacht habt !Ü é
„Stephan,“ sagt sie zum Kellner, „breng dem Herrn Bock en Glas Bier
un en Röggelche mit Käs !"
Der Maler setzt ſich und ißt mit Behagen das bekannte Schnittchen,
das man dort volkstümlich „einen halben Hahnen“" nennt.
Nach einiger Zeit winkt er den Kellner heran und lagt: „Stephan, ich
habe noch etwas viel Weißbrot übrig, reich! mir noch etwas Käſe dazu!“
Nach einem zuſtimmenden Blick der Wirtin ſteht alsbald die gleiche Por-
tion Käse vor dem Maler. Einige Minuten ſpäter winkt Bock abermals:
„Stephan, ich han jett etwas zuviel Käs, gib mir noch en Röggelche !"
Sofort erhält er ein zweites Brötchen, und mit einigen Pauſen wieder-
holt ſich das Spiel noch zweimal, ſo daß Bock vier halbe Hahnen und
vier Bier verzehrt hat.
Jetzt erhob er ſich mit Würde, nahm ſeinen Hut, trat an den Schanttiſch,
verbeugte ſich und ſagte: „Frau Meurer, ich tu’ mich herzlich bedanken für
die Güte und wünsche, daß Sie den Namenstag fröhlich zubringen. Ich
habe nun noch zwei andere Annas abzumachen, und Sie werden begreifen,
daß ich denen doch auch dieſen ſchönen Rosenſtrauß zum Beriechen reichen
muß. Ihr habt das Vergnügen zuerſt gehabt, weil ich Euch am höchſt en
ſchätze !" Sprach’'s, nahm den Blumenſtrauß vom Schanttiſche, machte noch
eine tiefe Verbeugung und ſchritt zur Tür.
Verblüfft und doch beluſtigt ſprang die Wirtin auf und rief: „Bock, Ihr
sſeid doch ein Schaute !"
Mit einer Verbeugung gab er gelaſſen zurück: „Weiß ich, Frau Meurer!
Nix für ungut ! Das große Los iſt mal wieder ausgeblieben, und seit geſtern
hat es bei mir bloß Waſsſserſupp’ gegeben ! Mein Magen verlangte unbedingt
etwas Feſteres, und da dachte ich an das gute Herz der Frau Meurer ..."
„No na, der kluge Maler! Heut abend gibt es Namenstagsbier! Wenn
du Luſt haſt, kannſte kommen ! Der Maler legte zustimmend die Hand aufs
volle Bereicherung der ärztliitzen