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Bunte Geſchichten

Westfäliſche Anekdoten. Ein weſtfäliſcher Schulze bekommt ſeit der Zeit
der Lebensmittelknappheit alle Jahre den Beſuch ſeiner sſtädtiſchen Schwa-
gerſchaft, insbesondere der Frauen. Dieses Jahr nun haben ſich die Gäſte
um Monatsfriſt verſpätet, und im Vorjahr kam irgend was dazwiſchen, ſo
daß Frau Kinna angesichts des zu voller Länge aufgeſchoſſenen Roggens
ruft: „Mein Gott! Was iſt das Korn gewachsen, die zwei Jahre !“

Vorausgesetzt, einer der geſuchteſten Zahnärzte Münſters heiße Ohlen-
kott. Da pilgert nun ein Münsteraner in die Heide, übernachtet, verbringt
den halben Pfingsturlaub bei einem Gaſtwirt, deſſen Tochter es ihm an-
getan hat, ſo daß er ſchon an Verlobung, Hochzeit, weiß Gott was noch,
denkt, ohne daß sie eine Ahnung davon hat; denn Klugheit ſcheint nicht
ihre beſte Tugend. Aber gerade dies Naturwüchsige, Schlichte, Naive an
dem nicht mehr jungen Mädchen feſſelt den kleinen Sparkassenbeamten.
Ganz besonders aber hat er Jich verguckt in ihre ſchneeweißen, maktelloſen
Zähne, so daß er ſeine Werbung eines Morgens mit dem entzückten Ausruf
einleitet: „Sagen Sie mir nur das eine, Fräulein, wo haben Sie ſo wun-
dervolle Zähne her?“ – „Von Ohlenkott in Münſter,“" sagt Jie, „ſe hebt
ſchwor Geld kost, glövt män !"

In einer kleinen westfälischen Landstadt wirkt ein unerſchrockener Chirurg,
der einerseits seine tatsächliche Geschicklichkeit, anderseits die Ungefähr-
lichkeit operativer Eingriffe damit unterstreicht, daß er Leidende mit den
Worten tröſtet: „Na ja, ſchlimmſtenfalls machen wir eben mal auf und
gucken ’rein !" Diesem Herrn pasſierte es einmal, daß er, ohne einen Schlüssel
in der Taſche, die Haustür einſchnappen ließ. Alſo ſchickte er vom Kranken-
haus zum Schlosser, einem Manne, dem er unter Blinddarmverdacht
etwas voreilig den Leib geöffnet hatte, er möchte mit dem Dietrich kommen.
An der Haustür trafen sie zuſammen, und der Arzt berichtete ſein Miß-
geschick. „Schad'’t nich, " ſprach der Schlosser, ſchwang den Schmiedehammer
und ſchlug die Tür ein, ,„ſchlimmſtenfalls maaktwiup undkieken rin !“ R. E.

Besser ist beſſer. Zu dem letten Habsburger Kaiſer Karl VI. ſagte ein-
mal ein Klavierkünſtler: „Majeſtät hätten Virtuoſe werden Jollen." Der
Kaiser antwortete in seinem Wiener Deutsch: „Wir ſtellen uns holter so
besser.“ Th. Mc.

Das Krrannit. „Herr Kandidat, würden Sie mir bitte ſagen, was das
hier iſté‘.. ,Jawoll, Herr Profeſſor, das iſt. . . e ... das Krrannit.. -
„Zunächst, Herr Kandidat, heißt es d e r Krannit und zweitens der G r a-
n it, und drittens iſt es Porphyr. Ich danke Ihnen !“ H. Schl.

Vom Alter der Tiere. Manche Lebewesen werden von der Natur durch
eine außerordentliche Lebensdauer ausgezeichnet. Unter dieſen befindet
ſich auch die Kröte, von der eine Sage behauptet, daß Jie ſich als einziges
Tier aus der Urwelt in die neuerſchaffene Welt hinüberretten konnte, weil
es, von Licht und Luft abgeschloſſsen, doch noch ein Daſsein zu führen ver-
mochte. Man hat in der Tat in rieſigen Steinen, an denen nicht die Spur
einer Öffnung zu entdecken war, große, aus Mangel an Licht faſt farbloſe
Kröten gefunden, die darin exiſtiert haben mußten, die aber nach ihrer
Befreiung unter dem ungewohnten Einfluß von Licht und Luft raſch ver-
endeten. Auch die Schildkröte erfreut ſich eines patriarchaliſchen Alters;
zoologiſche Gärten besitzen Schildkröten, die zweihundert und mehr Jahre
zählen. Für die Elefanten ſind zweihundert Jahre der Altersdurchſchnitt,
auch ein Schwein kann so alt werden. Hundert bis hundertfünfzig Jahre
erreicht ein Karpfen, wenn er das Glück hat, nicht vorher als Weihnachts-
karpfen verzehrt zu werden. Papageien werden hundert Jahre alt, ebenso
Raben, Adler und Krokodile. Eine Gans würde Jich des Alters von achtzig
Jahren erfreuen, wenn der Menſch es zuließe. Kamel und Löwe werden
sechzig Jahre alt; auch ein Pferd kann fünfzig Jahre erreichen. B. W.

