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Das BuchfüvAlle

Heft 20

Illustrierte Familienzeitſchrift

1926





Zum leßten Heller / Komar ven Toni Rothmund

UV junge, frohe Menschen begegneten ihnen, riefen Mar-
grit und ihrem Weggefährten Grüße zu und wanderten
weiter. Alle Augen lachten wie blauer Himmel, und alles
Lachen klang nach Lerchen. So hatten Thomas' Augen geſtrahlt,
und so läutete Joſts ſilbernes Lachen!

Der Mann an ihrer Seite aber war ernſt und herb, und ſo war
auch seine Liebe. Dunkel, heiß und fordernd.

Margrit ſpürte alle ſeine Gedanken. Und sie wartete, mit klop-
fenden Pulsen wartete sie, daß auch ihr Herz aus seiner Leidſtarre
erwachen möge. Sie wußte wohl, wie die Liebe über die Menſchen
kam. Mit Sangund Klang und Gloria, mit Jubel und Seligkeit. ~

In ihr aber war : / .. L;

(Schlußz)

Wort. Auf dem Heimweg begann er ihr ruhig und ſtill sſeine Ver-
hältnisse klarzulegen, er ſprach von einer ſtillen, ſchönen Zukunft
und versprach, ihrem Kinde ein guter Vater zu ſein. Sie erwiderte
kein Wort darauf. Aber als Joie vor ihrer Haustür ſtanden, ſagte
ſie: „Leb' wohl und hab’ Dank für den ſchönen Tag. Aber komm
nicht wieder, es wird nichts mit uns zweien. Dein Weib kann ich
nit sein, und dein Schayt wauill ich nit sein.“

Das konnte er nicht begreifen. „Du haſt mich doch geküßt. Kann
man so küſſen ohne Lieb'?"

„Ja, das kann man, ich hab’ es auch nicht gewußt. Vielleicht
könnt’ ich auch andere so küſſen. Weiß ich denn, nach wem ich dann
auf einmal wieder die



alles still. Nur ein
dunkler, wilder Strom
rauſchte in der Tiefe,
der zog Jie in seinen
Bann, immer näher.
. Den ganzen Tag
warb der Mann um
ſie mit tausend guten
Worten, mit Zureden
und mit Bitten. Als
es Abend wurde, zog
er ſie in ſeine Ame, |.
und ſie ließz ege.n. ,
ſchehen, daß er ſie
küßte. Ihre Lippen
brannten, ihr Blut
rann ſchwer und heiß,
aber kein Gloriaklang
und Jubel war in
ihrem Herzen. Da
warf ſie ſich feſt an
seine Bruſt in Angſt
und Grauen vor der
Totengstille in ihr.
Der Mann fragte:
„Warum weinſt du,
Margrit?"
„Ich weine nicht.
Küsse mich, dul“
„Ich mag nimmer
ein Mädel küſsen, das
weint. Y
„Dann will ich la.. |
chen, Lieber!‘ Und
ſielachte,aber es klang
wie geſprungenes
Glas. Da war er wie-
der froh und meinte,
ſie habe ihn ſchon ein
wenig lieb. Aber ob-
wohl Jie ich gelaſſen
küſſen ließ, soviel er
begehrte, gab Jie ihm
doch kein beſtimmtes



Ein Bild des Friedens aus



Ostafrika. (Ewing Galloway)

Laune bekäm'? Und
müßt’ über dich weg-
gehn und nach einem
anderen greifen? Was
maneinmalgetanhat,
tut man auch wieder.
Weißt du denn nicht,
daß ich eine aus dem
„Letzten Heller‘ droben
an der Grenz’ bin?"

Er wich zurück, und
ſein Gesicht wurde
aſchfahl. „So eine biſt
du? Zu denen gehörst
du?

„Mein, ich gehör!
nicht mehr zu ihnen.
Aberichwillauchnicht
wieder zurückgetrie-
ben werden. Ich hab'
Angst vor mir selber.
Ich hab! dich nicht
lieb. Wenn ich dich
nähm', ſotät' ich's, um
versorgt zu sein, und
es tät' mich reuen,
früheroderſpäter.Du
biſt auch zu ſchad’ da-
für und ich auch.
Leb! wohl.“

„Aber nicht für im-
mer. Laß uns sagen
„Auf Wiedersehen,
Margrit. Es könnt'
doch noch anders wer-
den.“

Sie



ſchwieg und
ſchüttelle den Kopf.
Was er auch sagen
mochte, sie hatte nur
immer ein trauriges
Nein für ihn. Zuletzt
wandte er sich und
ging betrübt davon.


 
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