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as BuchfüvAlle

Heft2z Jlluſtrierte Familienzeitſchrift

1926



Das Kontobuch des Teufels / Erzähluns von Marie Diers

(Fortsetzung) :

der doch niemals den Weg zu Albertines Schreibſtube ein-
ſchlug. Dem manchmal das Waſſer an der Kehle ſaß, und
der nicht wußte, wie er ſein Vieh ſatt kriegen ſollte auf dem
ſchlechten Besitz, von den Menſchen ganz zu ſchweigen. Dem die
Leute hundertmal sagten, er ſolle doch nicht dumm ſein. Was
andere so leicht kriegen könnten, um damit ihre Not zu löſchen,
müßte er doch erſt recht bekommen, denn es ſei ja ſein Eigenes,
das ihm mit Lug und Trug weggenommen ſei.
Aber er schüttelte zu dem allem den Kopf. Er ging nicht zu
ſeiner Schwester bitten, auch nicht um das, was ihm von Gottes
und Rechts wegen zukam. Vieltauſendmal lieber, als ſich von dem
Sündengeld helfen lassen, wollte er ſich die Haut von den Händen
ſchinden, trockenes Brot eſſen und ſchlechter leben als ſein Vieh.
Ja, er mißtraute auch der Hilfe, die Albertine den anderen

(F: einziger war in dieſer Zeit, dem es bittersſauer ging, und

Leuten zuteil werden ließ. In seinem einfachen Kopf hatte die
Vorstellung keinen Platz, woher sie aus ihrem väterlichen kargen
Erbe das bare Geld zum Ausleihen hernehmen könne. Das ge-
ſchah nicht mit rechten Dingen. Er wollte nicht daran glauben,
daß sie ſich dem Teufel verſchrieben habe, wenn auch alle An-
zeichen dafür ſprachen. Aber er hatte den Verdacht, daß sie mit
dem Wucherer in der Stadt unter einer Decke arbeite. Er konnte
die Furcht nicht loswerden, daß alle Leute, die Geld von ihr ge-
liehen hatten, in eine große Falle gegangen ſeien. Und er war des
feſten Willens, lieber mit seinem armen Besitztum unterzugehen,
als eine Hilfe zu ſuchen, die keine Hilfewa.

An einem Neujahrstage prasselte es plötzlich nieder. Der Junge
vom Krugwirt, bei dem die Poſtſtelle war, trug mehrere einge-
ſchriebene Briefe aus, in denen Hypotheken gekündigt wurden.
Die Leute glaubten nicht recht zu ſehen und zu hören. Diejenigen,





Es will Abend werden / Nach einer Radierung von Erich Gruner Bava









erlag in München
 
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