Die Grabſchrift Regniers. Regnier hat ſeine Grabſchrift ſelbſt verfaßt:

Ich lebte in den Tag hinein

Und ließ, um ſtets vergnügt zu ſein,
Mich bloß von meiner Neigung lenken.
Der Tod hat mich beſtürzt gemacht:
Denn da ich nicht an ihn gedacht,

Was braucht er denn an mich zu denken? H. G.

Herr und Pferd. Als einHofnarr einmal mitanſah, wie das Pferd ſeines
Herrn mitten in einem Flusse ſtallte, meinte er: „Es macht's wie der Herr:
es gibt denen, die ſchon haben." Th. M<h.



Kreuzworträtsel

IU j IU

















































Rätsel
Mit o iſt's ein Tyrann,
Mit v hat's jedermann,
Mit z zur Winterzeit
Verziert es manches Kleid.

Scharade

Die halbe Weltſtadt ich erkor

In England, setzt’ ein Kind davor,

So daß aus beiden nun entſtand

Uralte Stadt im Euphratland. R.

Auflöſungen in Heft 22.









| Zitatenrätſel g t :
| § MS . 1. Lieblich war die Maiennacht. " j uten ve! zt: Veft: ;
Il IAMIMINDINN 2. Schlag noch einmal die Bogen um mich, du grünes des Kreuzworträtſels: senkrecht: 1- tuyu. e. gui
[1.1 14 Srl M | z. Uu iſt die Stelle, wo ich ſterblich bin. iz Berhe,, 19. Aden, It Ger, 1V er, 19. Lota, 20. faul:
S ‘: h ue st Mut uu s Gu u “ hrt FU §. ile t M Ca U Üeb,
IMJIIOV 17 IMI 6. Wenn alle untreu werden, ſo bleib’ ich dir doch treu. 13. Biß, 14. Nagel, 17. der, 20. Ferge, 23. Oran, 25.
7. Fern im Süd das ſchöne Spanien. Erbe, 27. Leu, 28. Los, 29. Ahle, 80. Nero;
18 | 19 Von wem ſind die einzelnen Zitate ? Die Anfangs- des Rätſels: Roſe, Eros; .
1§ ] buchſtaben der Namen nennen einen deutſchen Titer. tes Fs eu “ud. eu Stern;
te er Scharader: Eiſen, Erz, Eiſenerz;
Bedeutung der Wörter : senkrecht: 1. Körperteil, Q + § gs hu te. §tusb aus iſt Gläet hienteten.
2. männlicher Vorname, 3. Futtermittel, 4. Verbrecher, t Zuſammenſetzrätſel tts; os u'uut ſtiller F eben; §3
9. Vogel, 1I1. Weltſprache, 18. aſiatiſche Hafenstadt, 14. der Scherzfsrage: Ein verlobter Bierbrauer;
Bodenart, 15. Grasart, 16. Siunesorgan; : E | § | 1 B | V | Y V | Y | P des Röüſſelſprungs:
wagrecht: 5. Wiederkäuer, 6. Bindemittel, 7. Figur It
aus dem Nibelungenlied, s. Geſellſchaſtsklaſse, 10. Baum,
12. Nagetier, 15. Himmelskörper, 17. Stadt in Süd- il | T | U . | R | U V | V | L
tirol, 18. Getränk, 19. weiblicher Vorname. Jr. W.
K| d | L x | s | | z | B | A

















Nicht jeder iſt es

Weder Topf, noch ein Faß,
Keine Flaſche von Glas
Vermagſt mit beſtem Willen,
Wenn eins ſie ſind, zu füllen.
Wohl ein Jahr iſt vorbei,

Wenn ein Ding die zwei-drei.
Sou ist's in allen Sachen,

Man kann's nicht ſchneller machen.
Wer die Urkunde lieſt,

Wann geboren du biſt,

Der ſieht ſodann auch dorten,
Ob Ganzes biſt geworden.

nennen.

Die drei Quadrate sſind unter entſprechender Drehung
su nebeneinander zu ſtellen, daß bei anderer Reihen-
solge die drei durchlaufenden Reihen ein Sprichwort

Logogryph

Bei jeder Frau in ihrem Bimmer

Erglänzet wohl ſein lichter Schimmer,

Ein Schuldner, ob er ſtehet oder hängt,

Der immer wieder gibt, was er empfängt;
Haſt du zwei Laute ihm geſtohlen, j
Daun kannſt du dich bei ihm erholen. E. St.

Fr. W.



Das Leben, Freund, mißt nicht nach Tag und Nacht,
Mißt, wie ein Buch, nach dem, was drin zu lefen;
Je mehr du haſt erlebt, gefühlt, gedacht, ;

Je länger iſt dein Erdenpfad geweſenl! (V. Blüthgen.)
 
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